Wärmebild einer Produktionsstätte mit Schornstein
Energieeffizienz

Energieeffizienz

Deutschland braucht eine Wärmewende

Die Energiewende lässt sich nur vollenden, wenn wir aufhören, in Wohnungen, Büros und Fabriken Wärme zu verschwenden. Höchste Zeit für ein Umdenken in Deutschland. Ein Kommentar von KfW-Expertin Anke Brüggemann.

Zur Person
Porträt von Anke Brüggemann

Anke Brüggemann ist Principal Economist in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW und dort zuständig für die Themenbereiche Energiewende und Umwelt.

Wer an die Energiewende denkt, hat meist Windräder und Solarmodule vor Augen. Sie stehen für die saubere und sichere Alternative zu Kohlekraftwerken und Atommeilern. Im vergangenen Jahr deckten Wind, Sonne, Biomasse & Co. schon rund 36 Prozent der Stromnachfrage.

Angesichts der großen Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor wird jedoch allzu oft außer Acht gelassen: Deutschland braucht dringend eine Wärmewende, um die Energiewende zu vollenden.

Der Wärmebedarf von Wohngebäuden, Büroimmobilien und Industriebetrieben ist enorm. Ein Blick auf die Fakten zeigt, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Wärme und der Energieeffizienz größere Aufmerksamkeit schenken müssen, will Deutschland seine Klimaziele erreichen und massiv CO₂-Emissionen senken.

Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland (54 %) entfällt auf Wärmeanwendungen. Der Wärmesektor ist für jährlich rund ein Viertel der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Wollen wir die Energiewende erfolgreich zu Ende führen, kommen wir nicht umhin, unseren Wärmebedarf deutlich zu senken und die erforderliche Wärme effizient und umweltfreundlich zu erzeugen.

Energieeffizienz ist schließlich die sauberste, wirtschaftlichste und sicherste Ressource. Es mag banal klingen, aber bei all unseren Überlegungen sollte gelten: Jede Einheit Energie, die nicht verbraucht wird, muss zuvor nicht teuer erzeugt werden. Ansatzpunkte gibt es überall.

Große Einsparpotenziale sind im Gebäudebestand zu finden. Rund die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist unzureichend gedämmt – dies betrifft vor allem Altbauten.

Wärmebilder
Skala, die den Farbverlauf eines Wärmebildes von geringen zu hohen Wärmeverlusten darstellt

Aufnahmen mit Wärmebildkameras, so genannte Thermografien, zeigen, wo aus Gebäudehüllen Wärme entweicht.

Energieeinsparmöglichkeiten bieten neben der Modernisierung der Gebäudehülle die Erneuerung und Optimierung der Heizung und Warmwasserbereitung. Auch die ca. drei Millionen Gewerbeimmobilien und öffentliche Gebäude in Deutschland bergen noch großes Energieeffizienzpotenzial.

Ein weiterer wichtiger Hebel, den Wärmebedarf zu senken, ist die effiziente Prozesswärmenutzung in der Industrie. In diesem Sektor entfallen rund zwei Drittel des Energieverbrauchs auf Prozesswärme, beispielsweise für technische Verfahren wie Schmelzen, Härten und Trocknen.

Die Abwärme, die hierbei entsteht, wird zu oft ungenutzt an die Außenluft abgegeben. Dabei könnte sie gut verwendet werden, um Büros, Sitzungs- und Pausenräume zu beheizen. Zusätzlich könnte die Abwärme in externe Fernwärmenetze eingespeist werden.

Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz hat die Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um die Potenziale für Energieeffizienz in Deutschland besser auszuschöpfen und damit auch die Wärmewende voranzutreiben. Die KfW hilft tatkräftig mit, diese Effizienzziele zu erreichen und damit auch das Klima zu schützen.

Im Rahmen der Programme Energieeffizientes Bauen und Sanieren fördert die KfW im Auftrag der Bundesregierung die energetische Sanierung und den effizienten Neubau von Wohn- sowie gewerblichen und kommunalen Gebäuden. Darüber hinaus finanziert sie Maßnahmen zur Abwärmevermeidung bzw. -nutzung gewerblicher Unternehmen sowie die umweltfreundliche Wärmebereitstellung über erneuerbare Energien. Es war noch nie so günstig, etwas für die Wärmewende zu tun!

Veröffentlicht auf KfW Stories am 21. März 2017, aktualisiert am 12. November 2018