Satellitenaufnahme
Gesellschaftlicher Zusammenhalt

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Hilfe aus dem All

Fernerkundung und Geoinformationssysteme (GIS) bieten eine Fülle neuer Möglichkeiten, um Krisenbewältigung und Prävention zu unterstützen. Doch wo liegen die Grenzen dieser Methodik? Über diese Frage diskutieren Dr. Michael Judex, Referatsleiter im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Martin Voss, Leiter der Katastrophenforschungsstelle an der Freien Universität (FU) Berlin.

Zur Person
Dr. Michael Judex

Dr. Michael Judex ist Referatsleiter im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und verantwortlich für die Koordination des Emergency Management Service (EMS) im Europäischen Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“.

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FZ-E: Krisen, Katastrophen und Konflikte – diese Themen sind aktuell in aller Munde und stellen auch die Entwicklungszusammenarbeit vor zunehmende Herausforderungen. Sie sind, wenn auch in unterschiedlichen Fachdisziplinen, Experten auf diesem Gebiet. Ist Ihr Rat nun mehr denn je gefragt?

Michael Judex: Das BBK ist zwar eine Bundesbehörde mit rein nationalem Mandat, doch das Ausland spielt für uns sehr wohl eine große Rolle. Deutsche Hilfsorganisationen müssen weltweit unterstützt und koordiniert werden. Das machen wir in Zusammenarbeit mit der europäischen Notfall-Koordinierungsstelle. Von ausländischen Organisationen erhalten wir auch immer mehr Anfragen, insbesondere im Hinblick auf Kompetenztransfer und Capacity-Building. Derzeit arbeiten wir hier etwa mit Jordanien und der Ukraine im Bereich Bevölkerungsschutz und CBRN-Gefahren – das steht für chemische (C), biologische (B), radiologische (R) sowie nukleare (N) Gefahren – zusammen. Wir merken deutlich, dass die Nachfrage nach Einsatzmöglichkeiten der Fernerkundung stark zunimmt, z. B. seitens der Welthungerhilfe oder der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Themen, die mit Hilfe der Fernerkundung bearbeitet werden können, sind vielfältig. Mit Hilfe von Satellitenbildern können zum Beispiel die Auswirkungen von Dürreereignissen auf die Agrarproduktion analysiert werden, um drohende Ernährungsunsicherheit frühzeitig zu erkennen. Wir bekommen auch Anfragen zu Wald- oder Savannenbränden, Land-Degradierung oder Entwaldung – also zu Bereichen, die auch die FZ interessieren. Vor diesem Hintergrund baut das BBK Fernerkundungskapazitäten auf, um im akuten Notfall besser unterstützen zu können. Zunehmend stellen wir fest, dass die Anwendungsbereiche der Fernerkundung und ihr Mehrwert weitaus größer sind als ursprünglich gedacht – in der Prävention und der Vermeidung von Krisenfällen, aber auch in der Nachsorge und Wiederaufbauphase.

Zur Person
Prof. Dr. Michael Voss

Prof. Dr. Martin Voss ist Universitätsprofessor für sozialwissenschaftiche Katastrophenforschung an der Freien Universitat Berlin, Leiter der dortigen Katastrophenforschungsstelle (KFS).

