Die Solarenergie sorgt weltweit wachsend für sauberen und sicheren Strom. Doch fehlende Entsorgungskonzepte werfen bisher einen Schatten auf die Nachhaltigkeitsbilanz der Branche. Das könnte sich dank einer nachhaltigen Lösung des Magdeburger Start-ups Solar Materials ändern. Es gewinnt die wertvollen Ressourcen aus den alten Modulen zurück.
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Mehr erfahrenDie Sonne stellt zwar keine Rechnung, doch ohne Solarzellen produziert sie auch keinen Strom. Damit der solare Energiefluss in den Halbleitern in Gang kommt, sind außerdem hochwertige Zutaten gefragt. Allen voran Silizium, Silber und Kupfer, die im Verbund für den Stromfluss sorgen. Die Crux bisher: Die wertvollen Elemente lassen sich am Ende des solaren Lebens kaum zurückgewinnen - zu aufwändig, zu teuer.
Solar Materials
(Quelle: KfW / n-tv)

Alle für eines
Recycling schließt die Lücke der Photovoltaik zur Kreislaufwirtschaft. So wird Solarstrom wirklich nachhaltig.
Dass das anders geht, zeigt das 2021 gegründete Magdeburger Unternehmen Solar Materials. Die Idee: Anstatt die Module als Ganzes zu schreddern - wie bisher in der Branche üblich –, sie Schicht für Schicht abzutragen. Wie ein Sandwich, das man rückwärts belegt. „Reverseproduction“ nennt das Wirtschaftsingenieur Fridolin Franke, einer von drei Gründern des sachsen-anhaltinischen Start-ups.
Recyclingquote von 98 Prozent

Mehr als nur Schrott
Solarmodule enthalten viele wertvolle Stoffe, werden bisher aber nur als Ganzes geschreddert und als Straßenbaumaterial verwendet.
Die oberste Modulschicht besteht aus Glas und macht 70 Prozent des Gesamtgewichtes eines Moduls aus. Ist diese abgetragen, stellt sich eine Kunststoffschicht in den Weg. „Wir haben ein Verfahren gefunden, den Kunststoff zu lösen, um an das Silber und die anderen Materialien heranzukommen“, sagt Franke. Die sortenreine Gewinnung der einzelnen Rohstoffe ist „der Clou, der das Verfahren wirtschaftlich macht.“
Übrig bleibt lediglich eine Fraktion mit Mischkunststoffen, die sich nur noch verbrennen lasse. „Wenn die Modulhersteller eine überschaubare Anzahl von Kunststoffen einsetzen würden, könnten wir auch das recyceln“, ist Franke überzeugt. Davon abgesehen, lassen sich mit dem Verfahren des Start-ups 98 Prozent der Rohstoffe zurückgewinnen.

Roboter für das Recycling
Bei Solar Materials läuft die Aufbereitung alter Module mit moderner hochautomatisierter Technologie.
Solar Materials setzt dafür weitgehend mechanische Verfahren ein, die keine hohen Temperaturen brauchen und giftige Abgasemissionen vermeiden. „Das macht Genehmigungen einfacher“, sagt Franke. Außerdem rentierten sich so auch kleinere Recyclingfabriken.
An dem Verfahren haben die drei Gründer schon während ihrer Zeit an der Universität getüftelt. „Wir waren erstaunt, dass es keine wirtschaftliche Lösung für das Recycling gab“, erzählt Franke, „und haben dann die besten und günstigsten Verfahren für die einzelnen Prozessschritte ausgewählt und kombiniert.“ Das patentierte Verfahren läuft hoch automatisiert und mit Industrierobotern ab – und trifft auf eine Branche, die dringend eine Recyclinglösung braucht. Zum Beispiel deutsche und internationale Solarparkbetreiber, die reihenweise defekte Module austauschen müssen.
Beispiel für andere Industrien

Wertvolle Fracht
Solarmodule sind wahre Rohstofflieferanten, wenn man sie richtig recycelt. Vor allem Silber ist einträglich.
Die Zahl der Mitarbeitenden in Magdeburg ist in den letzten zwölf Monaten von zehn auf 30 gestiegen und soll mittelfristig bis auf 100 anwachsen. Gesucht werden beispielsweise Maschinenbauer, IT- und Automatisierungsexperten. Neben Deutschland plant Solar Materials bereits die erste Recyclingfabrik im europäischen Ausland.
Was die Gründer dabei besonders elektrisiert: „Die Solarindustrie in die Kreislaufwirtschaft zu überführen, hat einen enormen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Photovoltaik: geringerer Energieaufwand, weniger umstrittenes Mining für Primärmaterialien“, sagt Franke. „Damit können wir ein Beispiel für viele andere Branchen geben, in denen es auch noch keine Kreislaufwirtschaft gibt, wie zum Beispiel bei Computerchips.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am 28. April 2025
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