Hautprobleme bei Menschen und Tieren – und eine Lösung direkt aus dem Stall? Das Koblenzer Biotech-Unternehmen Doderm hat eine Salbe entwickelt, die die Wundheilung unterstützt. Sie enthält im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten weder Cortison noch Antibiotika. Für diese Innovation erhielt das Start-up den KfW Award Gründen für Rheinland-Pfalz.
Gründung
Gründung: Dr. Beatrix Förster forschte viele Jahre zu Antikörpern und Antibiotika-Alternativen. 2020 rief sie Doderm ins Leben. Das Start-up besteht heute aus acht Mitarbeitenden.
Doderm-Gründerin Dr. Beatrix Förster hat eine Hündin, die empfindlich auf Pollen reagiert. Das merkt Förster im Frühling, wenn sie mit ihr spazieren geht. „Die Haut an den Pfoten ist gereizt, sie leckt daran und knabbert manchmal, weil es juckt. Dann entstehen offene Stellen, die sich entzünden können“, erzählt sie. Abhilfe schafft eine Salbe, die sie dünn aufträgt – ihre eigene Erfindung.
„Die Probleme entstehen durch Keime auf der Haut. Normalerweise werden dagegen Produkte mit Antibiotika eingesetzt. Das lindert zwar die Symptome, aber es tritt ein anderes Problem auf: Resistenzen gegen Antibiotika nehmen immer mehr zu, sodass diese ihre Wirkung verlieren. Das betrifft Tiere genauso wie Menschen.“
Die Salbe löst genau dieses Problem.
Ein Immunsystem aus der Tube
Pflege
Im Hundesalon wird bemerkt, wenn die Haut der Tiere nicht intakt oder entzündet ist. Abhilfe schafft die Salbe von Doderm.
Statt Antibiotika enthält die von ihr entwickelte Salbe Antikörper, die aus Kolostrum, der ersten Milch von Kühen, gewonnen werden. Diese ist für Kälber lebenswichtig, da sie ohne eigene Immunabwehr zur Welt kommen. Das Kolostrum versorgt sie mit allen Antikörpern, die sie zum Schutz vor Krankheiten benötigen. Die Menge der Antikörper im Kolostrum nimmt jedoch schnell ab. An den folgenden Melkungstagen wird das überschüssige Kolostrum oft ungenutzt verworfen. Denn erst danach geben die Kühe „richtige“ Milch, die ihre Kälber trinken oder die als Lebensmittel für Menschen verkauft wird.
Doderm ist es gelungen, in einem speziellen Verfahren Antikörper aus dem übrigen Kolostrum zu isolieren und für medizinische Zwecke aufzubereiten. „Sie sorgen in unserer Salbe dafür, dass Bakterien dem Körper nichts mehr anhaben können“, sagt Beatrix Förster. „Die Antikörper binden bakterielle Schadstoffe und blockieren sie. Dadurch wird die Immunabwehr nachhaltig aufgebaut. Man könnte auch sagen: Mit dem Auftragen wird ein Mini-Immunsystem implantiert. Es stärkt die Hautbarriere langfristig an genau den Stellen, wo es nötig ist.“.
Von der Forschung zur Gründung
KfW Award Gründen
Seit 1998 zeichnet die KfW Bankengruppe innovative junge Unternehmen mit dem KfW Award Gründen aus.
Am Wettbewerb haben Firmen aller Branchen ab dem Gründungsjahr 2019 teilgenommen. Je ein Unternehmen aus jedem Bundesland wurde als Landessieger ausgezeichnet und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 1.000 EUR.
Ein Produkt für Tiere zu entwickeln, war ursprünglich gar nicht der Plan der Gründerin. Als Immunologin mit jahrelanger Erfahrung in der Krebsforschung, war sie vielmehr damit beschäftigt, Antikörper zur Bekämpfung von Tumoren zu entwickeln. Doch eines frustrierte sie zutiefst: Viele Erkrankte starben nicht an Krebs, sondern an bakteriellen Infektionen, gegen die Antibiotika wirkungslos waren. Sie hatten Resistenzen dagegen aufgebaut.
„Ich wollte Alternativen finden. Zumindest für Hautprobleme musste es doch etwas geben, das nicht auf Antibiotika basiert“, sagt Beatrix Förster. Sie begann, das als Immunbooster bekannte Kolostrum zu untersuchen und Antikörper zu extrahieren. Um deren Wirksamkeit zu testen, benötigte sie weitere Daten – und kam dabei auf ein weiteres Tier: den Hund.
Vorbeugung
Hauterkrankungen, wie z. B. Mauke, machen Pferden zu schaffen. Wird dagegen immer eine Antibiotikasalbe eingesetzt, kann das schnell zum Aufbau von Resistenzen führen.
„Die Haut von Hunden ähnelt der menschlichen. Ich fragte eine Tierarztpraxis, ob sie die Milch-Antikörper testen wolle. Das Interesse war sofort groß! Ich erfuhr, dass bereits 30 Prozent der Hunde resistent gegen Antibiotika sind. Denn sie erhalten nur die älteren Generationen von Antibiotika, die für die Humanmedizin wegen der Resistenzen bereits unwirksam geworden sind. Leben nun aber Haustiere und Menschen eng zusammen, können sie Bakterien untereinander austauschen – und damit auch solche, gegen die Antibiotika nichts mehr ausrichten können. Das Ziel kann daher nur sein, so wenig Antibiotika wie möglich einzusetzen – auch nicht in einer Salbe für kleinere Verletzungen“, sagt sie und betont: „Meine berufliche Absicht war nie, weiteres Wissen zu sammeln, sondern die Medizin zu verbessern. Und hier gab es ein Problem, das ich angehen wollte.“ Nach zehn Jahren in der Forschung schwenkte sie um, stellte ein interdisziplinäres Team zusammen und gründete Doderm.
Eine Lösung für Tiere und Menschen
Wertvoll
Gestüte haben oft kostbare Pferde. Natürliche Alternativen zur Behandlung von Wunden sind dort sehr willkommen.
Heute vertreibt Doderm verschiedene Hautpflegeprodukte für Tiere. Der Markt ist groß.: Allein in deutschen Haushalten leben über 26 Millionen Katzen und Hunde. Zu den Kundinnen und Kunden gehören auch Gestüte mit ihren wertvollen Pferden. Die Rückmeldungen sind so positiv, dass einige Tierhalterinnen und Tierhalter die Creme sogar auf ihrer eigenen Haut ausprobierten. „Niemand muss sich das Produkt mit seinem Pferd teilen. Der pH-Wert der Tierhaut ist auch höher. Wir haben ein Produkt für Menschen entwickelt, das zum Beispiel sehr gut bei Neurodermitis oder Rosacea hilft.“ Doderm verkauft es ebenfalls sehr erfolgreich unter dem Namen Holiko, eine Anspielung auf „Holy Cow“, wie Förster augenzwinkernd verrät, und weist damit noch einmal auf die Superkraft der Milch hin.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 23. Oktober 2025
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