Marie-Theres Mund in der Kaffeestube
Gründen

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Chefin im Tortenparadies

Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: In Limlingerode im Südharz serviert Marie-Theres Mund in einem alten Bauernhaus die besten Torten der Region. Für die Gründung im Rahmen der Nachfolge wurde die 28-Jährige 2018 mit dem KfW Award Gründen für Thüringen ausgezeichnet.

Ländliche Kaffeestuben

Bis zu 25 Torten backen Marie-Theres Mund und ihre Mutter täglich, um ihre Gäste zu beglücken (KfW Bankengruppe/n-tv).

Schwarzwälder Kirschtorte, Erdbeer-Schmand-Sahne, Schwedische Apfeltorte, Himbeer-Mascarpone, Schlosstorte … die Auslage der Ländlichen Kaffeestuben lässt die Herzen aller Kuchenfans höherschlagen. Marie-Theres Mund zählt geduldig die süßen Kreationen auf und hat gleichzeitig den Eingang im Blick. Auch heute ist die Warteliste lang und die Platzverteilung der Gäste in den vier gemütlich eingerichteten Räumen eine logistische Herausforderung. Sind dann noch Weihnachtsfeiern, Busgruppen oder Hochzeitsgesellschaften für den großen Extraraum angemeldet, ist volle Konzentration gefragt.

Kaum jemand kommt zufällig in das Dorf mit 250 Einwohnern. Das Café ist weithin bekannt und ein Ausflugsziel für Einheimische wie Touristen gleichermaßen. Hier finden sie nicht nur mit viel Sorgfalt hergestellte Torten. In der Scheune nebenan kann die wechselnde Dekoration der Räume erworben werden. Wer länger bleiben möchte, mietet die Ferienwohnung im oberen Stockwerk.

Marie-Theres Mund beim Backen
Backen als Berufung

Schon als Kind hat Marie-Theres Mund leidenschaftlich gern gebacken. Für die Übernahme des Cafés gab sie ihre Arbeit als Erzieherin auf.

So experimentierfreudig die Inhaberin in der Backstube ist – bei der Gründung hat sie auf Bewährtes gesetzt: Siebzehn Jahre lang lief das Café mit angeschlossenem Verkauf sehr erfolgreich. Die Besitzer wollten es aus Altersgründen abgeben. Marie-Theres Mund, die nur ein paar Häuser entfernt wohnt, ging das nicht aus dem Kopf: „Zuerst war es eine Schnapsidee. Ich hatte ja einen sicheren Job als Erzieherin, und die Kinder waren mir ans Herz gewachsen. Doch die Vorstellung, etwas Eigenes zu haben, gefiel mir. Mein Vater war begeistert, meine Mutter eher skeptisch, schließlich hatte ich das Geld für den Kauf nicht unterm Kopfkissen. Und ob man mit 25 Jahren und ohne Sicherheiten einen hohen Kredit bekommt?“

Diese Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Die Finanzierung über die Bürgschaftsbank, die Kreissparkasse Nordhausen und die KfW lief problemlos. Das Haus war gut in Schuss, die Umsätze sprachen für sich, und die junge Gründerin wollte das erfolgreiche Konzept beibehalten. „Es war trotzdem ein mulmiges Gefühl, als ich die Verträge unterschrieb und plötzlich Herrin über Haus und Hof war. Silvester 2015 haben die Vorbesitzer ihren letzten Arbeitstag hier verbracht, und am 1. Januar 2016 habe ich mein neues Reich aufgeschlossen“, erinnert sie sich.

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Wir fördern

Marie-Theres Mund hat den ERP-Gründerkredit – Universell genutzt. Er ermöglicht eine zinsgünstige Finanzierung von Gründungen, Nachfolgeregelungen oder Unternehmensfestigungen.

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Da die neue Chefin auch zehn Angestellte übernimmt, ist der Übergang für die Gäste kaum spürbar. In ihre neue Rolle findet sie sich schnell ein – trotz aller Herausforderungen. So ist sie viel jünger als ihre Mitarbeiter, und die Mengen an Zutaten sind für die Hobbybäckerin zunächst unvorstellbar. 360 Eier, 50 Liter Sahne und etliche Kilo Zucker werden pro Woche verarbeitet. Gleichzeitig entwickelt sich Marie-Theres Mund zum Profi beim Kauf von Dekorationsartikeln. Behutsam bringt sie ihren eigenen Stil ein.

Die Gründerin kommt aus einer Familie mit großem Zusammenhalt. Drei Generationen wohnen unter einem Dach, und alle packen mit an. Mutter Andrea ist als Vollzeitkraft angestellt, und auch ihr Vater unterstützt den Betrieb auf Minijob-Basis. Wenn die Torten zur Neige gehen, hilft sogar die Großmutter beim Backen.

Der Tag ist klar strukturiert. Morgens stehen Mutter und Tochter als eingespieltes Team in der kleinen Küche. Wenn die Gäste kommen, ist Marie-Theres im Café und ihre Mutter nebenan in der Fachwerkscheune. „Dann lege ich die Schürze ab und bin Verkäuferin“, sagt sie lachend.

Auch Kater Hannu schlüpft in die Scheune. Für ihn beginnt nun die beste Zeit des Tages. Majestätisch nimmt er auf dem Tisch neben der Kasse Platz. Hier lässt er sich von allen Gästen kraulen. Er ist auch das einzige unverkäufliche Objekt. Lampenschirme, Tischdecken, Kissenbezüge, sogar ein Bett und ein Kamin können sofort mitgenommen werden.

Gegen Abend kehrt Ruhe ein. „Wir haben nur von zwei bis sechs geöffnet, und am Montag ist geschlossen. Was dahintersteckt, ist kaum sichtbar“, sagt Marie-Theres Mund. Rund siebzig Stunden pro Woche zählt sie zu ihrer Arbeitszeit. „Was muss ich einkaufen, welche neuen Torten biete ich an, und wie gestalte ich das Café … daran denke ich natürlich auch in meiner Freizeit. Trotzdem – die Entscheidung hat sich gelohnt, ich würde es sofort wieder machen“, meint sie lachend, als sie Hannu auf Mäusefang schickt und die Tür für heute abschließt.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Donnerstag, 21. Februar 2019