Zwei Mitarbeiterinnen im Büro der Bankengruppe KfW, rechts ist Frau Katrin Reich aus GSO und links ist Frau Bettina Dorendorf aus SIS2.
Natürliche Ressourcen

Natürliche Ressourcen

Abkehr vom Abfall

Wollen wir in Zukunft in einer intakten Umwelt leben, muss das Müllaufkommen drastisch reduziert werden. Deshalb investiert die KfW seit über sechs Jahren mit weiteren Partnern Milliarden in die europäische Kreislaufwirtschaft. Die beiden KfW-Expertinnen für Kreislaufwirtschaft, Katrin Reich und Bettina Dorendorf, haben sich über die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und Europa unterhalten.

Katrin Reich
Portrait-Bild von einer Mitarbeiterin- Frau Katrin Reich aus GS0 im Büro der KfW Bankengruppe.

ist Senior Referentin für Europaangelegenheiten im Generalsekretariat der KfW.

Die KfW will den Kreislaufwirtschaftsgedanken stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Wie kann das erreicht werden?

KATRIN REICH. Die KfW setzt sich seit vielen Jahren mit Finanzierungs- und Förderangeboten im In- und Ausland für die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgedankens ein. 2019 haben wir außerdem zusammen mit führenden Europäischen Förderbanken die Joint Initiative on Circular Economy - kurz JICE - gegründet.

Zu dem Kreis zählen, neben der KfW, die Europäische Investitionsbank (EIB), die polnische Gospodarstwa Krajowego (BGK), die französische Caisse der Dépôts-Gruppe (CDC) mit der Investitionsbank Bpifrance, die italienische Cassa Depositi e Prestiti (CDP), das spanische Instituto de Crédito Oficial (ICO) sowie die niederländische InvestNL (seit 2024). Mit einem gemeinsamen Förderziel von 16 Mrd. Euro bis Ende 2025 wollen wir das Bewusstsein für die Bedeutung der Circular Economy und den Rahmen für Investitionen stärken und in Zukunft gemeinsam dazu beitragen, die Circular Economy in Europa als Game Changer zu etablieren. Dieses Ziel haben wir heute bereits überschritten.

Ende 2024 hat die JICE dazu ein Empfehlungspapier für die Europäische Kommission erarbeitet. Es umfasst Maßnahmen zur Stärkung des Investitionsklimas für Circular Economy.

Bettina Dorendorf
Portrait-Bild von einer Mitarbeiterin- Frau Bettina Dorendorf aus SIS2 im Büro der KfW Bankengruppe.

ist Senior Referentin Steuerung Geschäftsfeld Inland der KfW und Nachhaltigkeitsbeauftragte für das Geschäftsfeld Mittelstandsbank & Private Kunden.

Die Umstellung auf ein Wirtschaften ohne Abfälle und mit weniger Rohstoffen - was bedeutet dies genau?

BETTINA DORENDORF: Unsere Wirtschaft funktioniert aktuell meist linear: d.h. Rohstoffe werden abgebaut, in Produktionsprozessen verwendet, nach der Nutzungsdauer der Produkte werden diese entsorgt– so entsteht Abfall. Circular Economy ist das Gegenmodell zur linearen Wirtschaft.

Es geht in erster Linie darum, Rohstoffe und Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten und zum Ende des Lebenszyklus eines Produktes wieder zu verwenden. Auf diese Weise kann der Rohstoffbedarf vom Wirtschaftswachstum entkoppelt und die Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringert werden.

Teller aus Pflanzenfasern
Aus Wasser und Agrarabfällen

Das deutsche Unternehmen Bio-Lutions kauft indischen Kleinbauern ungenutzte Agrarreste ab und produziert daraus Geschirr und Verpackungsmaterial.

Kreislaufwirtschaft und Circular Economy – gibt es da eigentlich einen Unterschied?

DORENDORF: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz nimmt die Themen Abfallwirtschaft und Recycling in den Fokus. Das Konzept der Circular Economy - für das im Übrigen noch keine einheitliche, breit akzeptierte Definition gibt, greift deutlich weiter: es bezieht sich auf die gesamte Wertschöpfungskette. Dieses breite Verständnis liegt auch der deutschen Kreislaufwirtschaftsstrategie zugrunde.

