Henry's Eismanufaktur
Corona-Kredite

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Ein Eis geht immer

Dominik Heil hat seinen Kindheitstraum verwirklicht und betreibt heute ein Café in bester Saarbrücker Lage. Die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Seuche haben das kleine Unternehmen des leidenschaftlichen Eisherstellers zu Saisonbeginn hart getroffen. Entmutigen lässt er sich davon nicht.

Video: Einblicke in Henry’s Eismanufaktur in der Zeit vor der Corona-Krise (KfW Bankengruppe/n-tv).

Wenn in Saarbrücken die Sonne scheint, braucht man nicht lange auf die Schlange vor Henry’s Eismanufaktur zu warten. Klassiker wie Vanille und Nuss oder Exoten wie Safran-Pistazie und Halva-Milcheis verlassen kugelweise den Laden, in den Innenräumen gibt es opulente Eisbecher oder auch heiße Waffeln, wenn es noch kalt ist. Nur in diesem Jahr ist alles anders.

„So ein kleines Virus wirft die Welt aus der Bahn, damit hat niemand gerechnet. Bei mir dauerte es eine Woche, bis ich die surreale Situation halbwegs einordnen konnte“, sagt Dominik Heil. „Die immer neuen Informationen haben mich nur noch verrückter gemacht.“

Dass Henry’s Eismanufaktur im ganzen Saarland sehr beliebt ist, wurde plötzlich ein Problem. Als an den ersten warmen Frühlingstagen auf Facebook der Take-away-Verkauf angekündigt wurde, äußerten einige Nutzer Zweifel, ob die Vorsichtsmaßnahmen ausreichen würden. Und auch Dominik Heil war unsicher, ob die Aussicht auf ein erstes Eis nicht zu viele Menschen in die Fußgängerzone locken würde. Das wollte er nicht riskieren. So hielt er seinen Laden vorerst geschlossen.

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Die Suche nach Alternativen

„Aber Eis gegessen wird ja trotz der Pandemie. In welchen Bereichen also kann ich krisensicher Umsatz generieren?“, fasst der Gründer seine Überlegungen für einen Notfallplan zusammen. Ein Glück, dass er bereits neben dem Café-Betrieb ausgewählte Einzelhändler im Saarland belieferte. Das ist vor allem in der Winterpause wichtig und sollte in Zukunft ausgebaut werden. Noch ist dieses zweite Standbein überschaubar – aber unter dem Druck der Corona-Krise genau richtig, um es zu erweitern.

Die meisten Zutaten für das Eis stammen aus dem nahen Biosphärenreservat Bliesgau, die Lieferketten sind also zuverlässig. Nun hat Heil die Produktion angepasst, füllt das Eis nicht mehr in die Edelstahlbehälter des Cafés, sondern in Boxen für Ladengeschäfte. Neben den üblichen 200-ml-Bechern kommen größere hinzu. Über die sozialen Medien wird auf die Verkaufsstellen hingewiesen. Viele weitere Händler möchten das bekannte Eis in ihr Sortiment aufnehmen. Diese positiven Nachrichten bergen eine neue Herausforderung: Die Produktionsprozesse müssen umorganisiert, Abläufe umgestaltet werden. Personal, das bislang im Café beschäftigt war, wird für den Einsatz in der Herstellung geschult. Um die Mengen zu steigern, werden neue Geräte benötigt. Sie kosten mitunter so viel wie ein Kleinwagen.

Henry's Eismanufaktur

Einen Sommer ohne Eis kann sich Dominik Heil ebenso wenig vorstellen wie seine Kunden. Er ist zuversichtlich und passt sein Unternehmen den neuen Gegebenheiten an.

Finanzielle Unterstützung

Im Gespräch mit der Hausbank entstand eine Lösung: Für die notwendigen Investitionen und die Finanzierung der Betriebsmittel kann der KfW-Unternehmerkredit genutzt werden. Er bewegt sich im sechsstelligen Bereich und hat eine Laufzeit von zehn Jahren, die ersten beiden Jahre sind tilgungsfrei. „Die günstigen Konditionen und die lange Laufzeit sind genau richtig für mich, denn meine Einnahmen sorgen für Liquidität, den Kredit nutze ich, um zu investieren“, sagt Dominik Heil.

