Koko Networks – digitale Bestellstationen in Afrika
Kenia

Kenia

Sauberer Kochbrennstoff aus dem Automaten

KOKO Networks will mit seinen Technologien den Markt für Kochbrennstoff in Städten verändern – davon profitieren Gesellschaft und Umwelt. KOKO Fuel wurde erfolgreich in ganz Nairobi installiert. Geplant ist ein Ausbau des Geschäfts in ganz Kenia und über die Grenzen hinaus.

Koko Networks – digitale Bestellstationen in Afrika

An der Bestellstation kann man nicht nur den Herd kaufen, sondern später immer wieder auch das dafür benötigte Ethanol nachfüllen.

Nairobi – eine pulsierende Stadt. Die Hauptstadt von Kenia ist eine international geprägte Metropole mit über vier Millionen Einwohnern. Es herrscht ein geschäftiges Treiben und der Verkehr staut sich in den Straßen. Ein junger Mann steigt aus einem Bus, schlendert über einen lebhaften Markt. Er sagt in die Kamera: „Vergiss die Einkaufszentren – hier zirkuliert das Geld wirklich.“ Und: „Digital ist unsere neue Sprache und unsere neue Währung ist mobil.“ Die Szene stammt aus einem Werbefilm des internationalen Tech-Unternehmens KOKO Networks, gegründet in Nairobi mit dem Ziel, innovative Lösungen bereitzustellen, die das Leben in den wachstumsstärksten Städten weltweit verbessern können.

KOKO Fuel ist das erste Produkt des Unternehmens auf diesem Weg. Die Innovation gestaltet die Lieferkette für ein zentrales Grundversorgungsprodukt – sicherer und kostengünstiger Kochbrennstoff – völlig neu. Mehr als 600 Brennstoffautomaten (KOKO Points) wurden zu diesem Zweck in Kiosken und kleinen Läden installiert. Hier können die Kunden in der Nähe ihres Wohnorts sauberen Bioethanol-Kraftstoff zum Kochen in kleinen Mengen abfüllen und gleichzeitig etwas für die Umwelt und die Gesundheit ihrer Familien tun.

Wir finanzieren

Die DEG kofinanziert das Netzwerk der KOKO Points aus ihrem Up-Scaling-Programm, um den Handel mit innovativen Produkten in afrikanischen Städten zu fördern.

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KOKO verkauft dazu einen modernen, leistungsstarken Küchenherd. Ein wiederverwendbarer Kanister mit speziellem Sicherheitsverschluss, der über eine Mobiltelefonnummer mit dem Kunden gekoppelt ist, wird mitgeliefert. Der KOKO Herd wird für rund 40 US-Dollar verkauft. Die Kunden können ihren KOKO Account nutzen, um die Gesamtsumme im Laufe der Zeit anzusparen. Alle Transaktionen laufen bargeldlos über das Smartphone – Mobil Money Services sind in Kenia überall verbreitet. Sobald die Zahlung abgeschlossen ist, kann der Kunde seinen Herd bei einem beliebigen KOKO Vertreter in der Nachbarschaft abholen.

Der Brennstoff selber ist eine deutlich günstigere Alternative zu Kerosin oder Holzkohle, die die Mehrheit der Haushalte in Nairobi bisher traditionell zum Kochen genutzt haben, und wirkt außerdem der Abholzung zur Holzkohlegewinnung entgegen. Erschwinglich wird der Kraftstoff für die Kunden größtenteils durch den Wegfall teurer Einweg-Plastikflaschen.

Nach einem kleinen Pilotprojekt hat KOKO Ende letztens Jahres sein Automaten-Netzwerk in ganz Nairobi installiert und hat mittlerweile mehr als 60.000 Kunden in der ganzen Stadt. Das Unternehmen bereitet sich bereits darauf vor, im restlichen Land zu expandieren.

KOKO Networks - E-Commerce am Kiosk

Der KOKO Küchenherd wird mit einem wiederverwendbaren Kanister mit speziellem Sicherheitsverschluss geliefert, der über eine Mobiltelefonnummer mit dem Kunden gekoppelt ist.