Das zirkuläre Wirtschaften beginnt nämlich schon beim Design von Produkten: denn die Art und Weise, wie Produkte gestaltet werden, hat maßgeblichen Einfluss darauf, ob sie repariert, wie lange sie genutzt und ob die verwendeten Rohstoffe oder auch – bei modularer Bauweise - ganze Produktkomponenten am Ende des Lebenszyklus wieder verwendet werden können.

Infografik Kreislaufwirtschaft
Hände halten ein Smartphone, auf dessen Bildschirm das Gesicht einer Frau zu sehen ist
Endkontrolle der aufbereiteten Smartphones

Das Berliner Unternehmen Rebuy hat sich über die Jahre von einer kleinen Recommerce-Plattform für PC- und Konsolenspiele zu einer international operierenden Firma etabliert. Für wiederaufbereitete Elektronikartikel gibt es eine 36-monatige Garantie. Die Kombination aus Garantie und Preisvorteil gegenüber Neuware lässt viele zufriedene Kunden gerne wiederkommen.

Ein effizienter Umgang mit knappen Rohstoffen – das leuchtet ein. Welche weiteren Vorteile bringt zirkuläres Wirtschaften mit sich?

REICH: Zirkuläres Wirtschaften trägt auch zum Erhalt der Biodiversität und zur Reduzierung von Treibhausgasen bei: Experten des International Ressource Panel unterstreichen schon seit 2019, dass ca. die Hälfte der globalen THG-Emissionen und ca. 90 % des Verlustes an biologische Vielfalt durch Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen verursacht werden. *(Quelle: International Resource Panel, Global Resources Outlook 2024).

Weitere Vorteile liegen in der Erhöhung der inländischen Wertschöpfung: denn die Circular Economy wird zunehmend als Chance für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gesehen. Gründe liegen in geringeren Rohstoffkosten, der geringeren Abhängigkeit von Rohstoffimporten sowie dem Potenzial für innovative Geschäftsmodelle.

Welche Fortschritte wurden in den vergangenen Jahren dadurch erzielt?

REICH: In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Circular Economy positiv entwickelt: das Bewusstsein für die Bedeutung des zirkulären Wirtschaftens– insbesondere als Beitrag zur Rohstoffunabhängigkeit - ist spürbar gewachsen. Und auch politisch rückt die Circular Economy zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit - wir erleben eine große regulatorische Dynamik.Zahlreiche neue gesetzliche Regelungen wurden durch den Aktionsplan Circular Economy der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2020 ausgelöst und ihre Umsetzung wirkt auch auf deutsche Unternehmen.

Beutel von Wildplastik
Ein Beutel räumt auf

Das Hamburger Start-up Wildplastic gewann für sein Geschäftsmodell, aus recyceltem Plastikmüll aus Asien und Afrika Müllbeutel herzustellen, beim KfW Award einen Sonderpreis .

Was sind konkrete Beispiele für gesetzliche Regelungen, die sich positiv auf die Umstellung auf eine Circular Economy auswirken?

DORENDORF: Neue Regelungen beziehen sich z.B. auf das Ökodesign von Produkten, bei dem die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick genommen wird oder die Einführung eines digitalen Produktpasses für Bauprodukte, um die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien zu begünstigen. Eine neue Verpackungsverordnung soll die Recyclingfähigkeit von Verpackungen verbessern. Und auch Verbraucherrechte wurden z.B. mit einer Richtlinie zum Recht auf Reparatur gestärkt.

Das 2024 geschaffene Europäische Gesetzespaket zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act) soll einen Beitrag zur gesicherten und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen leisten, die für die Digitalisierung, für grüne Energie sowie auch die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie benötigt werden.

2026 plant die Europäische Kommission mit dem Circular Economy Act ein weiteres umfangreiches Gesetzespaket und einen umfassenden Rahmen für die Umstellung der europäischen Wirtschaft auf eine zirkuläre Wirtschaft. Damit soll der Rohstoffverbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt werden.

Portrait-Bild von einer Mitarbeiterin- Frau Katrin Reich aus GS0 im Büro der KfW Bankengruppe.
"Das KfW-Umweltprogramm ist das zentrale Förderprodukt der KfW für die Kreislaufwirtschaft."

Katrin Reich

Wo steht Deutschland?

