Windpark in Argentinien
Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien

Frischer Wind in Argentinien

Bei der Errichtung von Windparks in Argentinien spielt deutsches Know-how eine Schlüsselrolle – mithilfe von Krediten der KfW IPEX-Bank kommen lokale Betreiber und europäische Windradhersteller zusammen. Ein Beispiel von internationalem Teamwork für den Klimaschutz.

Präsident Mauricio Macri bei der Eröffnung des neuen Werks der Nordex Group in Córdoba

Argentiniens Präsident Mauricio Macri kam zur Eröffnung des neuen Werks der Nordex Group in Córdoba im Juni 2019.

Die Aufregung war groß angesichts des hohen Besuchs, der sich pünktlich zur Werkseröffnung Anfang Juni 2019 in der zentralargentinischen Großstadt Córdoba eingefunden hatte. Staatschef Mauricio Macri war gekommen, besichtigte das Maschinenhaus-Montagewerk und schüttelte fleißig Hände. Mit seinem Besuch am neuen Standort des deutsch-spanischen Windturbinenproduzenten Nordex setzte der argentinische Präsident ein Zeichen, wie ernst es ihm mit der Energiewende in seinem Land ist.

Ende 2015 wurde eine Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verabschiedet. Im Mai 2016, kurz nach seiner Vereidigung als Präsident, startete Mauricio Macri das Programm RenovAr (Renewable energy auction programme of Argentina). Dieses Auktionsprogramm resultiert aus dem veränderten Erneuerbare-Energien-Gesetz und sieht vor, die Nutzung regenerativer Energien in Argentinien zu fördern und damit die CO₂-Emissionen im Land zu senken. Die erste Programmphase zielt darauf ab, von 2016 bis 2026 insgesamt zehn Gigawatt an Energiekapazitäten zu installieren und dadurch den Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Stromverbrauch in Argentinien zu erhöhen.

Hohe Wirtschaftlichkeit für Windparks erwartet

Im Fokus stehen dabei Windparkprojekte – und das nicht ohne Grund: Die hohen Windgeschwindigkeiten, die vor allem in Küstennähe herrschen, versprechen eine hohe Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Bis 2026 sollen mit Windenergie sechs Gigawatt erzielt werden, also der Löwenanteil an den zehn Gigawatt, die mit dem RenovAr-Programm angestrebt werden. Auf Platz zwei folgen Photovoltaikanlagen mit drei Gigawatt.

Windpark Ponoma in Argentinien

26 Nordex-Turbinen verteilt auf 1.365 Hektar Fläche sind im Sommer 2019 im Windpark Pomona in Betrieb gegangen. Zwischen der Finanzierung und der Fertigstellung lagen knapp zwei Jahre.

Um den Bau der Millionenprojekte in der Kürze der Zeit stemmen zu können, sind Anlagenbetreiber auf massive Unterstützung angewiesen. Die bietet das Programm RenovAr in Form von Steuererleichterungen und eines neu eingerichteten Treuhandfonds, der die Finanzierung von EE-Projekten vorantreiben soll. Im Startjahr 2016 wurde er mit etwa 740 Millionen Euro ausgestattet. Zusätzlich zur inländischen Unterstützung sind Fördergelder aus dem Ausland vonnöten.

Windanlagenaufbau im Rekordtempo

Nahe Pomona, einem Dorf in der Provinz Rio Negro, hat Genneia SA, ein argentinischer Hersteller von thermischen und erneuerbaren Energien, einen Windpark errichtet. 26 Turbinen aus dem Hause Nordex erbringen dort eine Leistung von 101,4 Megawatt. Im Juli 2019 ist der Windpark auf einer Fläche von 1.365 Hektar – das entspricht etwa 1.900 Fußballfeldern – in Betrieb genommen worden. Zwischen Auftragserteilung und Fertigstellung lagen nur knapp zwei Jahre.

Vincent Riedweg von Nordex

Vincent Riedweg ist Managing Director Argentina und Uruguay der Nordex Group. Das deutsch-spanische Unternehmen hat schon mehrere Windparks in Argentinien gebaut.

Die Errichtung eines Windparks in so kurzer Zeit ist eine logistische Meisterleistung. Denn schon die Herstellung der Hauptkomponenten, also der Rotorblätter, Türme und Maschinenhäuser, dauert zwischen sechs und zehn Monaten. „Produziert wurde in unserem Werk in Rostock“, erklärt Vincent Riedweg, Managing Director Argentina und Uruguay der Nordex Group. „Anschließend mussten die XXL-Bauteile noch verschifft und vor Ort über Land transportiert werden. Gerade die langen Strecken können dabei eine Herausforderung darstellen.“

Der Transport der Komponenten bis zur Baustelle dauerte zwischen vier und sechs Monaten. Kein Wunder bei der Größenordnung: Das Gesamtgewicht einer kompletten Anlage liegt bei über 400 Tonnen, allein das Maschinenhaus wiegt mehr als 100 Tonnen. Nicht alle Häfen verfügen über die notwendige Infrastruktur, solche Großkomponenten zu entladen. Eine exakte Planung ist wichtig, um die verfügbaren Wege effizient zu nutzen. Für die Montage der 120 Meter hohen Windanlagen brauchen die Mitarbeiter drei bis vier Monate. In der Spitze waren bis zu 400 Personen am Projekt Pomona beteiligt.

