Mitarbeiter begegnen sich nicht beim Schichtwechsel
Corona-Kredite

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Rechtzeitig gehandelt

UniCaps füllt Biokaffee und Biotee in kompostierbare und CO₂-neutrale Kapseln ab und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Verpackungsmüll. 35 Mitarbeiter sorgen auch in Zeiten von Corona für einen reibungslosen Ablauf. Möglich ist dies durch eine frühzeitig erfolgte Umstrukturierung und die passende Finanzierung.

Wie UniCaps in der Corona-Krise den Betrieb aufrecht erhält (KfW Bankengruppe/n-tv).

In den Hallen von UniCaps in Frankfurt/Oder rauscht der Kaffee durch die großen Silos in die Anlage. Nach der Befüllung laufen die Kapseln auf ein Förderband. Anschließend setzt der Roboterarm der Verpackungsmaschine präzise je zehn Stück in die Verkaufseinheiten. Die Mitarbeiter der Morgenschicht steuern und kontrollieren die Abläufe. Alles scheint wie immer – und doch ist in diesen Tagen vieles anders.

Standortleiter Tobias Franke erinnert sich gut an die ersten Meldungen über die unaufhaltsame Verbreitung des neuartigen Coronavirus. „Schon im Januar haben wir die Entwicklung genau beobachtet. Als Lebensmitteltechnologe konnte ich die Situation ganz gut einordnen und bin sehr hellhörig geworden. Umsatzeinbrüche haben wir vorerst nicht erwartet, denn Kaffee und Tee werden ja auch in Krisenzeiten getrunken. Wir müssen aber sicherstellen, dass die Belieferung des Einzelhandels störungsfrei ist und alle Produkte weiterhin über Amazon und unseren Onlineshop erhältlich sind. Doch was ist, wenn durch Krankheitsfälle die Produktion gefährdet ist? In unseren Leitungsrunden haben wir unterschiedliche Szenarien entworfen, die auf uns zukommen könnten. Darauf wollten wir so gut und so früh wie möglich vorbereitet sein.“

In Abstimmung mit den Unternehmensgründern Dirk N. Tillmann und Max Sandherr entsteht ein umfassender Krisenplan. Die ersten Maßnahmen: Man gibt sich nicht mehr die Hand. Alle Angestellten werden darüber informiert, was bei einem Verdacht auf eine Infektion zu tun ist. Die Produktionsräume werden besonders geschützt. So dürfen Büromitarbeiter sie nur in Ausnahmefällen aufsuchen, die externe Reinigungsfirma ist gar nicht mehr zutrittsberechtigt. Alle Termine finden nun als Telefon- und Videokonferenzen statt, nahezu die gesamte Büroetage ist im Homeoffice. Doch in der Fertigung wird jeder Einzelne vor Ort gebraucht. Kurzarbeit wie in vielen anderen Branchen muss daher nicht angemeldet werden.

Das Unternehmen verändert die Schichtarbeit. Zuvor haben sich die Mitarbeiter zwischen den beiden Schichten täglich eine Stunde zusammen in der Halle aufgehalten, um die nächste Produktionsstrecke vorzubereiten. Jetzt sind die Teams streng voneinander getrennt und begegnen sich nicht mehr. Bereits geschulte Personen einer Zeitarbeitsfirma bilden ein zusätzliches Back-up für mögliche Ausfälle. Damit die Produktionszeiten entzerrt sind, wird nun auch am Sonntag gearbeitet.

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KfW-Corona-Hilfe

Unternehmen können über ihre Hausbank oder jede andere Bank Corona-Kredite beantragen. Zur Auswahl stehen: KfW-Unternehmerkredit, ERP-Gründerkredit – Universell, Konsortialfinanzierung und KfW-Schnellkredit 2020.

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Kurzfristiges Kapital wird benötigt

Auch York Schulze, Gesellschafter von UniCaps, verfolgt den Weg des Virus, das vor keiner Grenze haltmacht. Plötzlich ist die gewohnte Zuverlässigkeit der Lieferketten nicht mehr gegeben. Glücklicherweise gibt es für UniCaps bisher keine Einschränkungen bei der Beschaffung des Rohkaffees oder -tees. Dank frühzeitig geschlossener Lieferkontrakte garantieren die Großhändler die gewünschte Verfügbarkeit der Ware bis zum Jahresende. Einschränkungen gibt es aber bei Ersatzteilen für Maschinen oder dem Verpackungsmaterial, das aus dem besonders von der Pandemie betroffenen Italien bezogen wird. Doch ein deutscher Hersteller hat Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit zu vergleichbaren Preisen.

Viele Geschäftspartner aber verkürzen nun die Zahlungsziele oder versenden ihre Ware nur gegen Vorauskasse. Gleichzeitig ist ein volles Lager wichtig, falls doch Verzögerungen in der Produktion auftreten. Kaffee, Tee, Kapseln und Verpackungen sind daher in viel größerer Menge als sonst vorrätig. Beides bedeutet: UniCaps benötigt mehr kurzfristiges Kapital – und das nicht nur für das Tagesgeschäft, wie York Schulze erläutert: „Wir sind ein kontinuierlich wachsendes Unternehmen. Im vergangenen Jahr konnten wir den Umsatz um den Faktor 3,5 steigern. Die Voraussetzung für weiteres Wachstum ist, dass wir permanent investieren. In der jetzigen Situation braucht es dafür vor allem schnell verfügbares Geld.“

Gesellschafter York Schulze im Videochat

Gesellschafter York Schulze fand bei der KfW die richtige Finanzierung. Alle Besprechungen dazu finden per Videochat statt.

In einem gemeinsamen Telefontermin mit der Deutschen Bank, die als Hausbank das Unternehmen in seiner Expansion begleitet, sowie der Investitionsbank des Landes Brandenburg, die UniCaps als Förderbank unterstützt, werden diese Herausforderungen diskutiert. Die Deutsche Bank weist auf das sogenannte Sonderprogramm 2020 der KfW hin. „Für unsere Kunden sind wir Partner in allen Finanzangelegenheiten und stehen auch in der Corona-Krise in engem Austausch miteinander“, sagt Alexander Krenz, Senior-Kundenbetreuer bei der Deutschen Bank. „Nach Prüfung der Kriterien stand schnell fest, dass der KfW-Gründerkredit auf die Situation bei UniCaps passt. Die elektronische Genehmigung der KfW kam sehr schnell, nachdem wir den Antrag über das KfW-Antragstool weitergeleitet hatten. Mit diesem Geld ist UniCaps für diese Ausnahmesituation und darüber hinaus sehr gut gerüstet.“

York Schulze betont: „Die Zusammenarbeit lief hervorragend. Ich bin sehr froh, dass wir den Betriebsmittelbedarf für unser weiteres Wachstum über einen Kreditvertrag in Höhe von 1,5 Millionen Euro absichern konnten. Schnelligkeit haben auch alle Beteiligten bewiesen. Bereits zwei Wochen nach Beantragung ist die Auszahlung erfolgt.“ UniCaps ist ein besonders gutes Beispiel gelungener Förderung, weil hier gleich zwei Förderziele der KfW erfüllt werden: die Unterstützung mittelständischer Unternehmen in der Corona-Krise und die Stärkung nachhaltiger Produktion. „Und nicht zuletzt freuen wir uns, dass die bereitgestellte Unterstützung auch dank der beteiligten Finanzierungspartner schnell zum Kunden kommt“, sagt Markus Merzbach, Abteilungsdirektor der KfW.

Standortleiter Tobias Franke in der Produktionshalle

Noch bevor es coronabedingte Auflagen gab, hat Standortleiter Tobias Franke die Abläufe im Betrieb neu organisiert.

Die Zukunft scheint gesichert

Neu geplante Vertriebswege wie die Belieferung von Hotels und Kreuzfahrtschiffen, die für ihre Gäste die praktischen Kapselmaschinen bereitstellen, sind erst einmal aufgeschoben. Mit der gesicherten finanziellen Basis kann aber auch dieses B2B-Geschäft schnell wieder starten. Das gilt auch für die weiteren Vorhaben wie die Erschließung neuer Auslandsmärkte und die hauseigene Kaffeeröstung, die bis zum Ende des Jahres etabliert werden soll. Sobald sich die Situation in Italien entspannt, wird vom dortigen Hersteller auch eine weitere Verpackungsmaschine geliefert, mit der zusätzliche Produktionskapazitäten geschaffen werden.

Standortleiter Tobias Franke ist niemand, der sich schnell aus der Ruhe bringen lässt. Viele Stunden hat er damit zugebracht, wie ein Schachspieler die nächsten Züge zu durchdenken. Seine Besonnenheit in der Krise hat auch für viel Vertrauen unter den Mitarbeitern gesorgt. „Am Anfang schienen die Maßnahmen manchen vielleicht ein wenig übertrieben, sie wurden ja noch vor den offiziellen Empfehlungen eingeführt. Aber wir haben sehr transparent kommuniziert und unsere Beweggründe offen dargelegt, das ist maßgeblich für ein Change-Management, das von allen getragen wird.“ Dem guten Arbeitsklima bei UniCaps hat also auch Corona nichts anhaben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 28. Mai 2020.