Als KfW möchten wir bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft einen wirkungsvollen Beitrag leisten und es Menschen und Unternehmen ermöglichen, Verantwortung zu übernehmen. Hierfür ist es notwendig, dass auch wir uns transformieren. Unser Ziel ist es, uns in diesem Jahrzehnt zur digitalen Transformations- und Förderbank zu entwickeln – dies ist sozusagen unser Nordstern. Um den Weg dahin zu definieren, haben wir im vergangenen Jahr die Transformationsagenda KfWplus auf den Weg gebracht. Insgesamt wollen wir anpassungsfähiger, effizienter und wirksamer werden.
Welche Schwerpunkte setzen Sie dabei?
Im Mittelpunkt stehen zwei Handlungsfelder: Klima & Umwelt sowie Digitalisierung & Innovation. Der Überfall auf die Ukraine hat uns schmerzhaft und drastisch vor Augen geführt, dass die Stärkung der Souveränität und der Resilienz Europas, d. h. seiner vollen Handlungsfähigkeit unter schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, ein weiteres Handlungsfeld ist. Unser Förderangebot werden wir deshalb gezielt darauf ausrichten, die Wirtschaft bei ihrer nachhaltigen Transformation zu unterstützen und Deutschland als Technologie- und Industriestandort zu stärken. Dabei sind wir aber auch mit einem Paradigmenwechsel konfrontiert, den wir in unserem künftigen Handeln berücksichtigen müssen.
Was meinen Sie damit?
Einerseits spielt die Wirkung der Förderung eine entscheidende Rolle. Was können wir an Wirkung mit einem Euro Förderung erreichen? Dies gilt es noch bewusster zu optimieren. Dafür werden wir unsere Maßstäbe neu justieren und unseren Erfolg künftig stärker an der Wirkung unserer Förderung bemessen.
Andererseits bildet die Mobilisierung von privatem Kapital eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Transformation. Allein die Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 kostet uns in Deutschland fünf Billionen Euro. Dies kann nicht allein durch öffentliche Gelder abgedeckt werden – privates Kapital spielt eine erhebliche Rolle. Als KfW beschäftigen wir uns zum Beispiel intensiv damit, welchen Beitrag der Kapitalmarkt zur Risikoabsicherung leisten kann, um mehr privates Kapital für Transformationsprojekte zu aktivieren. Auch ein stärkerer Einsatz der KfW als Co-Wagniskapitalgeber ist für uns ein Thema.
Wie wollen Sie Ihre Ziele dabei erreichen?
Ein zentrales Element unserer Transformationsagenda KfWplus ist der Anspruch, uns zur, wie ich es nenne, leistungsstarken KfW weiterzuentwickeln. Dies umfasst mehrere Themen.
- 1. Digitalisierung: Durch den Einsatz neuer Technologien wie zum Beispiel Cloud-Computing oder Automatisierung möchten wir in diesem Jahrzehnt noch effizienter, schneller und wirksamer in unserer Förderung werden. Ein Beispiel hierfür ist die intelligente Nutzung von Wirkungsdaten, die uns hilft, neue Förderprodukte bedarfsgerecht zu entwickeln und bestehende Produkte zu optimieren.
- 2. Ein modernes Operating-und-Governance-Modell: Ein erster Schritt war die Bündelung der bisher getrennten Organisationseinheiten im Neu- und Bestandskreditgeschäft zu einem zentralen Operations-Bereich. Damit orientiert sich die KfW an einem Marktstandard in der Bankenindustrie und schafft die Voraussetzungen, ihre Prozesse effektiver und effizienter zu gestalten.
- 3. Förderung von Mitarbeiterpotenzialen: Die Gewinnung von Talenten spielt auch für uns eine wichtige Rolle. Es gilt, Mitarbeitende weiterzuentwickeln und Talente gezielt zu fördern. Ich bin der Meinung, dass wir hier in den nächsten Jahren noch viel Veränderung sehen werden – genau wie bei dem vierten Punkt:
- 4. Weiterentwicklung agiler Arbeitsmethoden.
Das sind einige Ziele – sowohl extern als auch intern, die Sie sich vornehmen. Welche Fortschritte haben Sie bereits gemacht und was planen Sie für das laufende Jahr?
Zunächst möchte ich betonen, dass die KfW bereits vor meinem Amtsantritt damit begonnen hat, viele wichtige Projekte, die auf unsere heutige Transformationsagenda KfWplus einzahlen, auf den Weg zu bringen. Dies konnten wir im vergangenen Jahr ausbauen, zum Beispiel mit „Xplore!“, einem Projekt, unter dem wir Digitalisierungsmaßnahmen mit strategischer Bedeutung bündeln. Es geht hierbei nicht um die regelmäßige Modernisierung der IT – die wir natürlich auch vorantreiben –, sondern gezielt um eine Digitalisierungs-Roadmap für die kommenden Jahre mit klarem Fokus auf neue Technologien und Kundenzentrierung. Darüber hinaus schauen wir uns unter anderem auch die Positionierung der KfW im Förderfeld Digitalisierung & Innovation an oder arbeiten an Wirkungsindikatoren für die Messung der Förderwirkung.
Jetzt haben wir viel auf den Weg gebracht – 2023 ist für mich aber vor allem das Jahr der Umsetzung! Ich freue mich bereits auf die vielen kleinen und großen Projekte, die wir im Laufe des Jahres umsetzen und die alle auf die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft einzahlen werden.
Dieses Jahr ist für die KfW auch das Jahr des 75-jährigen Jubiläums. Steht dies ebenfalls unter dem Motto „KfWplus“?
75 Jahre KfW bedeuten 75 Jahre Erfahrung bei der Gestaltung des Wandels. In dieser Zeit hat die KfW immer wieder dazu beigetragen, Krisen zu überwinden und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Unser Selbstverständnis ist auch heute: die Zukunft zu gestalten – das Motto unseres Jubiläumsjahres. KfWplus spielt natürlich auch in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, denn sie bildet den Rahmen für die Gestaltung der Zukunft und dieses Jahrzehnts der Entscheidung. Ich freue mich besonders, im Sommer unser Jubiläum mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen des „KfW-Zukunftstags“ zu feiern und die Gelegenheit zu nutzen, KfWplus erlebbar zu machen. Jede und jeder Mitarbeitende soll am Ende des Tages sagen können: Ich leiste einen entscheidenden Beitrag zu KfWplus und somit zur Gestaltung unserer Zukunft!
Herr Wintels, vielen Dank für das Gespräch!