Tourenplanung der Tanklaster über Daten-Cloud

Die Lieferkette ist ein Beispiel modernster „Internet of Things“( IoT )-Technologie und in Afrika einzigartig für den Bereich Haushaltsbrennstoffe. Der Brennstoffbestand wird entlang der gesamten Lieferkette über eine Daten-Cloud verfolgt: Jeder KOKO Point ist mit der Software-Plattform KOKO Cloud vernetzt und sendet über interne Sensoren Echtzeit-Updates an ein Network Operations Centre. KOKOs Brennstoffvertriebspartner Vivo Energy wiederum bezieht Bioethanol-Brennstoff auf Melassebasis von lokalen und regionalen Lieferanten und liefert diesen an ausgewählte Servicepoints, die er in ganz Nairobi betreibt. Diese verfügen über spezielle unterirdische Lagertanks. Vor dort wird der Brennstoff mit speziell umgerüsteten kleinen Tankwagen an die Abfüllautomaten in der ganzen Stadt verteilt. Mit Hilfe von KOKOs maßgeschneiderter IoT-Hardware wird der Transport und die Nachverfolgung des Brennstoffs bis zum Endverbraucher gesteuert

Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, ein Tochterunternehmen der KfW, erkannte früh das Potential und kofinanzierte das Vorhaben mit einem zinsfreien Darlehen in Höhe von 500.000 Euro aus ihrem Up-Scaling-Programm. „Damit helfen wir jungen Unternehmen, ein innovatives Geschäftsmodell zu skalieren“, erklärt Dr. Tobias Bidlingmaier, Teamleiter Up-Scaling bei der DEG. Er ist überzeugt davon, dass dieses Modell Perspektive hat: „Es schafft Arbeitsplätze und die Ladenbesitzer haben eine weitere Verdienstmöglichkeit. Das innovative Geschäftsmodell von KOKO kann außerdem auf weitere Produkte und Services ausgedehnt werden, die Lieferanten, Händlern und Verbrauchern in den Städten einen Mehrwert bringen“.

“Holzkohle zu ersetzen ist eine wichtige Maßnahme zur Erhaltung der Wälder und gefährdeter Arten.“

Dr. Tobias Bidlingmaier, Teamleiter Up-Scaling bei der DEG

Ein Kunde mit dem Küchenherd von KOKO Networks

Kunden können den Kraftstoff zum Kochen in der Nähe ihres Wohnorts in kleinen Mengen abfüllen und tun dabei gleichzeitig etwas für die Umwelt und die Gesundheit ihrer Familie.

Die Vorteile der Bioethanol-Küchenherde

Aber nicht nur das Geschäftsmodell überzeugt Bidlingmaier, sondern auch die positiven Umwelt- und Sozialwirkungen, die KOKO Fuel mit sich bringt: „Bioethanol ist ein sauberer Kochbrennstoff und eine gute Alternative zu Kerosin und Holzkohle, die für Abholzung verantwortlich ist. Beide tragen außerdem zum Tod von Hunderttausenden von Menschen in Afrika bei, die jedes Jahr infolge von Luftverschmutzung sterben". In der Tat fordern Krankheiten, die durch die giftigen Dämpfe schmutziger Kochbrennstoffe verursacht werden, jedes Jahr mehr Todesopfer als HIV, Malaria und Tuberkulose zusammen. Das heißt, dass das Kochen mit Bioethanol nicht nur eine enorme Erleichterung und eine günstige und saubere Alternative für viele Menschen darstellt, sondern auch Leben rettet.

Auch aus umweltpolitischer Sicht stellt der hohe Verbrauch von Holzkohle in ganz Afrika eine große Herausforderung dar. Der Verbrauch von Holzkohle führt jährlich zur Abholzung von zwei Millionen Hektar Wald und hat damit in den letzten 30 Jahren ein Drittel aller Wälder Afrikas vernichtet. Diese Umweltzerstörung nimmt mit der Urbanisierung weiter zu, da die Menschen anstatt Brennholz zu sammeln in den Städten auf Holzkohle umsteigen, die für Abholzung verantwortlich ist. Die Herstellung von Holzkohle führt zu einem Verlust der Biodiversität, Bodenerosion, Änderung des Mikroklimas und nicht zuletzt zu einer geringeren landwirtschaftlichen Produktivität und Ernährungsunsicherheit. Bidlingmaier erläutert: „Bioethanol - insbesondere in Form der in Ostafrika hergestellten Melasse (ein Nebenprodukt der Zuckerindustrie) – als Alternative zu Holzkohle einzusetzen ist daher eine wichtige Maßnahme zur Erhaltung der Wälder und gefährdeter Arten.“ Lösungen wie KOKO kommen in vielen aufstrebenden Städten in Schwellenländern eine entscheidende Rolle zu, da weltweit im Rahmen der UN-Ziele die Sicherung von Gesundheit und Wohlergehen und Bezahlbarer und Sauberer Energie vorangetrieben wird.

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 7. Juni 2018, aktualisiert am 30. November 2020.