Magnosco-Apparat scannt Arm
Diagnostik

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Dem Hautkrebs schneller auf der Spur

Wenn Leberflecken sich in Form oder Farbe verändern, entnehmen Hautärzte oft Gewebeproben, um Hautkrebs ausschließen zu können. Doch ist das immer nötig? Die Magnosco GmbH hat ein Gerät entwickelt, das mittels Kombination aus Laserlicht und künstlicher Intelligenz die Hautkrebsdiagnose erleichtert.

Video: 2018 erläuterte die damalige Geschäftsführerin Inga Bergen die Magnosco-Technologie für KfW Stories (KfW Bankengruppe/n-tv).

Der Weg zur Magnosco GmbH führt über das ehemalige Gelände der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof. Hier sind die Straßen nach Nobelpreisträgern benannt. 2018 gab es in einem der unscheinbaren Gebäude Grund zum Feiern für das zwölfköpfige Team aus Entwicklern, Biologen und Physikern: Das erste DermaFC, ihr Gerät zur Hautkrebsdiagnostik, wurde an eine Arztpraxis ausgeliefert.

Bis dahin war es ein langer Weg. Schon 2010 dachte der spätere Gründer Dr. Hans-Georg Giering daran, ein Forschungsprojekt zur Dermatofluoroskopie als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen. Bei dem Verfahren handelt es sich um eine Methode zur Erkennung von Hautkrebs mittels Laserlicht. Die Entscheidung, den funktionsfähigen Prototyp zu einem serienreifen Produkt weiterzuentwickeln, führte 2014 zur Gründung von Magnosco. Heute leiten Thomas Diepold und Dr. Sebastian Ahlberg das Unternehmen.

Der Scanner von Magnosco

Der Apparat von Magnosco bringt Melanin zum Leuchten und kann so erkrankte Zellen aufspüren.

Laser bringt Melanin zum Leuchten

Mit jährlich mehr als drei Millionen Fällen weltweit sind Melanome die häufigste Krebsart. Bleiben sie unbemerkt, bilden die Minitumore schnell Metastasen, und die Patienten haben geringe Überlebenschancen. Daher ist die Früherkennung extrem wichtig. Doch auch erfahrene Dermatologen sind nicht immer sicher, ob eine Verfärbung der Haut Grund zur Sorge ist. Meist wird daher eine Gewebeprobe entnommen und im Labor untersucht. Glücklicherweise ist die Auswertung in 90 Prozent der Fälle negativ. Den Patienten bleibt aber nicht nur eine kleine Narbe. Sie haben eine quälende Zeit der Unsicherheit durchlebt, da die Ergebnisse oft bis zu zwei Wochen auf sich warten lassen. Das ist auch wertvolle Zeit, die verloren geht, wenn eine Therapie begonnen werden muss.

Hier setzt Magnosco an. Dr. Sebastian Ahlberg erklärt, was sich im Inneren des entwickelten Geräts abspielt: „Das Melanin in unserer Haut ist für die Pigmentierung verantwortlich. Wir regen die Melaninfluoreszenz in der Haut mit einer besonderen Lasertechnik an und bringen das Melanin damit zum Leuchten. Das abgegebene Licht wird mit einem Detektor eingefangen. Unsere spezielle Methode ist eine Zweiphotonenanregung, dabei werden zwei kurze Energieimpulse schnell nacheinander auf die zu untersuchende Hautstelle gestrahlt. So können wir die Melaninfluoreszenz auswerten, ohne dass sie von der Fluoreszenz anderer Stoffe in der Haut überstrahlt wird. Leuchtet nun das Melanin stärker im grünen oder bläulichen Bereich, ist die Zelle gesund. Stärkere Fluoreszenz im roten Bereich weist auf erkrankte Zellen hin.“

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Algorithmus ermittelt Score

Kombiniert wird diese Form der Untersuchung mit einer künstlichen Intelligenz (KI). Dazu hat Magnosco einen Algorithmus entwickelt, der die Beurteilung der Signale übernimmt und einen Score ermittelt, ob es sich um gesunde oder erkrankte Zellen handelt.Dieser Score unterstützt den Arzt bei der Diagnose. Um künstliche Intelligenz einsetzen zu können, müssen zuerst Daten gesammelt werden. Thomas Diepold erläutert: „Wir haben klinische Studien in der Charité und den Unikliniken in Tübingen und Heidelberg durchgeführt. Hautveränderungen, die Ärzte kritisch beurteilt haben, bilden die Basis. Der Algorithmus ist darauf trainiert, krankhafte Veränderungen zu identifizieren und einen Hinweis zu liefern, ob ein Melanom vorliegt.“

Das Gerät von Magnosco

Die Entwicklungsarbeit an dem Screeninggerät geht weiter.

Seit März 2020 sorgt bei Magnosco der neue Investor CorecamCapital Partners für Rückenwind bei der Weiterentwicklung. Auf der Agenda steht ein DermaFC-Gerät in Miniaturform, zudem soll die Anwendung auf andere Hautkrebstypen ausgeweitet werden. Thomas Diepold ist stolz auf alles, was bisher erreicht werden konnte: „Um ein medizinisches Produkt auf den Markt zu bringen, braucht man nicht nur eine innovative Idee, sondern auch einen langen Atem in der Umsetzung. Wir möchten jedem Arzt diese Diagnoseunterstützung anbieten können und damit helfen, die steigende Hautkrebsrate zu senken. Ich finde es toll, hier an etwas so Wichtigem arbeiten zu können!“

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 18. Oktober 2018, aktualisiert am 16. November 2020.