Boris Tiemann und Antonia Jaeckel von der KfW IPEX-Bank
Mobilität

Mobilität

Flugzeuge zum Fliegen bringen

Zwei Luftfahrtspezialisten der KfW IPEX-Bank verraten, worauf es im globalen Geschäft mit Flugzeugfinanzierungen ankommt und wie sie das Arbeiten in einer fast familiären Branche erleben.

Boris Tiemann und Antonia Jaeckel von der KfW IPEX-Bank
Bodencrew

Boris Tiemann und Antonia Jaeckel auf der Besucherterrasse des Flughafens Frankfurt am Main.

Die unterschiedlichen Zeitzonen sind für Vielflieger eine Herausforderung. Für Antonia Jaeckel sind sie von Vorteil. Jaeckel arbeitet als Prokuristin in der Flugzeugfinanzierung der KfW IPEX-Bank. Zu ihren Zielregionen gehört neben Europa auch Asien. Also der Erdteil, wo die Menschen sechs oder sieben Stunden vor uns aufstehen und mit der Arbeit beginnen. Für Jaeckel passt das perfekt: Sie bringt ihre beiden Söhne morgens in Frankfurt zur Schule und in den Kindergarten. Danach arbeitet sie in Teilzeit für die KfW IPEX-Bank. Und wenn in Singapur und Seoul der Arbeitstag beendet ist, kann die Finanzexpertin den Nachmittag wieder mit ihren Kindern verbringen. Was die Söhne nicht unbedingt ahnen: Ihre Mutter hat den Vormittag damit verbracht, einen Airbus A380 startklar zu machen.

Wenn Antonia Jaeckel morgens an ihren Schreibtisch kommt, telefoniert oder mailt sie zuerst mit ihren asiatischen Kunden. Zum Beispiel Asiana Airlines, für die die KfW IPEX-Bank bereits mehrere Flugzeuge finanziert hat – darunter auch den A380. Bei rund 428 Millionen Dollar liegt der Listenpreis für diesen zweistöckigen Mega-Airbus. Das ist für Airlines allein nicht zu stemmen; erfahrene Finanzierungspartner sind nötig. „Eine Flugzeugfinanzierung hat sehr viele Dimensionen. Die Flugzeuge, die wir in die Luft bringen, schlagen Brücken zwischen Ländern und Märkten, Menschen und Kontinenten. So ein Riese befördert täglich mehr als 500 Menschen und etliche Tonnen Fracht von einem Erdteil zum anderen“, sagt Jaeckel.

„In den kommenden Jahren werden Flugzeuge noch mal deutlich weniger Kerosin verbrauchen.“

Antonia Jaeckel, Prokuristin in der Flugzeugfinanzierung der KfW IPEX-Bank

Wir finanzieren

Die KfW IPEX-Bank ist seit über 30 Jahren ein führender Anbieter von Flugzeugfinanzierungen auf allen wichtigen Luftverkehrsmärkten der Welt.

Mehr erfahren

Nach mehr als zehn Jahren im Job kommt bei der Luftfahrtexpertin dennoch keine Routine auf. „Die Airline-Industrie bleibt immer in Bewegung und bringt ständig neue technische Entwicklungen hervor. In den kommenden Jahren werden Flugzeuge noch mal deutlich weniger Kerosin verbrauchen. Mit den Neo-Modellen bei Airbus oder der Boeing 737 MAX werden beispielsweise die Triebwerke deutlich effizienter“, erklärt Antonia Jaeckel. Das habe zu zahlreichen Bestellungen von Leasing- und Fluggesellschaften geführt. Entsprechend hoch sei der Finanzierungsbedarf.

Das gute Gefühl, Verbindungen zu schaffen, die ohne die Luftfahrt nicht möglich wären, reizt auch Boris Tiemann an seinem Job. Der Technologieexperte und Projektmanager ist seit 2008 im Bereich Luftfahrtfinanzierung tätig. Wie seine Kollegin hat Tiemann seine Karriere bei der KfW IPEX-Bank mit einem Traineeprogramm begonnen, bei dem er auch sein heutiges Arbeitsfeld kennenlernte. „Ich wurde dann im Anschluss gefragt, ob ich gern in der Flugzeugfinanzierung arbeiten möchte. Ich habe nicht eine Minute gezögert.“ Kein Wunder: Sein Tätigkeitsfeld ist interessant. Die KfW IPEX-Bank zählt weltweit mehr als 100 Airlines und Leasingunternehmen zu ihren Kunden. Tiemann ist für Europa und Afrika zuständig. „Wobei alle Kollegen bei uns neben ihren Kernregionen immer wieder auch Projekte auf anderen Kontinenten begleiten.“

„Die meisten Airliner sind seit vielen Jahren im Geschäft. Man kennt und vertraut sich.“

Boris Tiemann, Technologieexperte und Projektmanager im Bereich Luftfahrtfinanzierung der KfW IPEX-Bank

Quelle
Cover Chancen Brücken

Dieser Artikel ist erschienen in CHANCEN Herbst/Winter 2015 „Brücken“.

Zur Ausgabe

Auch wenn das Luftfahrtgeschäft global funktioniert, so ist der Bereich der Finanzierung doch sehr familiär. „Die meisten Airliner sind seit vielen Jahren im Geschäft. Man kennt und vertraut sich. Insbesondere die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnerbanken ist sehr wichtig für erfolgreiche Projekte“, sagt Tiemann. Verlässlichkeit ist vor allem am Ende einer Finanzierung unabdingbar. Denn bei der Übernahme eines neuen Flugzeugs geht es bei der von langer Hand geplanten Finanzierung Schlag auf Schlag. Während in Seattle, Toulouse, Tianjin, Charleston oder Hamburg die zukünftigen Besitzer noch bei der technischen Abnahme des Flugzeugs sind, warten die Finanzabteilungen von Boeing oder Airbus bereits auf den Eingang des Geldes. Klappt alles, ist das Flugzeug wenige Stunden später in der Luft – und geht meist schon bald darauf in den regulären Liniendienst.

Über jedes seiner Projekte kann Boris Tiemann einiges erzählen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm die Finanzierung mehrerer A330-Langstreckenflieger für Fiji Airways. Der Inselstaat im Südpazifik ist wie kaum eine andere Region auf der Welt auf eine Luftbrücke zum Festland angewiesen. „Als die letzten Auslieferungsdokumente in Toulouse unterschrieben waren, schnappte sich der damalige CEO der Airline eine Flugbegleiterin und die beiden gaben eine spontane Tanzeinlage zum Besten. Das war sichtbare Erleichterung nach einer Phase voller Konzentration“, erzählt Tiemann.

Die Verhandlung der Finanzierungsverträge beginnt für Jaeckel und Tiemann circa drei Monate vor der geplanten Auslieferung. „Die Bestellung hingegen findet meist mehrere Jahre vorher statt“, so Tiemann. Kunden sind fast alle wichtigen Airlines der Welt, wobei für die KfW IPEX-Bank immer auch ein europäischer Bezug da sein muss: „Airline, Komponenten wie Triebwerk oder die Fertigung müssen europäisch sein, damit wir in eine Finanzierung einsteigen“, erklärt Tiemann, der es übrigens jenseits seines abwechslungsreichen Jobs gern ein bisschen ruhiger angehen lässt: „Den Sommer verbringe ich am liebsten im heimischen Rhein-Main-Gebiet. Im Winterurlaub darf es dann auch gern der Charterflug auf die kanarischen Inseln sein.“

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Montag, 10. Juli 2017