REICH: Die Europäischen Regelungen werden sukzessive in deutsches Recht überführt.Ganz aktuell setzt die Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung aus Herbst 2024 einen neuen Handlungsrahmen für zirkuläres Wirtschaften. Die KfW soll u.a. neben der Bereitstellung von Förderung bei der Umsetzung der Strategie stärker als Innovations- und Investitionsbank sowie als Co-Wagniskapitalgeberin zum Einsatz kommen. Auch die Schaffung eines Rohstoff-Fonds im Herbst 2024 durch die Bundesregierung, mit dessen Umsetzung die KfW beauftragt wurde, unterstreicht die politische Bedeutung der Circular Economy.

Diese Entwicklungen klingen vielversprechend – wie sieht es denn mit messbaren Fortschritten auf dem Weg zu einer zirkulären Wirtschaft aus?

REICH: Trotz aller Dynamik auf regulatorischer Ebene und hoher Motivation der Unternehmen stockt der Übergang zu einer zirkulären Wirtschaft. Noch spielen Sekundärrohstoffe, die aus Recyclingprozessen gewonnen wurde, in der Produktion eine untergeordnete Rolle – die Sekundärrohstoffquote in der EU lag im Jahr 2024 bei 11,8 % (Eurostat) und stagniert seit einigen Jahren. Auf globaler Ebene ist der Anteil sogar gesunken: nach Angaben des Circularity Gap Reports 2025 lag die Quote 2024 bei 6,9 % und ist rückläufig gegenüber den Vorjahren: im Jahr 2018 lag diese Quote noch bei 9,1 %.

Mitarbeiter von SOLAR MATERIALS im Recyclingprozess.
Wertvolle Fracht

Solarmodule sind wahre Rohstofflieferanten, wenn man sie richtig recycelt. Vor allem Silber ist einträglich.

Was verhindert denn, weiter zu sein? Welche Hürden und Herausforderungen gibt es?

DORENDORF: Die Umstellung der Wirtschaftsprozesse hin zu einer Circular Economy ist vielschichtig und birgt Komplexität auf zahlreichen Ebenen: denn Geschäftsmodelle, Potenziale und Prozesse unterscheiden sich von Branche zu Branche. Zu den Herausforderungen zählen u.a. die folgenden Themen:

Die Transformation erfordert eine Umgestaltung der traditionellen Wertschöpfungsketten und damit eine hohe Innovationsbereitschaft. Sie ist kosten- und zeitintensiv – angefangen beim Produktdesign und der Fertigung bis hin zum Aufbau neuer Wertschöpfungsketten – einer Reverse-Logistik und effizienten Recyclingtechniken. Es müssen sich neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen etablieren sowie die Schaffung geeigneter digitaler Systeme (z.B. im Bereich Logistik), um die Stoffströme über den Lebenszyklus der Produkte zuverlässig abzubilden. Zirkuläres Wirtschaften muss wettbewerbsfähig werden: Darüber hinaus erfordert die Schaffung neuer Märkte für Sekundärrohstoffe auch eine faire Preisgestaltung.

Denn heute sind Primärrohstoffe noch deutlich günstiger, da die Kosten für Umweltverschmutzung oder Verlust an Biodiversität, die bei der Gewinnung von Primärrohstoffen entstehen, bislang nicht eingepreist werden, sondern weitgehend von der Allgemeinheit getragen werden. Die Kosten für die komplexe Herstellung und Verarbeitung von Sekundärrohstoffen werden hingegen voll eingepreist

Es braucht auch einen breit akzeptierten Ansatz für die Messung von Zirkularität in Form von Performance-Indikatoren, um die Vergleichbarkeit von Projekten und Geschäftsmodellen zu erleichtert. Wichtig ist auch die Schaffung gezielter Aus- und Fortbildungen sowie Research. Nicht zuletzt ist es wichtig, Kenntnisse und das Mindset für die Umstellung hin zu zirkulären Produktionsprozessen und Konsummustern zu stärken.

 Patrick Lipke und sein Team von Resourcify
Zukunft der Abfallwirtschaft

Die digitale Plattform des Hamburger Start-ups Resourcify hilft Unternehmen, aus Abfällen echte Werte zu generieren.

Wo entlang der Wertschöpfungskette kann die KfW einen konkreten Beitrag leisten?