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Martin Voss: Auch im Rahmen der soziologischen Katastropenforschung ist die Nachfrage deutlich angestiegen. Wir haben reichlich zu tun! Das wird auch durch das Sicherheitsforschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) begünstigt. Dadurch gibt es in Deutschland eine Forschungslandschaft, die anderswo kaum zu finden ist. Vor allem mit der neuen Zivilschutzkonzeption der Bundesregierung und dem Weißbuch zur zivilen Verteidigung haben wir auf einmal eine Bühne: Es wird das nachfragt, was wir in den letzten knapp zwei Jahrzehnten als Angebot entwickelt haben. Hier bewährt sich unsere Strategie, neue Leistungsangebote zu erarbeiten, bereits bevor es eine akute Nachfrage gibt. Trotz dieser derzeit hohen Nachfrage gibt es einen Punkt, der mir dabei noch nicht gefällt: Es ist die Art der Fragestellung, die an uns herangetragen wird. Wir gehen im Rahmen unserer Forschung von einem sehr breiten Krisen- und Katastrophenverständis aus. Doch die meisten Akteure sehen noch mit der gleichen, eher eng fokussierten Brille auf sich völlig verändernde Konstellationen. Deshalb werden immer noch Partikularlösungen nachgefragt. Nach meinem Empfinden brauchen wir einen ganz anderen Ansatz, der in der Lage ist, sich miteinander vernetzende Prozesse integriert zu betrachten. Wir sehen ja, dass sich unser Umfeld verändert. Langsam involvieren wir in unser Denken auch gesellschaftliche Prozesse, die wir vorher nicht genuin als katastrophenrelevant erachtet haben: soziale Ungleichheit, freiwillige und unfreiwillige Migration, Fluktuationen an den Finanzmärkten, krasse Politikwechsel in als stabil eingeschätzten Staaten oder Kriege und Konflikte in einst fern erschienenen Weltregionen. Diese Themen sind miteinander verflochten und erfordern deshalb eine andere Herangehensweise. Trotzdem bleiben wir noch zu sehr im alten Partikulardenken verhaftet – unsere Gesellschaft ist wohl noch nicht bereit anzuerkennen, dass die Krisen und Katastrophen von heute andere Ansätze erfordern.

Satellitenbild
Blick von oben

Mit Hilfe von Satellitenbildern können zum Beispiel die Auswirkungen von Dürreereignissen auf die Agrarproduktion analysiert werden, um drohende Ernährungsunsicherheit frühzeitig zu erkennen.

Welche Ansätze fordern Sie, um die Krisen und Katastrophen von heute angemessener zu bewältigen?

Martin Voss: Zunächst muss man Institutionen schaffen, die sich in die gesamte Komplexität des Themas einarbeiten können. Wir benötigen eine nachhaltige Förderstruktur, die integriertes Denken – anstelle der Entwicklung von schnellen und schnell veraltenden Teillösungen– erlaubt, ein angemessenes Wissensmanagement ermöglicht und Kapazitäten zur Entfaltung verhilft. Man muss bedenken: Katastrophenprävention rechnet sich nach einer Einschätzung der Weltbank siebenfach! Der Aufbau von Einrichtungen, die – der Problematik angemessen – entsprechend größer und in der Lage sind, strukturiert zu arbeiten, lohnt sich. Davon bin ich tief überzeugt.

Michael Judex: Man darf aber nicht nur Deutschland betrachten, sondern muss auch die Partnerländer im Blick haben. Dort müssen die entsprechenden Einrichtungen etabliert und so verankert sein, dass sie handlungsfähig sind.

Martin Voss: Umgekehrt! Wenn wir selbst nicht über solche Strukturen verfügen, können wir sie auch anderswo nicht ausmachen und als „sparring partner“ aufbauen.

Was können Sie in Ihrem speziellen Tätigkeitsfeld zum Thema Krisen und Katastrophen beitragen? Was ist das Neue oder Besondere, das Sie mit Ihrem Profil beitragen können?

