Die beiden Gründer stehen hinter einem Tresen auf denen die Prudukte von everdrop aufgereit stehen.
KfW Award Gründen

KfW Award Gründen

Saubere Sache

Mittelchen für ein sauberes Zuhause sind so alt wie der Schmutz selbst – schon vor fünftausend Jahren putzte man mit einer selbst angerührten Mischung aus Asche und Öl. Heute sind Haushaltsreiniger voller Chemie und in buntem Plastik verpackt. Nicht so bei Everdrop: Das Unternehmen aus München hat nachhaltige Produkte entwickelt, die ohne Plastikmüll auskommen. Es wurde mit dem KfW Award Gründen ausgezeichnet.

Everdrop

Landessieger Bayern beim KfW Award Gründen 2021 (Quelle: KfW/n-tv)

Unter der Spüle oder in der Abstellkammer bietet sich in vielen Haushalten das gleiche Bild: Behälter voller unterschiedlicher Reiniger neben Waschmitteln, Spülmaschinentabs und Putzschwämmen. So war es auch bei David Löwe. Der Familienvater und Inhaber einer Marketing-Agentur hatte sich vorgenommen, nachhaltiger und plastikfreier zu leben. „Ich habe bemerkt, wie viel Plastik bei mir zuhause stand. Und darüber nachgedacht, welche Alternativen es geben könnte – schließlich muss jeder Mensch zuhause putzen“, schildert er.

Auch seine Freunde Chris Becker und Daniel Schmitt-Haverkamp wollten sich für weniger Müll und mehr Sauberkeit einsetzen. Zusammen analysierten den Markt und entwickelten erste Ideen. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war, dass herkömmliche Putzmittel aus über 95 % Wasser bestehen – und das kommt auch aus dem Hahn. Ihre Lösung: Eine Art Brausetablette, die in eine passende Sprühflasche gegeben und mit Leitungswasser aufgefüllt wird. Danach setzt das Tab alle Substanzen frei, die ein Putzmittel braucht, also beispielsweise Tenside, Zitronensäure und Natron. Die Flasche kann immer wiederverwendet werden, das spart jede Menge Plastikmüll und damit auch Tonnen an CO2.

Kleine Tabs für große Wirkung

Doppelportarit der beiden Everdrop-Gründer
Weltverbesserer

David Löwe (links) und Chris Becker sind angetreten, um die Welt nicht nur sauberer, sondern auch nachhaltiger zu machen.

Die Tabs wurden für die Anwendung in Küche, Bad und auf Glasflächen konzipiert. Sie enthalten zum größten Teil vegane und biologisch abbaubare Wirkstoffe und Tenside auf Basis von pflanzlichen und nachwachsenden Rohstoffen. Die Putzprobe bestanden sie mit Bravur. Nun gab es kein Zurück mehr: 2019 erfolgte die Gründung von Everdrop. Ein Jahr später kamen die in Deutschland produzierten und in Recycling-Papier verpackten Tabs auf den Markt. Erhältlich waren sie zunächst nur im Online-Shop des Unternehmens, der Versand klimaneutral.

Die Idee der Putzmittel-Tabs ist nicht neu und es gibt mittlerweile mehrere Mitbewerber. David Löwe verschweigt nicht, dass auf diesem Markt oft mit harten Bandagen gespielt wird, und erinnert sich gut an die Aussage eines befreundeten Branchenkenners: „In diesem Sandkasten spielen die Großen“. Abgeschreckt hat es die Gründer nicht und Everdrop nahm mit den Produkten in stilvollem Design schnell Fahrt auf. Dabei half auch eine erste Finanzierungsrunde, in der Investoren und Business Angels einen hohen sechsstelligen Betrag bereitstellten. Kapital, das den Gründern erlaubte, ihr Portfolio zügig auszubauen und Mitarbeitende einzustellen, um weiter zu expandieren. Der nächste Schritt führte in den Einzelhandel; 2021 wurden die ersten Artikel deutschlandweit in Biomärkten, Drogerien und Supermärkten gelistet.