REICH: Der Zugang zu zielgerichteten Finanz- und Fördermitteln ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, um die Circular Economy voranzubringen und Investitionen zu ermöglichen. Wir bieten Förderung und Finanzierung für alle Stufen der Wertschöpfungskette – vom Design bis zur effizienten Abfallverwertung – für Start-Ups und etablierte Unternehmen. Ich möchte zwei Beispiele hervorheben, mit denen wir zirkuläres Wirtschaften besonders unterstützen:

Die KfW fördert

Mit dem KfW-Umweltprogramm werden Investitionen in Umweltschutz und Nachhaltigkeit finanziert.

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Das KfW-Umweltprogramm ist das zentrale Förderprodukt der KfW für die Kreislaufwirtschaft. Es wurde erst kürzlich neu aufgestellt. Anlass dafür war auch die neue Kreislaufwirtschaftsstrategie des Bundes. Maßnahmen zum effizienten und kreislauforientierten Umgang mit Ressourcen stehen nun noch stärker im Mittelpunkt. Wir fördern z.B. Investitionen in ressourcensparende Produktionsverfahren und auch Maßnahmen zur Gewinnung von Sekundärmaterialien und Investitionen in die Rückgewinnung von Rohstoffen werden gefördert. Die Finanzierung von für Abfall- und Abwassermanagement ist ebenfalls möglich

Auch für komplexe und großvolumige Projekte und Vorhaben bietet die KfW Lösungen – sei es im Rahmen der Individualfinanzierung oder über die IPEX Bank, die sich auf Export- und Projektfinanzierung spezialisiert hat.

Portrait-Bild von einer Mitarbeiterin- Frau Bettina Dorendorf aus SIS2 im Büro der KfW Bankengruppe.
"In Deutschland sorgt eine sehr aktive Start-up-Szene für Innovationen in der Kreislaufwirtschaft"

Bettina Dorendorf

Ist die Förderung von Innovation ein wichtiger Aspekt?

DORENDORF: Sehr richtig, innovative Geschäftsmodelle sind prägend für die Umsetzung der Circular Economy. In Deutschland sorgt eine sehr aktive Start-up-Szene für Innovationen in der Kreislaufwirtschaft: nach Zahlen des Start-up Monitors der Circular Republic, der Initiative für Kreislaufwirtschaft von UnternehmerTUM, sind in Europa derzeit 2.500 Start-ups im Bereich Circular Economy aktiv. Deutschland liegt mit knapp 500 Circular Economy-Start-ups (EUR 5,7 Milliarden Euro Finanzierungskapital) an zweiter Stelle hinter Großbritannien.

Die KfW fördert

Für den Traum von der Selbstständigkeit hat die KfW die jeweils passende Förderung.

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Die KfW fördert Gründer/innen sowie Start-ups mit einer Vielzahl von Ansätzen: Die KfW ist Mitinitiatorin der Gründerplattform und unterstützt Gründer/innen mit modernen Tools und Inhalten. Das Flagship-Programm für Gründungen ist das Start-Geld (67) mit der Besonderheit, dass 80 % des Kreditrisikos übernommen werden. Daneben stehen für Gründungen auch die ERP-Förderkredit Gründungen und Nachfolge für Existenzgründer zur Verfügung sowie auch der ERP-Förderkredit KMU (365/366).

Unsere KfW-Tochter KfW Capital unterstützt über ihr Investment in europäische Venture Capital- und Venture Debt-Fonds zudem junge, innovative Startups. Hiervon können auch Start-ups profitieren, die im Bereich Circular Economy tätig sind,

Die KfW fördert

Seit Juli 2025 hat die KfW mit dem ERP-Förderkredit Digitalisierung (511) und dem ERP-Förderkredit Innovation (513) zwei neue Programme

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Welche Bedeutung spielt die Digitalisierung?

REICH: Digitalisierung spielt für die erfolgreiche Umsetzung der Circular Economy eine Schlüsselrolle. Der Lebenszyklus von Produkten steht im Zentrum bei der Schaffung von digitalen Produktpässen und Materialpässen. Auch für die Organisation einer Reverse-Logistik für die Organisation von Rückführungsprozessen sind digitale Prozesse zwingende Voraussetzung. Mit den im Juli 2025 neu gestalteten Produkten ERP-Förderkredit Digitalisierung (511) und ERP-Förderkredit Innovation (513) der KfW können einschlägige Maßnahmen umgesetzt werden.

Was muss passieren, damit nun auch messbare Erfolge sichtbar werden?

DORENDORF: Starke Argumente für eine beschleunigte Umsetzung der Circular Economy liegen auf der Hand: Circular Economy kann einen großen Beitrag zur Bewältigung der Rohstoffknappheit leisten und gleichzeitig zum Umwelt- und Klimaschutz und auch dem Erhalt der Biodiversität. Gleichzeitig hat die Umstellung auf zirkuläres Wirtschaften Potentiale für technologische und geschäftliche Innovationen. Damit diese Transformation gelingen kann, müssen viele Akteure gut zusammenwirken. Die KfW wird die Umsetzung mit ihren vielfältigen Möglichkeiten aktiv begleiten und unterstützen.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 27. August 2025.

Weiterführende Informationen

Liste der 10 R-Strategien der Circular Economy mit jeweils drei Beispielen, die sich auf Deutschland beziehen:

1. Refuse (Verweigern)

Wir konsumieren mehr, als wir brauchen. Vieles ist ungenutzt. „Refuse“ bedeutet, unnötige und nicht nachhaltigen Produkte abzulehnen und stattdessen weniger Güter möglichst oft zu benutzen.

2. Reduce (Reduzieren)

Die zentrale Idee der Circular Economy besteht darin, mit weniger (Rohstoffen) mehr zu machen. Um das zu erreichen, müssen Produkte intelligenter hergestellt und verwendet werden.

Das bedeutet: Minimieren des Materialeinsatzes und der Abfallproduktion bei der Herstellung und Nutzung von Produkten (u.a. durch leichtere Verpackung, langlebige Produkte).

3. Reuse (Wiederverwenden)

Überwindung des linearen „Take-Make-Waste“-Ansatzes (prägnantes Beispiel: Fast Fashion) und stattdessen Verlängerung der Lebensdauer von Produkten durch Wiederverwendung (z.B. Second-Hand Kleidung, Mehrwegflaschen).

4. Repair (Reparieren)

Abkehr von der Wegwerfkultur: Schaffung von reparaturfreundlichen Produkten für eine längere Lebensdauer, bezahlbare Reparaturlösungen (u.a. Right-to-Repair/ Ökodesign)

Instandsetzen defekter Produkte, um die Nutzungsdauer zu verlängern (Reparatur von Elektronikgeräten, Möbeln).

5. Refurbish (Aufarbeiten/Generalüberholen)

Unter Generalüberholung versteht man den Prozess, ein altes oder ausgemustertes Produkt wiederherzurichten und auf den neuesten Stand zu bringen, damit es seine ursprüngliche Funktion erfüllt.

Beschädigte Komponenten werden ersetzt, sodass ein runderneuertes Produkt entsteht (z.B. Backmarket / refurbed).

6. Remanufacture (Wiederherstellen)

Aufarbeitung von Altteilen zur Wiederverwendung in einem neuen Produkt mit derselben Funktion. Das Re-manufacturing kommt bei Flugzeugteilen, Motoren, Komponenten, Büromöbel und medizinischer Ausrüstung zum Einsatz

7. Recycle (Recyceln)

Aufarbeitung von Abfall zu neuen Rohstoffen (z.B. Glas, Papier, Kunststoff)

8. Recover (Rückgewinnen)

Gewinnung von Energie oder Rohstoffen aus Abfall, der nicht recycled werden kann.

  • Waste-to-Energy-Anlagen: In Deutschland gibt es zahlreiche Anlagen, die Energie aus Abfall gewinnen, z.B. die Müllverbrennungsanlage in Hamburg.

  • Biogasanlagen: Unternehmen wie "Biogas Nord" u.a. produzieren Biogas aus organischen Abfällen in Deutschland.

  • Metallrückgewinnung: Unternehmen wie etwa "ALBA Group" u.a. gewinnen wertvolle Metalle aus Elektronikschrott zurück.

9. Redesign/ Repurpose (Neue Nutzungsart)

Durch Upcycling wird ein ausrangiertes Produkt in ein neues mit einer anderen Funktion umzuwandeln – ist ein wachsender Trend, z.B. Nutzung gebrauchter Lastwagenplanen für funktionelle Taschenunikate.