Michael Judex: Als ersten Punkt möchte ich auf den enormen technischen Fortschritt der letzten Jahre hinweisen. Es gibt mehr Radarsensoren, für die selbst Wolkenbedeckung keine Rolle mehr spielt, und immer mehr Sensoren mit sehr hohen Auflösungen. Der zweite wichtige Punkt sind die veränderten institutionellen Rahmenbedingungen. Die Europäische Kommission hat viel Geld in die Hand genommen, für die Forschung und für den operativen Bereich. Mit dem Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“ hat die Kommission einen Mechanismus aufgebaut und einen Rahmen geschaffen, um Satellitendaten kommerzieller Missionen einzukaufen, aber auch, um eigene Satelliten, die Sentinels, bauen und betreiben zu können. Die Daten der Sentinel-Satelliten können kostenlos abgerufen werden. Die größte Besonderheit von „Copernicus“ sind aber die sogenannten Dienste. Die Endnutzer – dazu gehören auch wir, also das BBK – können einfach ein Bestellformular ausfüllen und entsprechende Produkte anfordern. Der „Copernicus“-Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement stellt zum einen Analysen zu Naturgefahren wie Hangrutschungen, Erdbeben oder Vulkanausbrüchen bereit. Zum anderen gibt es einen Notfalldienst, der rund um die Uhr arbeitet und Schadenskartierungen im Fall von Krisen und Katastrophen erstellen kann. Für diesen Notfalldienst hat jedes Mitgliedsland eine Stelle definiert, um die Anfragen für die „Copernicus“-Dienste zu bündeln. Für Nutzer aus Deutschland ist das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum im BBK die national autorisierte Stelle; wir beraten und klären natürlich auch über die Grenzen der Fernerkundung auf.

Martin Voss: Wir bieten einen stärker integrativen Ansatz und entwickeln verschiedene Rahmenkonzepte wie beispielsweise das der „Katastrophenkultur“. Das ist eine Art gesamtgesellschaftliches Tableau, in dem wir analysieren, was denn alles katastrophenrelevant sein oder werden könnte – von umweltbezogenen Aspekten, gesellschaftlichen Faktoren bis hin zu Normen und Werten. Ob Katastrophenvorsorge, Anpassung an den Klimawandel oder Nothilfe – es macht einen fundamentalen Unterschied, ob wir über Italien, Haiti oder Nordkorea sprechen. Das wird aber in den einschlägigen Diskursen kaum tiefergehend reflektiert. Wenn man solcherlei Rahmenbedingungen und Einflussgrößen grob kartographiert, dann führt dies meines Erachtens zu nachhaltigeren Lösungen – sowohl für die Nothilfe als auch für die langfristige Entwicklungszusammenarbeit. Es macht durchaus Sinn, solche Erkenntnisse mit Fernerkundungsdaten zu kombinieren, so sieht man vielleicht bereits andere Prozesse im Entstehen und kann fragen: Was brauchen wir jetzt eigentlich an gesellschaftlichem Know-how, um Krisen und Katastrophen vorzubeugen? Auf welche Akteure, Strukturen und Ressourcen vor Ort können wir zurückgreifen?

Satellit im Weltall
Anwendungsbereiche

Fernerkundung kann zur Prävention und Vermeidung von Krisenfällen, aber auch in der Nachsorge und Wiederaufbauphase angewendet werden.

Sie plädieren in diesem Sinne für eine erweiterte Methodik der Kartographie. Was bedeutet das konkret, und welche Faktoren muss man da miteinbeziehen?

Martin Voss: Ich sehe den Begriff der Kartographie erst einmal sehr weit. Eine ideale Karte ist für mich eine, in die man verschiedene Infrastrukturen und Risikotypen einzeichnet. In einander überlagernde Schichten werden die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen integriert, aber beispielsweise auch die religiös-spirituellen Verhältnisse. Diese Faktoren sollten als eine Ressource begriffen werden. Ich kenne beispielsweise diesen speziellen Fall vom Vulkan Merapi in Indonesien, der die Spannweite katastrophenrelevanter Ressourcen vielleicht ganz gut veranschaulicht. Die dortige Mythologie ist darauf ausgerichtet, den Verlust von Angehörigen durch eine Eruption aufzufangen. Die Opfer werden als Märtyrer gesehen, die vom Vulkan gerufen wurden. Dadurch steigt das Ansehen der Familie, die ein Opfer zu beklagen hat. Das ist nur ein Beispiel für zahlreiche ähnliche Mechanismen, die hochkomplex, aber gleichzeitig grundlegend sind. Wenn man dort einen Geophysiker hinschickt, der ausschließlich technisch orientiert ist, dann ist das für die Leute vor Ort schon ein Vergehen gegen ihre eigenen „Institutionen“. Ich halte es nicht für nebensächlich, sondern für wichtig, solche kulturellen Aspekte zu berücksichtigen. Schattierungen dieser Art gibt es überall auf der Welt! Selbst die aufgeklärtesten, rationalsten Gesellschaften haben ihre lebensweltlichen Formen, mit Schicksalsschlägen umzugehen. Eine aus rein naturwissenschaftlicher Perspektive kartographisch tiefrot – weil stark gefährdet – eingefärbte Region kann bei näherem Hinsehen ganz anders dastehen, weil die Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende Anpassungskapazitäten entwickelt und sich mit ihrem vermeintlich gefährlichen Lebensumfeld arrangiert haben. Wenn man die Region undifferenziert, also als „rot und gefährdet“, kartographiert und dies veröffentlicht, dann ziehen sich unter Umständen Investoren zurück, und es wird so womöglich eine Vulnerabilität produziert, die es vorher gar nicht gab.

