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Eine leere Plastikflasche schwimmt im Meer knapp unter der Oberfläche.
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Schutz vor Schmutz: Weltmeere in Gefahr

Um das UN-Entwicklungsziel SDG 14 zu verwirklichen, muss eine globale Finanzierungslücke von jährlich rund 150 Mrd. USD gefüllt werden. Die KfW Bankengruppe leistet ihren Teil, um die Lücke zu schließen.

Unter den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist SDG 14, „Leben unter Wasser“, eines der international unterfinanziertesten. Dabei ist der Schutz der Weltmeere eine Voraussetzung für Artenvielfalt, Ernährung und eine Reihe von Wirtschaftszweigen wie etwa die Fischerei. Experten schätzen, dass eine jährliche Finanzierungslücke von rund 150 Mrd. USD besteht, um die Zielsetzungen von SDG 14 bis zum Zieljahr 2030 noch zu erreichen. Gefragt ist aber nicht nur mehr Geld, sondern auch internationale Zusammenarbeit, um die bereitgestellten Mittel aus Geberländern mit den Bedürfnissen in den Partnerländern so effizient wie möglich zusammenzubringen.

„Die Ozeane der Welt leiden derzeit unter drei großen Herausforderungen“, erklärt Kai Wiegler, Meeresschutzexperte in der KfW Bankengruppe. „Zum einen ist die Überfischung zu einem ernsthaften Problem geworden. Über 90 % der weltweiten Fischbestände gelten als maximal genutzt oder bereits überfischt. Dann ist die Verschmutzung ein großes Problem, durch Abwasser ebenso wie durch Abfälle, überwiegend Plastikabfälle. Und schließlich belastet der Klimawandel die Meere. Das Wasser wird wärmer, was unter anderem dazu führt, dass Korallen absterben und sich die Lebensräume vieler Lebewesen verschieben.“

Kleine Fische schwimmen um ein buntes Korallenriff.
Korallenriffe sind ein einzigartiger Lebensraum mit einer großen Artenvielfalt.
Porträt von Kai Wiegler

Das Wasser wird wärmer, was unter anderem dazu führt, dass Korallen absterben und sich die Lebensräume vieler Lebewesen verschieben.

Kai Wiegler, Meeresschutzexperte in der KfW Bankengruppe

Problem: Abfall und Abwasser

Der weltweit starke Anstieg des Verbrauchs von Einweg-Kunststoffprodukten und -verpackungen zusammen mit mangelndem Abfall- und Abwassermanagement hat zu einer starken Belastung der Meere geführt. Um der Abfallproblematik Herr zu werden, hat die KfW zusammen mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der französischen Agence Française de Développement (AFD) 2018 die Clean Oceans Initiative (COI) gegründet. Seitdem haben sich weitere europäische Partner angeschlossen, wie die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) und die Entwicklungsbanken Italiens und Spaniens. Die Initiative nimmt sich vor allem des Plastikmülls in Entwicklungs- und Schwellenländern an, zu dessen Bekämpfung die beteiligten Institute im Februar 2022 das Zusageziel bis zum Jahr 2023 von ursprünglich 2 auf 4 Mrd. EUR verdoppelt haben.

Bis Ende 2022 lag allein der Beitrag der KfW bei rund 882 Mio. EUR. „Wir haben damit bisher 25 internationale Projekte gefördert“, erklärt Dr. Helmut Schön, Sektorökonom und Koordinator für die COI in der KfW Entwicklungsbank. „Das Spektrum reicht von Projekten im Abwasserbereich in Costa Rica und Südafrika über Vorhaben zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Karibik bis zu Abfallmanagementvorhaben in Ägypten und Indonesien.“

Jedes Jahr landen mehr als 8 Mio. Tonnen Plastikmüll im Meer. Dieser Müll bedroht Mündungsgebiete, Korallenriffe, Fische und Millionen Menschen, die vom Meer leben. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern fehlt es vielerorts an einer geregelten Abwasser- und Abfallentsorgung. Genau hier setzt die COI an. Mit der COI werden die Lebensbedingungen der Menschen verbessert und ein Beitrag zum Schutz der Meere geleistet.

Porträt von Dr. Helmut Schön
Dr. Helmut Schön, Sektorökonom und Koordinator für die Clean Oceans Initiative in der KfW Entwicklungsbank

Wie kommt Plastikmüll ins Meer?