Bei der Beantragung unterstützte ihn Klaus Appel von der Kreissparkasse Saarpfalz. Er betreut das Unternehmen seit der Gründung. „Zusammen mit der Saarländischen Förderbank SIKB haben wir die Einrichtung und die Geräte für das Eiscafé finanziert“, erklärt Appel. „Gerade für eine Existenzgründung in der Gastronomie ist ein schlüssiges Konzept wichtig. Der Fokus auf saisonale biologische Zutaten aus der Region ist etwas Besonderes. Aber was den Erfolg wirklich ausmacht, ist Herzblut und Durchhaltevermögen, man muss dahinterstehen – und das ist hier der Fall.“

Auch Markus Merzbach, Abteilungsdirektor bei der KfW, kann sich freuen: „Hier zeigt sich, dass die KfW auch bei den Corona-Hilfen mit dem Sonderprogramm für jede Branche, jedes Unternehmensalter und jede Unternehmensgröße die richtigen Förderprodukte am Start hat.“ Besonders wichtig seien für die KfW auch in Corona-Zeiten die bewährten Durchleitungswege über die Hausbanken. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn abstrakte Förderung in konkrete Unterstützung mündet.“

Henry's Eismanufaktur

Feste Partner aus dem Biosphärenreservat Bliesgau liefern die Zutaten für das nachhaltige Eis.

Eine Gründung aus Leidenschaft

Vor seiner Gründung war Dominik Heil bei einem Autozulieferer beschäftigt. „Ich war erfolgreich und nicht unglücklich in meinem Job. Aber sollte es bis zur Rente so weitergehen?“ Seine Eltern hatten eine Bäckerei, und der Sohn war immer Fan dieser kreativen Arbeit. Er fing an, nach Feierabend mit Speiseeis zu experimentieren, drei Jahre lang. Dann reduzierte er seine Arbeitszeit – und benannte das Projekt nach seinem Hund Henry. „Mit einem Verkaufswagen stand ich an Straßenecken und vor Schwimmbädern. Damit hatte ich überhaupt keinen Erfolg“, erinnert sich Heil. „Frustriert bin ich auf Festivals und Veranstaltungen ausgewichen. Das war die Wende! Ich bekam tolles Feedback und wurde richtig bekannt. Geholfen hat dabei auch die Kommunikation über die sozialen Medien. Ich habe das alles nebenberuflich gemacht, ein echter Knochenjob. Doch ich wollte sichergehen, dass es funktioniert und es mir wirklich gefällt, bevor ich ganz umsattele.“ 2016 wurde Dominik Heil zum hauptberuflichen Eismacher und eröffnete das Café in der Innenstadt.

Auch Marco Mathieu, der bei der Saarländischen Investitionskreditbank AG Existenzgründer begleitet, macht hier oft Halt und probiert die neuen Sorten. Im vergangenen Jahr hat er sich als Jurymitglied im Wettbewerb KfW Award Gründen für das Unternehmen eingesetzt – bei der feierlichen Preisverleihung im Berliner Wirtschaftsministerium wurde es als Landessieger Saarland ausgezeichnet.

KfW-Corona-Hilfe

Unternehmen können über ihre Hausbank oder jede andere Bank Corona-Kredite beantragen. Zur Auswahl stehen: KfW-Unternehmerkredit, ERP-Gründerkredit – Universell, Konsortialfinanzierung und KfW-Schnellkredit 2020.

Mehr erfahren

Mittlerweile ist das Eiscafé wieder geöffnet. Verkauft wird durchs Fenster. Dazu hat Heil ein ausgefeiltes Konzept erarbeitet und vom Ordnungsamt genehmigen lassen. Es gibt getrennte Abläufe bei Bestellung und Bezahlung und eine kontaktlose Übergabe der Eisbecher auf einem Tablett. Wenn es voller wird, ist ein Mitarbeiter eigens dafür da, die Kunden auf die neuen Regeln und den einzuhaltenden Abstand hinzuweisen.

Da insgesamt weniger Arbeit im Café anfällt, nutzt Dominik Heil die Zeit, um Prozesse zu strukturieren und ein Warenwirtschaftssystem einzuführen. Die Schockstarre zu Beginn der Corona-Pandemie ist längst überwunden. „In der Krise zeigt sich der Charakter“, sagt er lachend. „So schnell gebe ich nicht auf, sonst hätte ich es bis hierher gar nicht geschafft. Ich bin heilfroh, dass ich einen weiteren Absatzweg hatte, den ich schnell ausweiten konnte. Es hat mir auch gezeigt, dass es nicht gut ist, nur auf ein Pferd zu setzen. Ich bin zuversichtlich, dass es mir gelingen wird, das Saarland weiter mit meinem Eis zu verwöhnen.“ Denn was auch komme, so Heil, sein Slogan gelte – auch in Krisenzeiten: Ein Eis geht immer!

Auf KfW Stories veröffentlicht am 23. Juli 2020.