Gesundheitsprojekt in Kamerun
Gesundheit

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Angeschlagenes Gesundheitssystem

Kamerun, wirtschaftlicher Hoffnungsstern am zentralafrikanischen Horizont, enttäuscht im Gesundheitssektor. Das FZ­-Vorhaben für den Bau eines Regionalkrankenhauses und die Rehabilitation von drei Distriktkrankenhäusern sowie sechs Gesundheitszentren konnte keine merkbaren Wirkungen entfalten; das Urteil ist „eindeutig unzureichend“.

Das Engagement der KfW Entwicklungsbank

Seit dem Jahr 1960 unterstützt die KfW im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) die Bundesregierung dabei, ihre entwicklungspolitischen Ziele umzusetzen. Wir verbinden Finanzierungs-Know-how mit entwicklungspolitischer Expertise. Im Auftrag der Bundesregierung, vor allem des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), fördern und begleiten wir Programme und Projekte mit überwiegend staatlichen Akteuren in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Es ist das wirtschaftlich stärkste Land in einer fragilen Region: Kamerun erlebte im Gegensatz zu seinen Nachbarländern in Zentralafrika in den letzten Jahren ein recht hohes Wirtschaftswachstum, nicht zuletzt aufgrund seiner reichen Bodenschätze. Doch der Weg Richtung Schwellenland ist holprig. Mehr als 35 Prozent der Kameruner lebten 2014 immer noch unterhalb der nationalen Armutsgrenze, mit wachsender Armut und Instabilität im Norden des Landes. Korruption ist weit verbreitet. Im Jahr 2015 nahm Kamerun Platz 130 von 168 Staaten im Korruptionsindex von Transparency International ein.

Trotz wirtschaftlicher Überlegenheit ist das Gesundheitssystem in Kamerun ähnlich rudimentär wie das seiner viel ärmeren Nachbarstaaten. Um die Gesundheitssituation der Bevölkerung zu verbessern, insbesondere der Mütter und Kinder, wurden im Rahmen des FZ­-Vorhabens in drei Provinzen Kameruns Gesundheitseinrichtungen entweder durch einen Neubau ersetzt oder rehabilitiert.

Die von der FZ finanzierte Infrastruktur und Ausstattung werden jedoch unzureichend genutzt: In mehreren Fällen wurden medizinische Geräte bisher nie verwendet, weil qualifiziertes Personal fehlt. Die unzuverlässige Stromversorgung mit starken Spannungsschwankungen hat einzelne Geräte beschädigt oder zerstört. Eine funktionierende Wasserversorgung fehlt in einzelnen Gesundheitsstationen völlig, da die vorgenommenen Brunnenbohrungen erfolglos waren oder eine unzureichende Trinkwasserqualität ergaben. Eine Lösung dieser Probleme ist nicht absehbar.

Evaluierung: Wirkung beurteilen und aus Erfahrung lernen

Ob ein Vorhaben erfolgreich ist oder nicht, misst sich vor allem an den Fragen: Was hat das Vorhaben für die Menschen im Partnerland bewirkt? Hat sich deren Situation nachhaltig verbessert? Drei bis fünf Jahre nach Fertigstellung einer Maßnahme unterzieht die Evaluierungsabteilung der KfW Entwicklungsbank rund die Hälfte aller abgeschlossenen Vorhaben einer unabhängigen Evaluierung, auch um für zukünftige Projekte und Programme zu lernen.

Die zentrale Frage während der Evaluierungsmission war jedoch: Weshalb wurden die Gesundheitseinrichtungen nach ihrer Rehabilitierung sogar von weniger Patienten als vorher aufgesucht? Die Beobachtungen vor Ort gaben Hinweise. So waren Ärzte oftmals nicht anzutreffen, das anwesende Personal schien unmotiviert und zudem wenig qualifiziert. Aufgrund knapper Budgets fehlten allerorts Medikamente – wahrlich keine guten Voraussetzungen, um Patienten ein vertrauensvolles Umfeld zu bieten. Auch die Hygiene ließ zu wünschen übrig: In allen besuchten Zentren sah unser Evaluierungsexperte benutzte Spritzen offen im Gelände liegen.

Doch schlechter Service ist nicht der alleinige Grund für das Fernbleiben der Patienten. Die teils sehr hohen offiziellen Gebühren für öffentliche Gesundheitsleistungen sowie die ebenfalls weitverbreiteten „inoffiziellen“ Zusatzzahlungen halten insbesondere ärmere Patienten von einem Arztbesuch ab. Reichere Kameruner hingegen nehmen vermehrt private, qualitativ bessere Leistungen in Anspruch. Die Zahlen zur Gesundheitssituation sprechen für sich: Mütter­ und Kindersterblichkeit sinken nur langsam und sind angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung ungewöhnlich hoch. Nach Daten von 2011 gibt es deutliche Unterschiede zwischen den reichsten und den ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung, sowohl im Zugang zu Gesundheitsleistungen als auch in den Sterblichkeitsraten.

Quelle
Cover Evaluierungsbericht 2015-2016

Dieser Artikel ist erschienen im 14. Evaluierungsbericht 2015-2016.

Zur Ausgabe

Fazit der Evaluierung: Die verbesserte Infrastruktur zeigt keine nachhaltigen Wirkungen – wegen qualitativer, finanzieller und institutioneller Schwächen des nationalen Gesundheitssystems. Staatliche Unterstützung beschränkt sich auf die Übernahme der Personalkosten. Mit Patientengebühren allein lässt sich ein professioneller Betrieb der Einrichtungen nicht garantieren, und die Armen werden sich auch weiterhin keinen Arztbesuch leisten können.

Ergebnis: „Eindeutig unzureichend“ – Note 5

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Mittwoch, 24. Mai 2017

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.