Die KfW fördert keine Krisenregion mit mehr Geld als Afghanistan. Das Land braucht auch lange nach dem Ende des Taliban-Regimes viel Hilfe aus dem Ausland, um wirtschaftliche und soziale Infrastruktur aufzubauen.

Wasser
Neue Pumpstationen und Leitungen versorgen Kabul mit Trinkwasser. Auch in den Distriktstädten in den Nordprovinzen sorgen Investitionen für eine verlässliche Wasserversorgung.
Lebensmittel kühlen, sich im Internet informieren oder das Handy aufladen ist für viele Menschen in Afghanistan ebenso wenig selbstverständlich wie sauberes Wasser zum Trinken, Kochen oder Waschen. Ein jahrzehntelanger Krieg hat deutliche Spuren hinterlassen, vielerorts fehlen Strom und Trinkwasser, die Kindersterblichkeitsrate zählt zu den höchsten der Welt. Der Mangel an Schulen, Berufsbildung und Arbeitsplätzen sorgt für eine langsame wirtschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig hemmen immer häufiger stattfindende Anschläge den Wiederaufbau und die Stabilität des Landes.
Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank engagiert sich seit 2002 in Afghanistan und setzt Projekte für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Auswärtige Amt (AA) um. In kein anderes Krisenland fließen im Auftrag der Bundesregierung so hohe Summen für Entwicklungsprojekte wie nach Afghanistan: Das laufende Portfolio der KfW beträgt insgesamt 1,3 Milliarden Euro, wovon eine Milliarde Euro vom BMZ und 300 Millionen Euro vom AA stammen. Das Engagement der Bundesregierung soll den Menschen Perspektiven für eine Zukunft im eigenen Land eröffnen.
Dossier
In vielen Ländern ist die Entwicklungszusammenarbeit mit Risiken für die Helfer verbunden. In unserem Dossier schildern wir, wo welche Gefahren drohen.
Zum DossierDie zahlreichen Infrastrukturprojekte konzentrieren sich regional auf die sechs nördlichen Provinzen Balkh, Samangan, Baghlan, Kunduz, Takhar und Badakhshan. Ein Wasserkraftwerk wird beispielsweise in Faizabad errichtet, um Energie für die Provinzhauptstadt und Umgebung zu erzeugen. In den Regionen Balkh und Samangan werden im Rahmen des Programms NEPS Übertragungsleitungen und Umspannstationen gebaut, die eine bessere Stromversorgung in den Distrikten und den beiden Provinzhauptstädten ermöglichen. „Strom verbessert den Lebensstandard der Bevölkerung spürbar, er ermöglicht den Menschen, kleine Betriebe zu gründen und so Einkommen zu erzielen“, sagt Andreas Schneider, der das KfW-Büro Kabul leitet.
Lesen Sie unter der Bildergalerie weiter.
Entwicklungszusammenarbeit in Krisengebieten
DR Kongo
Wilderer schlachten Elefanten in Nationalparks, verzehren das Fleisch und schlagen aus dem Elfenbein Profit. Auch der Bestand an Wildtieren wie Nashörnern, östlichen Flachlandgorillas oder Okapis verringert sich, nicht zuletzt durch marodierende Rebellengruppen. Immer wieder kommt es in den Nationalparks zu tödlichen Überfällen auf Parkmanager und Ranger. Das Foto zeigt Wildhüter Erik Mararv, der von Elefantenwilderern angeschossen wurde. Drei seiner Kollegen starben. Die KfW unterstützt das Management von sechs Naturschutzgebieten, teilweise in Zusammenarbeit mit dem WWF. „Bei den Projekten geht es nicht nur darum, einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten, sondern auch um mehr Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für die Ranger“, sagt Karin Derflinger von der KfW. Gefördert werden eine bessere Ausbildung der Ranger, Ausrüstung und Maßnahmen zum Schutz der Tiere in ihrem natürlichen Umfeld.

Sicherheitslage
KfW-Mitarbeiter und lokale Baufirmen riskieren ihr eigenes Leben. Die Zahl der Anschläge hat sich in den letzten Monaten erhöht. Einige Gebiete stehen nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung.
Handel und damit wirtschaftliche Entwicklung wird durch Infrastruktur ermöglicht, etwa durch den Ausbau der Nationalstraße, die die Regionen im Norden und Nordosten des Landes miteinander verbindet, oder den Bau des internationalen Flughafens Mazar-e Sharif. Zugang zu Beschäftigung erhalten junge Afghaninnen und Afghanen durch Berufsbildungsprojekte, wie beispielsweise den Bau und die Ausstattung von drei Berufsschulen in Tachta Pul bei Mazar-e Sharif.
Daneben fördert der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank Wasserprojekte in Afghanistan, wie zum Beispiel in der Hauptstadt Kabul. Pumpstationen und Leitungen werden gebaut, um die Stadtbewohner Kabuls mit Trinkwasser zu versorgen. Auch in den Distriktstädten in den Nordprovinzen sorgen die über die KfW finanzierten Investitionen für verlässliche Wasserversorgung. „Frauen und Mädchen brauchen dann nicht mehr über gefährliche Wege zu den entfernten Wasserstellen gehen, um dort das ohnehin häufig bakteriell belastete Wasser zu holen“, sagt Andreas Schneider. „Das trägt wesentlich zu mehr Gesundheit und einer höheren Lebensqualität bei.“
Bei der Arbeit an diesen Projekten riskieren die Experten in Afghanistan immer wieder auch ihr eigenes Leben. KfW-Mitarbeiter, internationale Berater und lokale Baufirmen sind in den sehr sicherheitskritischen Gebieten einer ständigen Gefahr ausgesetzt. „Ein Anschlag kann an jedem Tag, zu jeder Zeit und an jedem Ort passieren, auch das Entführungsrisiko ist sehr hoch“, sagt Andreas Schneider. Die Sicherheitslage habe sich dramatisch verschlechtert, und die Zahl der Anschläge und Selbstmordattentate habe sich erhöht. Dass einige Gebiete nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung stehen und dadurch einzelne Projektregionen auf dem Landweg nicht mehr erreichbar sind, verschlimmert laut dem Leiter des KfW-Büros die Lage.
Quelle

Dieser Artikel ist eine Ergänzung zur Fotostrecke über Entwicklungszusammenarbeit in CHANCEN Herbst/Winter 2017 „Mut“.
Zur AusgabeDurch den Einsatz neuer Techniken und Methoden wird daher versucht, das Risiko für die Mitarbeiter vor Ort weitestgehend zu minimieren. „Dank sogenannter Remote Monitoring Apps können wir aus der Ferne Baufortschritte beobachten, ohne dass ständig jemand an die Baustellen in den gefährdeten Gebieten reisen muss“, sagt Andreas Schneider.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 12. Dezember 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 6: Wasser und Sanitärversorgung für alle
Ohne Wasser kein Leben! Wir benötigen es als Trinkwasser, aber auch in der Landwirtschaft, um Nahrungsmittel zu produzieren. Die Vereinten Nationen haben daher 2008 den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Menschenrecht anerkannt. Dennoch müssen 748 Millionen Menschen noch immer ohne sauberes Trinkwasser auskommen. Nach Schätzungen sterben deswegen an einem einzigen Tag weltweit 5.000 Kinder. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Quelle: www.17ziele.de

Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
Datenschutzgrundsätze
Wenn Sie auf eines der Icons der hier aufgeführten klicken, werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise