Nordlink
Interview

Interview

Lohnt sich NordLink für Nortorf?

In Nortorf im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein liegt das Umspannwerk von NordLink. KfW Stories hat mit dem Bürgermeister Manfred Boll über die Bedeutung des Projekts für die Gemeinde gesprochen.

Zur Person
Der Bürgermeister von Nortorf Manfred Boll steht vor einem grünen Feld.

Manfred Boll ist Bürgermeister von Nortorf im Kreis Steinburg. Er ist Bauer in Rente, doch er melkt jeden Tag noch bis zu 20 Kühe.

Das 861 Einwohner kleine Nortorf ist fast so etwas wie die Stromhauptstadt. Nicht nur NordLink liegt vor Ihrer Haustür. Auch das SüdLink-Kabel, das bald Windenergie nach Süddeutschland transportieren soll, startet hier.

MANFRED BOLL: Stimmt, wir haben die Energiewende vor Ort. Von meinem Haus aus konnte ich alle Baubewegungen an dem Um- spannwerk verfolgen. Da war jeden Tag etwas los.

Der neue Umspannkomplex ist riesig. Eine neue Stromtrasse kommt an. Stört Sie das nicht?

Wenn es einmal fertig ist, ist so ein Umspannwerk ruhig und hat keine Emissionen. Im Herbst, bei feuchter Luft, knistern mal die Leitungen, sonst merken wir nichts davon. Da nisten sogar die Austernfischer, die es hier sonst gar nicht geben würde. Die brüten zwischen den Leitungen, denn da trauen sich die Krähen nicht hin, die sonst alles wegholen.

Sind Sie auch als Bürgermeister zufrieden damit?

Für unsere Gemeinde hat das kaum Auswirkungen, wir bekommen noch eine Leitung mehr, die Station wird größer. Das ist für das Landschaftsbild nicht ganz so schön, aber wir leben seit 40 Jahren damit, seit wir hier die Kernkraftwerke haben. Wir wollen doch alle die Energiewende, und wer A sagt, muss auch B sagen. Wenn wir etwas verändern wollen, bekommen wir das nicht zum Nulltarif. Man soll Entwicklungen durchaus kritisch sehen, aber da wird oft übertrieben.

„Wir wollen doch alle die Energiewende, und wer A sagt, muss auch B sagen.“

Manfred Boll, Bürgermeister von Nortorf

Reportage
Arbeiter in Arbeitskleidung helfen am Strand vor Büsum das NordLink-Kabel zu verlegen

Das NordLink-Kabel verbindet den deutschen und norwegischen Energiemarkt. KfW Stories hat das Mammutprojekt begleitet - angefangen beim Svartevatn-Staudamm über Nortorf bis Lehrte.

Zur Reportage

Gibt es durch NordLink neue Arbeitsplätze in der Gemeinde?

In der Bauphase waren regionale Unternehmen involviert. Den Betrieb des Umspannwerks steuert TenneT dann aus Lehrte.

Wie lohnt sich denn NordLink finanziell für Nortorf?

Wir bekommen Gewerbesteuer. Die Windkraftwerke lohnen sich für die Grundbesitzer, die bekommen Pacht. Aber wir haben eine Bürgerstiftung gegründet, da zahlen die Windmüller freiwillig ein, und davon haben dann alle Bürger etwas. Wir fördern damit die Sportvereine, unsere Kita, Umweltschutzmaßnahmen, etwas Heimatpflege, die Feuerwehr.

Gibt es Kritik innerhalb der Bürgerschaft gegen die Veränderungen?

Die Windanlagen, das sagen viele, verspargeln die Landschaft. Aber wir hatten ja auch früher schon kleine Windmühlen, um das Land hier zu entwässern. Die sind dann durch Elektropumpen ersetzt worden, und jetzt haben wir halt die Windkraftanlagen. Daher: Nein, es gibt keine Bürgerinitiative oder so etwas.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 8. September 2020.