Madrid
Antonio Bandres Cajal, ICO, Spanien

Antonio Bandres Cajal, ICO, Spanien

„Im ständigen Dialog mit Kollegen in Europa“

Daria Ciriaci (CDP, Italien), Antonio Bandres Cajal (ICO, Spanien) und Jan Klasen (KfW, Deutschland) leiten die Abteilungen für Europaangelegenheiten ihrer nationalen Förderbanken. KfW Stories hat sie eingeladen, über die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Förderbanken und ihre Erfahrungen bei der Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu sprechen. Hier lesen Sie das Interview mit Antonio Bandres Cajal.

Zur Person
Antonio Bandres Cajal, Head of International Financing and EU Affairs

Antonio Bandres Cajal leitet die Abteilung für Europaangelegenheiten der spanischen Förderbank ICO (Instituto de Crédito Oficial).

Beim Ausbruch von Covid-19 spielten Förderbanken eine zentrale Rolle, um die europäische Wirtschaft zu stützen. Wie hat das ICO (Instituto de Crédito Oficial) diese Krise bewältigt?

ANTONIO BANDRES CAJAL: Die Folgen dieser Pandemie hatten plötzliche und weitreichende Auswirkungen auf alle Länder. Daher waren schnelle und schlagkräftige Maßnahmen erforderlich. Die unmittelbare Herausforderung, der wir uns zuerst stellen mussten, um Arbeitsplätze zu sichern und die Wiederbelebung der Wirtschaft zu fördern, war der Liquiditätsengpass bei Selbstständigen, kleinen und mittelständischen (KMU) sowie mittelgroßen Unternehmen, sogenannten Midcaps. Die Rolle des ICO war eine Kombination aus erprobten Verfahren über unser Durchleitungssystem und verschiedenen neuen Instrumenten. Unter all den von uns verwalteten Maßnahmen ist das Garantieprogramm der spanischen Regierung in Höhe von 100 Milliarden Euro besonders hervorzuheben. Es dient zur Sicherung von bis zu 80 Prozent der Darlehen an Unternehmen und Selbstständige, die von der Corona-Krise betroffen waren. Bis zum 19. Mai wurden 84 Milliarden Euro im Rahmen dieser Garantie bewilligt. Aus den neuesten Daten geht hervor, dass spanische Unternehmen in über 500.000 garantierten Darlehensverträgen dieses Programms mehr als 63 Milliarden Euro an Krediten erhalten haben. Als Unterstützung für Start-ups und Unternehmer hat das ICO auch seine Aktivitäten im Bereich Venture Capital ausgebaut, indem es den Unternehmen in seinem Portfolio Liquidität zur Verfügung stellt.

Noch nie haben die EU-Mitgliedstaaten so schnell und in einem solchen Ausmaß wirtschaftliche Gegenmaßnahmen getroffen. Haben die Förderbanken ihre Schritte untereinander abgestimmt?

Wir standen in ständigem Dialog mit unseren Kollegen in Europa, sowohl bilateral als auch über das NEFI (Netzwerk der europäischen Finanzinstitute für kleine und mittlere Unternehmen) und den ELTI (Europäischen Verband langfristiger Investoren). Seit Beginn dieser Krise haben wir den Kontakt mit unseren europäischen Kollegen noch weiter vertieft und unsere jeweiligen nationalen Maßnahmen und unsere Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen miteinander diskutiert.

„Der Schwerpunkt künftiger Finanzierungen sollte auf langfristigen Investitionen liegen.“

Antonio Bandres Cajal, Instituto de Crédito Oficial

Instituto de Crédito Oficial

Das ICO (Instituto de Crédito Oficial) ist ein staatseigenes, dem spanischen Ministerium für Wirtschaft und digitale Transformation unterstelltes Kreditinstitut. Es hat sich zu einem Kreditinstitut entwickelt, das Maßstäbe bei der Finanzierung von KMU sowie von umfangreichen Investitionsprojekten setzt. Das ICO fördert ein inklusives und nachhaltiges Wachstum und unterstützt wirtschaftliche Aktivitäten, die aufgrund ihrer Bedeutung in Bezug auf Soziales, Kultur, Innovation oder Umwelt als förderungswürdig eingestuft werden.

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Was ist die wichtigste Lehre, die Sie aus der Corona-Krise gezogen haben? Welche Rolle können die Förderbanken in der Phase der wirtschaftlichen Erholung und für die künftige Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft spielen?

Die erste Erkenntnis, die wir als ICO aus der Krise gewonnen und mit vielen Unternehmen und Institutionen teilen, ist operativer Art, da die gesamte Organisation quasi über Nacht auf Homeoffice-Betrieb umgestellt werden musste. Dabei konnten wir aus der Not eine Tugend machen. Wir werden diesen neuen Arbeitsalltag bis zu einem gewissen Grad beibehalten und damit sowohl unsere Effizienz steigern als auch unserer sozialen Verantwortung noch besser gerecht werden. Eine zweite Lektion ist, wie Verpflichtungen eine Institution mobilisieren und Druck auf die Personalkapazitäten und das Innovationsstreben ausüben können, sodass neue Strukturen mit anspruchsvollen Zeitvorgaben und Zielen implementiert werden. Dieses antizyklische Reservepotenzial unterstreicht die Bedeutung einer robusten, aktiven und innovativen nationalen Förderbank. Nachdem mithilfe von Liquidität für Betriebsmittel die Wirtschaft unterstützt wurde, können die nationalen Förderbanken in der Erhohlungsphase eine wichtige Rolle im Hinblick auf den dann bestehenden Kapitalisierungsbedarf vieler Unternehmen spielen, indem sie die Private-Equity-Märkte in Sektoren mit hohem Potenzial fördern. Außerdem sollte der Schwerpunkt künftiger Finanzierungen auf langfristigen Investitionen liegen, mit denen die Produktivität und Effizienz gesteigert werden. Dabei muss der Green Deal weiter vertieft werden und neue Projekte sowie Investitionen müssen als Teil einer neuen Wirtschaft, die auf nachhaltigen Prinzipien basiert, in Angriff genommen werden.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 24. Juni 2020.