10. Rethink (Neu überdenken)

Jedes Produkt und jedes System kann im Hinblick darauf überdacht werden, wie seine Umweltfolgen reduziert werden können.

  • Es geht um das Hinterfragen bestehender Konsumgewohnheiten und Geschäftsmodelle, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren: z.B. Wahl von Produkten mit weniger Verpackung, Nutzen von Car-Sharing Angeboten.

Aktuelle Entwicklungen der rechtliche Rahmenbedingungen mit Relevanz für die Kreislaufwirtschaft

Politisch hat das Thema Circular Economy in den letzten Jahren eine deutliche Aufwertung erfahren und rückt zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit regulatorischer Aktivitäten. Die europäische Gesetzgebung – geprägt durch den EU-Aktionsplan Circular Economy (2020) ist durch hohe Dynamik gekennzeichnet und ihre Umsetzung wirkt auch auf deutsche Unternehmen.

Die deutsche Wirtschaft hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden, und die Circular Economy spielt dabei eine entscheidende Rolle. Den Rahmen dafür bildet die im Dezember 2024 von der Bundesregierung verabschiedete Kreislaufwirtschaftsstrategie, die nun umgesetzt wird.

Der EU-Aktionsplan Circular Economy der Europäischen Kommission wird seit Veröffentlichung in 2020 durch konkrete gesetzliche Regelungen sukzessive umgesetzt, z.B. zu Themen wie Produktdesign (Ökodesign-Richtlinie), Zirkularität in Produktionsprozessen (z.B. Batterieverordnung, Bauprodukteverordnung) und Verbraucherperspektive (z.B. Richtlinie zum Recht auf Reparatur oder Green Claims-Richtlinie der EU zur Verhinderung von Greenwashing).

Nachfolgend ein Überblick über wichtige rechtliche Rahmenbedingungen mit Relevanz für die Kreislaufwirtschaft.

1. Ökodesign

Die neue Ökodesign-Verordnung (EU) 2024/1781), Teil des EU Green Deal, ist seit 18. Juli 2024 in Kraft und markiert einen bedeutenden Schritt hin zu einer nachhaltigeren Produktpolitik durch die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen für nachhaltige Produkte. Sie gilt unmittelbar in jedem EU-Mitgliedstaat (Übergangsphase 2,5 Jahre).

Sie gilt für alle körperlichen Waren, die innerhalb der Union in Verkehr gebracht oder in Betrieb genommen werden, einschließlich Bauteilen und Zwischenprodukten („Produkt“). Sie geht einher u.a. mit erweiterten Informationspflichten und der Einführung digitaler Produktpässe und eines & EU Registers (Konkretisierung in Delegiertem Rechtsakt).

2. Batterien

Die neue Batterieverordnung (EU 2023/1542), Teil des Green Deal, ist seit 17. August 2023 in Kraft und ändert Regelungen für das Inverkehrbringen, die Kennzeichnung, Sammlung, Behandlung und Entsorgung von Batterien aller Art. Ziel ist die nachhaltige Gestaltung des Lebenszyklus von Batterien zur Verbesserung von Kreislaufwirtschaft, Ressourcennutzung und -effizienz, Minimierung der negativen Umweltauswirkungen von Batterien, Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität. In Deutschland wird das bisherige Batteriegesetz (BattG) durch das Batterie-Recht-Durchführungsgesetz (BattDG) am 18. August 2025 ersetzt.

3. Bauprodukte

Die Novellierung der EU-Bauprodukteverordnung (EU) 2024/3110 („CPR 2024“) trat am 7. Januar 2025 in Kraft und löst die bisherige Bauprodukteverordnung (EU 305/2011 – „CPR 2011“ – schrittweise ab.

Die Verordnung regelt u.a. Nachweise für die ökologische Nachhaltigkeit von Bauprodukten und führt ein digitales Produktpasssystem für Bauprodukte ein. Die Verordnung soll u.a. die Kreislaufwirtschaft im Bausektor fördern.

Die Bauwirtschaft hat nun ein Jahr Zeit, um sich mit dem geänderten Rechtsrahmen vertraut zu machen, bevor der neue Gesetzestext zum 8. Januar 2026 in der Breite anwendbar wird.