Das RenovAr-Programm

Innerhalb des RenovAr-Programms (Renewable energy auction programme of Argentina) vergibt die argentinische Regierung langfristige Verträge zur Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien mit Abnahmegarantien. Dies dient dem Ziel, bis zum Jahr 2025 20 Prozent des Energiebedarfs mit Erneuerbaren zu decken. Das RenovAr-Programm und die damit verbundene Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes schufen den Rechtsrahmen, um auch ausländische Investitionen in diesem Bereich zu erhöhen.

Als einer der drei führenden Anbieter von Windenergieanlagen in Europa bringt Nordex die Erfahrung für derartige Großprojekte mit. Die Nordex Group hat in ihrer Firmengeschichte bereits rund 21 Gigawatt Windenergieleistung in mehr als 25 Märkten installiert. Speziell in Argentinien konnte Nordex mittlerweile zahlreiche Projekte umsetzen. Um die eigene Flexibilität weiter zu erhöhen, hat das Unternehmen in diesem Jahr das von Mauricio Macri besuchte Werk in Córdoba errichtet. „Wir sind heute der zweitgrößte Lieferant mit einer Maschinenhaus- und Nabenmontagefabrik sowie drei Betonturmproduktionen im Land. Wir sind darauf ausgerichtet, in Argentinien weiter zu wachsen“, sagt Riedweg.

Referenzprojekt für Nordex

Der Windpark Pomona ist für Nordex ein Referenzprojekt – auch da der im September 2017 vergebene Auftrag das erste schlüsselfertige Projekt (Turnkey-Projekt) in Argentinien war. Zum Gelingen der Windparkerrichtung trug auch die gute Zusammenarbeit mit dem Kraftwerksbetreiber Genneia SA bei, der einen direkten Zusammenhang zwischen der deutschen Technologie und der Energiewende in Argentinien sieht: „Wenn es um erneuerbare Energien geht, stellt Europa den weltweiten Exzellenzstandard dar. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung ist Europas Know-how der Schlüssel für die steile Entwicklung erneuerbarer Energien in Argentinien“, sagt Juan Duzevic, Leitender Finanzplaner bei Genneia SA.

Windrad des Betreibers Genneia

Der unabhängige Kraftwerksbetreiber Genneia hat sich auf thermische und erneuerbare Energien spezialisiert. Das Know-how aus Deutschland und Europa spielt eine große Rolle, um Windparks in Argentinien erfolgreich zu realisieren und zu betreiben.

Die deutsche Beteiligung am Projekt ist ein entscheidender Faktor bei der Finanzierung durch die KfW Bankengruppe gewesen. Denn die Finanzmittel der KfW IPEX-Bank (120,9 Millionen US-Dollar) und der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (20,7 Millionen US-Dollar) fördern gezielt den Export von Technik und Know-how aus Deutschland. „Mit der Finanzierung deutscher und europäischer Exporte unterstützen wir den Absatz der hiesigen Exportwirtschaft und bringen gleichzeitig den Ausbau umwelt- und klimafreundlicher Energieerzeugung in Argentinien voran“, erklärt Thomas Brehler, Abteilungsleiter Energie und Umwelt der KfW IPEX-Bank.

Finanzierung zur Bekämpfung des Klimawandels

Beim Windpark Pomona handelt es sich um die erste langfristige Non-Recourse-Finanzierung für ein etabliertes Unternehmen auf dem argentinischen Markt. Bei diesem Finanzierungsverfahren stellt der Erlös aus dem Verkauf der erzeugten Energie die wesentliche Basis für die Rückführung des Kredits dar. „Der Windpark liegt in Patagonien, wo extrem hohe Windgeschwindigkeiten auf das Küstenhinterland treffen. Das ist für die Energieausbeute natürlich sehr wichtig“, sagt Brehler. Um die Rentierbarkeit zu gewährleisten, wurde der reibungslose Betrieb des Windparks auch auf lange Sicht gesichert: Der Windpark Pomona hat einen 20-jährigen Stromabnahmevertrag erhalten. Nordex übernimmt die nächsten zehn Jahre die Wartung der Anlagen.

Wir finanzieren

Die KfW IPEX-Bank finanziert weltweit Projekte im Sektor Energie und Umwelt.

Mehr erfahren

Neben dem Windpark Pomona gibt es in Argentinien noch weitere Finanzierungsbeispiele der KfW IPEX-Bank, die verstärkt Projekte fördert, wenn sie einen deutlichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Zur Errichtung des 126-Megawatt-Windparks Bicentenario in Santa Cruz mit 36 Turbinen der dänischen Vestas Wind Systems A/S steuerte die KfW IPEX-Bank rund 58 Millionen US-Dollar bei. Auch den kleineren 24-Megawatt-Windpark Kosten in der Provinz Chubut unterstützte die Bank mit einer Finanzierung – beide Parks liegen ebenfalls im windigen Patagonien.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 24. September 2019

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.