Michael Judex: Das ist in der Tat ein spannender Ansatz. Er greift ein Problem auf, das ich auch sehe. Die ganze Technologie – Fernerkundung, aber auch GIS – kommt von ihrem Ursprung her aus den Naturwissenschaften, aus den Umweltwissenschaften. Folglich bildet man das ab, was mit der naturwissenschaftlichen Brille zu sehen ist. Die Welt ist aber viel komplexer. Es gibt Mechanismen, die sich nicht quantifizieren lassen, aber in Ländern mit hoher Vulnerabilität trotzdem für eine Stabilisierung der Gesellschaft sorgen. Dies sollte man nicht außer Acht lassen.

Gibt es – beispielsweise im Hinblick auf Missbrauch der Informationen – Risiken, die mit der Fernerkundung verbunden sind?

Michael Judex: Ja, es gibt Risiken. Dafür sind jedoch seitens der Europäischen Kommission bei jeder Aktivierung Prüfmechanismen entwickelt worden. Zunächst wird genau untersucht, von wem die Anfrage kommt. Anschließend wird geprüft, ob das Gebiet, über dem die Aufnahme gemacht wird, politisch sensitive – ich formuliere es abstrakt – Gegebenheiten beinhaltet. In diesem Fall kann eine Anfrage durchaus abgelehnt werden. Zuletzt gab es so einen Fall in Libyen, wo zunächst Aufnahmen für die humanitäre Hilfe gemacht wurden. Allerdings stellte sich dann heraus, dass dort zeitgleich militärische Operationen stattfanden. Die Genehmigung für die Aufnahmen wurde daraufhin zurückgezogen, und seitdem sind die Prüfkriterien noch einmal entsprechend schärfer gefasst worden.

Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo Sie mit Ihrem Know-how zur Analyse von Krisen und Katastrophen bzw. zur praktischen Umsetzung erfolgversprechender Ansätze besonders hilfreich beitragen konnten?

Martin Voss: Die Global Initiative on Disaster Risk Management verfolgt einen hilfreichen Ansatz, den wir unterstützen. Dieser fragt unter anderem: Was haben wir denn für Strukturen für das Katastrophenmanagement in Deutschland, und in welche kulturellen Rahmenbedingungen in anderen Teilen der Welt passt das hinein? Dieses Vorgehen berücksichtigt, dass wir es längst nicht überall besser können. Wir müssen zunächst die lokalen Gegebenheiten und Kapazitäten analysieren und sehen, ob den Menschen vor Ort mit unseren Systemen tatsächlich geholfen ist. Wir betrachten ein nationales System detailliert und bereiten es konzeptuell so auf, dass man es – wenn es ausreichend kompatibel ist – auch in andere Kulturen transferieren und übersetzen kann. Nicht so, dass man es eins zu eins anwendet, sondern es wird an den jeweiligen Kontext angepasst.

Michael Judex: Die ganze Methodik der Fernerkundung ist noch relativ jung. Jetzt ist man allmählich an dem Punkt, an dem die gewonnenen Erkenntnisse in den Alltag übertragen werden. Wir wurden vom Technischen Hilfswerk (THW) beauftragt, eine Kartierung des Flüchtlingslagers Zaatari in Jordanien, an der Grenze zu Syrien, vorzunehmen. Das THW leistete dort humanitäre Hilfe. Auf den Karten sieht man gut, wie das Flüchtlingslager aus relativ informellen, ungeordneten Strukturen in eineinhalb Jahren zu einer Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern angewachsen ist. Der Anlass für die Kartierung war ein Krisenereignis; das Lager war von Hochwasser betroffen. Mittels der Satelliten- und Radarbilder konnte man sehen, welche Bereiche betroffen sind und wo die Drainage gebaut werden muss, um das Wasser möglichst schnell abfließen zu lassen. Die endgültige Abbildung ist ein komplexes Produkt: ein Satellitenbild im Hintergrund und darüber die entsprechende Gefahrenanalyse, in diesem Fall Hochwasser.

Das heißt, man hat sie ex post angerufen?

Michael Judex: Ja. Das ist die Schwierigkeit in Notfällen: Es dauert meistens zwei bis drei Tage, bis die aus Satellitendaten hergestellten Karten tatsächlich beim Nutzer sind. Die Satellitenbilder müssen erst aufgenommen und dann ausgewertet werden, bevor das Ergebnis zum Endnutzer geschickt werden kann. Das ist eine Zeitspanne, die wir leider immer noch nicht verkürzen können. Aus Systemgründen geht es noch nicht, dass wir innerhalb weniger Stunden nach Erteilung eines Auftrags die Daten haben.

Quelle
Cover Evaluierungsbericht 2015-2016

Dieser Artikel ist erschienen im 14. Evaluierungsbericht 2015-2016.

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Was ist Ihrer Meinung nach die größte Schwäche Ihrer eigenen Disziplin?

Michael Judex: Fernerkundung, „Copernicus“ und Geodaten sind immer nur ein Baustein von vielen. Das Interdisziplinäre, die soziologischen Aspekte sind ebenso grundlegend. Und diese kann man schlicht mit dem Satellitenbild nicht aufnehmen. Sie können Ereignisse mit der Satellitenbildfernerkundung nur quantifizieren, Ereignisse auf der Erdoberfläche, bestimmte Naturphänomene festhalten, aber Aspekte der Vulnerabilität sind ja viel komplexer. Das muss man immer im Blick haben. Wir stellen auch immer wieder fest, dass Fernerkundungsproduktedurchaus Fehler enthalten. Es können während der Bearbeitung und Auswertung der Satellitenbildaufnahmen Ungenauigkeiten in den Karten entstehen, die Fehlinterpretationen nach sich ziehen. Auch wenn Satelliten eine hohe Auflösung haben, sehen sie immer nur von oben und eben nicht von der Seite. Dennoch: Wenn solche Karten auf dem Tisch liegen, dann bilden sie eine gute Grundlage für ein Gespräch, bei dem man die unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten herausarbeiten kann. Das scheint mir doch durchaus ein Mehrwert zu sein, auch wenn er vielleicht so von den Erfindern der Satelliten nicht unbedingt beabsichtigt war.

Martin Voss: Um unsere Ansätze besser zu vermarkten, müssen wir Sozialwissenschaftler lernen, über die Grenzen verschiedener Disziplinen hinweg zu kommunizieren und mehr den Nutzen dessen zu sehen, was wir in der Praxis meist zu pauschal kritisieren. So sehe ich beispielsweise beide Ansätze – die katastrophensoziologische Forschung und die Fernerkundung– durchaus als komplementär. Es gibt eine Perspektive vor Ort, die ist ganz anders als die Perspektive aus der Luft. Das miteinander zu verschneiden, ist das Ideale. Sobald beide miteinander kooperieren, kann sich ein wahrheitsgetreueres Bild ergeben.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 23. Mai 2017