4. Verbraucherrechte: Umweltwerbung

Die Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel ( Empowering Consumers Directive) (EU) 2024/825 (EmpCo-RL) trat am 26. März 2024 in Kraft und muss durch die Mitgliedsstaaten der EU bis 27. September 2026 in nationales Recht überführt werden. Die Richtlinie konzentriert sich auf den. Sie enthält schärfere Regeln für die Umweltwerbung und strengere Regeln für die Verwendung von Nachhaltigkeitssiegeln. Sie soll Verbraucher vor irreführenden ökologischen Angaben in der Umweltwerbung schützen und fundierte Kaufentscheidungen ermöglichen.

Diese Richtlinie sollte durch die Green Claims Directive gegen Greenwashing ergänzt werden.

5. Greenwashing

Die Green Claims Directive (Richtlinie über Umweltaussagen) zielt darauf ab, Greenwashing zu stoppen, indem konkrete Standards für den beleg von Umweltbehauptungen festgelegt werden und auf diese Weise Verbraucher vor irreführenden Praktiken geschützt werden können

Update (20. Juni 2025): Die Europäische Kommission hat überraschend angekündigt, ihren Vorschlag zur Green Claims Directive - der kurz vor der abschließenden Textverhandlung stand - zurückzuziehen – noch bevor die letzte Verhandlungsrunde mit Parlament und Mitgliedsstaaten beginnen konnte. Als Grund wird die potenzielle bürokratische Belastung von KMU genannt.

6. Verpackungsverordnung

Die neue „Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle“ („Verpackungs-VO-E“) Verordnung (EU) 2025/40 trat am 11. Februar 2025 in Kraft und wird in den Mitgliedsstaaten sukzessive umgesetzt (in Deutschland durch das Verpackungsgesetz („VerpackG“).

Die für alle Arten von Verpackungen und alle Wirtschaftsakteure geltende Verordnung löst die bestehende Richtlinie ab. Die VO setzt u.a. Zielvorgaben für die Reduzierung von Verpackungsmüll und schreibt vor, dass Verpackungen recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar sind und der Einsatz von Schadstoffen minimiert wird. u.a. wird eine Zielquote für den Einsatz von Recyclaten eingeführt (z.B. ab 2030: 30% bei Kunststoffflaschen).

7. Recht auf Reparatur

Die Richtlinie 2024/1799 zur Förderung der Reparatur von Waren trat am 30. Juli 2024 in Kraft und ist Teil des sog. European Green Deals. Als Richtlinie muss sie von den Mitgliedstaaten bis spätestens 31. Juli 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Richtlinie stärkt das Recht der Verbraucher auf die Reparatur von Produkten, damit die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten und Reduzierung von Abfällen. Sie bezieht sich zunächst auf einzelne Produktgruppen, wie z.B. u.a. Haushaltsgeräte, Staubsauger, Datenspeicherprodukte. Neben der Stärkung der Kreislaufwirtschaft trägt sie zur Reduzierung von Elektroschrott bei und zur Verringerung des ökologischen Fußabdruckes von Konsumgütern.

8. Kritische Rohstoffe

Das Europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen ( Critical Raw Materials Act) (2024/1252, 2024/90330) trat am 23. Mai 2024 in Kraft. Es ist ein Verordnungspaket und Teil des Clean Industrial Deal der neuen Europäischen Kommission. Die vorgesehenen Maßnahmen sollen einen Beitrag zur gesicherten und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen sowie für die Digitalisierung, grüne Energie sowie auch die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) leisten und insgesamt die Transformation hin zu einer Circular Economy, indem das Wirtschaftswachstum vom Rohstoffverbrauch entkoppelt wird, u.a. durch Stärkung der Sekundär-Rohstoffmärkte. Es verankert konkrete prozentuale Ziele für die Deckung des Rohstoffbedarfes aus der EU, incl. Recyclingquoten.

9. Circular Economy Act

Für 2026 plant die Europäischen Kommission ein umfangreiches Gesetzespaket: der für 2026 geplante, neue Kreislaufwirtschaftsgesetz (Circular Economy Act) soll - als Teil des Clean Industrial Deal - einen umfassenden Rahmen für die Umstellung der europäischen Wirtschaft in eine zirkuläre Wirtschaft setzen. Damit soll der Rohstoffverbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt werden.