Waschen nach Regionen

Die Produkte von Everdrop stehen aufgereiht nebeneinander
Der Start in ein sauberes Zuhause:

Mit Flaschen aus recyceltem Kunststoff und Tabs in Tüten.

Auf die Tabs folgte ein Waschmittel mit innovativem Konzept. David Löwe erklärt: „Um zu waschen, muss das Wasser weich sein. Daher sind im Waschmittel gleichzeitig Wasserenthärter. Je härter das Wasser ist, desto mehr Waschmittel muss hinzu gegeben werden. Aber nicht, weil mehr waschaktive Substanzen gebraucht werden, sondern mehr Wasserenthärter. Wir haben unser Waschmittel daher auf die Wasserhärte abgestimmt, das spart bis zu 50 % Tenside. Wer das Waschmittel bei uns bestellt, gibt seine Postleitzahl an und erhält dann das richtige Mittel für die Wasserhärte am Wohnort. Und natürlich verpacken wir es nur in Papier.“

Pulver statt Plastik

Eine Frau füllt das Waschpulver von everdrop in eine Blechdose
Tschüss Plastik!

Die Spülmaschinentabs kommen ohne Kunststoffhülle aus – verstaut werden können sie in der schlichten Weißblechdose.

Vom Putzen zum Waschen zum Spülen – es gibt unzählige weitere Stellen im Haushalt, an denen Wegwerfverpackungen ersetzt werden können. So vertreibt Everdropein Pulver, das in Wasser aufgelöst zu einem gelartigen Spülmittel wird. Auch ihre Spülmaschinentabs sind nicht wie üblich einzeln in Kunststofffolien verpackt, sondern kommen ganz ohne Verpackung aus. Accessoires wie Glasflaschen, Weißblechdosen, Spültücher und -schwämme gibt es im ebenfalls im schlichten Everdrop-Design.

Bei allen verwendeten Substanzen und Materialien versichert das Unternehmen, auf so viel Chemie wie möglich zu verzichten und die entstehenden Emissionen genau abzuwägen. Die erhaltenen Umweltsiegel, die Inhaltsstoffe und ihre Eigenschaften sind verständlich auf der Website erläutert. Hier können auch Abos für eine regelmäßige Belieferung mit Haushaltsprodukten abgeschlossen werden, Starterboxen und Probepakete sprechen gezielt Neukunden an.

Erweiterung des Portfolios

KfW Award Gründen

Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.

Mehr erfahren

Mit diesem umfangreichen Haushaltssortiment ist für Everdrop längst nicht Schluss: vor kurzem launchte das Unternehmen die ersten Personal Care-Artikel - eine Handseife und ein Duschgel, die aus Pulver entstehen. Bald sollen viele weitere Körperpflegeprodukte erscheinen.

"Den meisten Kundinnen und Kunden werden sie zunächst auf Social Media-Kanälen begegnen, denn die Strategie von Everdrop ist online first", wie Markenstratege David Löwe beschreibt. Der Plan geht auf: Mehr als 125.000 Menschen folgen der Marke auf Instagram, die Zusammenarbeit mit Influencern hat den Aufbau der Reichweite unterstützt.

Um den Kundenstamm zu vergrößern, muss Everdrop nun weiter wachsen und das Konzept skalieren, die Präsenz im Einzelhandel ausdehnen. Die finanzielle Basis für diesen Prozess ist durch eine erneute Finanzierungsrunde gesichert. „Ein Putzmittel-Tab spart eine Einwegplastik-Flasche, also ist es unsere unternehmerische Pflicht, dies auszubauen, damit sich der Impact erhöht und mehr Plastik und mehr CO2 eingespart wird“, sagt David Löwe.

Ein gutes Stück dieses Weges liegt noch vor ihnen. Doch schon jetzt hat Everdrop bewiesen, dass es nicht zu den Kleinsten im Sandkasten gehört und die Branche gehörig in Bewegung gebracht hat.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 21. Februar 2022.