Förderbanken wie die KfW machen sich für den Meeresschutz stark
Naturschutz

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„Eine große Aufgabe“

Überfischung, Korallenbleiche, Plastikmüll: Der Zustand der Meere verschlechtert sich dramatisch. Die noch junge Clean Oceans Initiative mit ihrem Gründungsmitglied KfW kämpft gegen die Verschmutzung der Meere an. Eine erste Bilanz kann sich sehen lassen. Ein Jahr nach Gründung der Initiative Mitte Oktober 2018 haben KfW, Europäische Investitionsbank (EIB) und die französische Entwicklungsagentur AFD zusammen bereits 737,9 Millionen Euro für insgesamt zwölf Projekte zugesagt.

Zu den Personen
Barbara Schnell, Eva Witt

Barbara Schnell (l.) arbeitet seit 2001 bei der KfW. Sie war zuerst als Projektmanagerin für Wasser/Abwasser und Teamleiterin für Finanzsystementwicklung in Asien zuständig. Seit April 2018 leitet sie die Abteilung Sektorpolitik des Geschäftsbereichs Entwicklungsbank der KfW, die sich um sektorfachliche Themen und Wissensmanagement kümmert.

Eva Witt (r.) ist seit 1995 bei der KfW tätig. Sie leitete die Abteilung Osteuropa des Geschäftsbereichs Entwicklungsbank der KfW, anschließend im Generalsekretariat die Abteilung Bundes- und Europaangelegenheiten und seit 2020 den Bereich Individualfinanzierung und Öffentliche Kunden.

Warum ist das Thema „Plastikmüll in den Meeren“ plötzlich so allgegenwärtig?

BARBARA SCHNELL: Das Thema ist nicht neu, aber die Erkenntnis, dass die Meere zugemüllt und keine unerschöpfliche Ressource sind, ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Dazu haben sicherlich die Bilder von verendeten Walen mit Massen an Plastik im Magen beigetragen. Aber auch die Aufnahme des Meeresschutzes in die Sustainable Development Goals der UN war ein wichtiges Signal, anfangs war das ja gar nicht vorgesehen. Sich dieses Themas entschlossen anzunehmen gehört zu den großen Aufgaben unserer Zeit.

Bitte erklären Sie das genauer.

EVA WITT: Meere sind von elementarer Bedeutung für das Klima wie auch für die Artenvielfalt. Sie bieten Nahrung für zwei Milliarden Menschen. Ihr Zustand aber verschlechtert sich dramatisch: durch Überfischung, Korallenbleiche und das Abholzen von Mangroven. Hinzu kommt die rapide zunehmende Vermüllung: Schon heute befinden sich in den Ozeanen geschätzte 150 Millionen Tonnen Plastikabfall. Das Plastik gefährdet die Tiere in und am Meer und gelangt über die Nahrungskette auch zurück zum Menschen.

Was kann die Weltgemeinschaft bei diesem Ausmaß tun?

SCHNELL: Es gibt bereits sehr viele Projekte, die das Problem von verschiedenen Seiten angehen – von der Einrichtung von Schutzzonen bis zur Abfallvermeidung und Abwasserreinigung. Allein das aktuelle Abfallwirtschaftsportfolio der KfW in Ländern mit Meerzugang beläuft sich auf rund 340 Millionen Euro, das Geld fließt in 17 Projekte.

Weg mit dem Plastikmüll!

Die KfW Bankengruppe hat Mitte Oktober 2018 gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank und der französischen Entwicklungsbank Agence Française de Développement die Clean Oceans Initiative gestartet. Die Partner stellen zunächst zwei Milliarden Euro bereit, um die Verschmutzung der Weltmeere zu reduzieren.

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Und die KfW ist nicht allein auf diesem Gebiet unterwegs ...

WITT: Richtig. 2018 haben wir gemeinsam mit der EIB und der AFD eine europäische Initiative zum Schutz der Meere vor Verschmutzung und Mülleintrag gegründet: die Clean Oceans Initiative. Gemeinsam wollen wir bis zum Jahr 2023 zwei Milliarden Euro bereitstellen, um Abfallentsorgung und Abwasserreinigung in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finanzieren. Inzwischen hat die KfW im Auftrag des Bundes insgesamt 301,5 Millionen Euro im Rahmen der Clean Oceans Initiative zugesagt: Das Geld fließt in Projekte in Südafrika, Indonesien, Costa Rica, China, Albanien und, der Vertrag wurde gerade unterzeichnet, Georgien. Die EIB ist übrigens mit 340,1 Millionen Euro in Ägypten, Benin und Argentinien engagiert, die AFD mit 96,3 Millionen Euro in Kongo, Sri Lanka und Togo. Weitere Projekte sind in Vorbereitung.

Viele Entwicklungsländer müssen nicht nur mit dem eigenen Abfall fertigwerden, sondern oft auch mit dem exportierten Müll von uns.

WITT: Deshalb müssen wir Europäer Verantwortung übernehmen. Dabei gilt es, unser eigenes Wirtschaften nachhaltiger und ressourcenschonender zu gestalten. In Europa setzen wir in diesem Jahr gemeinsam mit weiteren nationalen Förderbanken eine Plattform auf, über die wir Projekte im Bereich der Kreislaufwirtschaft fördern. Wir möchten auch mit der EU-Kommission zusammenarbeiten, die bereits 2015 einen Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft verabschiedet hat. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft soll zu einer CO₂-armen, ressourcenschonenden und wettbewerbsfähigen Wirtschaft in Europa beitragen.

Was macht Sie zuversichtlich, dass das gewaltige Plastikmüllproblem gelöst werden kann?

Schnell: Beim Tropenwaldschutz haben wir in den Achtzigerjahren ebenfalls bescheiden angefangen und seither viel erreicht: Wir haben nachhaltige Nutzungsmuster mit besserem Schutz verbunden. In vielen Gegenden ist die Entwaldungsrate rückläufig. Fast zwei Dutzend Länder wie China, Chile oder Vietnam haben es geschafft, ihre Waldfläche zu vergrößern. Warum sollte im Meer nicht möglich sein, was auch an Land funktioniert hat?

Auf KfW Stories veröffentlicht am 12. Oktober 2018, aktualisiert am 11. Januar 2022.

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.