Sehen Sie unseren Animationsfilm (3 Minuten)

Animationsfilm Im KfW-Kanal auf Youtube zum Thema Meere von Plastikmüll befreien

Mission Possible: everwave

Mit einer innovativen Idee hilft das Aachener Unternehmen everwave GmbH, Plastikmüll in den Meeren zu reduzieren. Dafür wurde das Ende 2018 gegründete Unternehmen 2021 mit dem „KfW Award Gründen“ ausgezeichnet. Die Idee: Da Plastikmüll vielfach über Flüsse ins Meer gelangt, wird der Müll aus den Flüssen geholt, bevor er das Meer erreicht. Bei seinen „Cleanup Missions“ nutzt everwave zwei Wege: a) ein selbst entwickeltes stationäres Plattformsystem, das Plastikmüll unter Verwendung der Strömung des Flusses leitet und aufnimmt, und b) Müllsammelboote, die bis zu 20 Tonnen pro Tag sammeln und so größere Müll-Hotspots säubern können. Außerdem hat das Unternehmen innovative Recycling-Strategien für Meeres- und Flussmüll entwickelt, mit denen das gesammelte Material verwertet werden kann.

Ein Boot mit großem offenen Laderaum sammelt Müll aus einem Fluss ein
Mit Müllsammelbooten in Flüssen sammelt everwave Plastikmüll ein, bevor er die Meere erreicht.

Karibik: Müll verringern, Arten schützen

Der 2012 ins Leben gerufene Caribbean Biodiversity Fund (CBF) widmet sich dem Naturschutz in der Karibik – einer der artenreichsten Regionen der Erde. Hier leben mehr als 3.000 verschiedene Tierarten, darunter bedrohte Meeresschildkröten sowie seltene Vogel- und Säugetierarten. „Der Regionalfonds bezuschusst in Zusammenarbeit mit nationalen Naturschutzfonds Maßnahmen für den Naturschutz in der Region“, erklärt Vanessa Hartmann, Portfoliomanagerin Biodiversität und Naturressourcen in der KfW Entwicklungsbank. „Über diese skalierbare Finanzierungsplattform ermöglichen wir eine langfristige Finanzierung in den beteiligten Ländern und Territorien und sichern so beispielsweise den Betrieb von Schutzgebieten.“ Das Ziel: die Tier- und Pflanzenwelt schützen und die Verschmutzung zurückdrängen. Die KfW kommt damit auch den Zielsetzungen der Weltnaturkonferenz von Montreal im Dezember 2022 entgegen, die eine deutliche Ausweitung von Schutzgebieten an Land und im Meer vorsieht – im Meer um das Vierfache.

Im Oktober 2022 vereinbarte die KfW den Aufbau einer Fazilität für Kreislaufwirtschaft und Meeresschutz beim CBF und schlägt damit die Brücke zur Clean Oceans Initiative. Hartmann: „Leider schwimmen nicht nur viele Lebewesen in karibischen Gewässern, sondern zunehmend auch Plastikabfälle. Die Karibik ist heute nach dem Mittelmeer das am stärksten verschmutzte Meer weltweit.“ Mit der spezifischen Ergänzung des CBF um die Kreislaufwirtschaftskomponente werden Projekte zu Abfallwirtschaft und Recycling gefördert, um den Eintrag von Plastik ins Meer zu reduzieren. Außerdem soll bereits vorhandener Müll an den Stränden und im Meer gesammelt und geordnet entsorgt oder verwertet werden. „Plastikmüll ist in der Karibik nicht nur ein Abfallproblem, sondern bedroht auch ganz konkret die Artenvielfalt“, so Hartmann.

Stücke von Plastiktüten und zerrissene Fischernetze treiben im Korallenriff.
Zunehmend stecken auch Korallenriffe voll von Plastikabfällen wie Folien und Fischernetzen.

„Leider schwimmen nicht nur viele Lebewesen in karibischen Gewässern, sondern zunehmend auch Plastikabfälle. Die Karibik ist heute nach dem Mittelmeer das am stärksten verschmutzte Meer weltweit.“

Vanessa Hartmann, Portfoliomanagerin Biodiversität und Naturressourcen in der KfW Entwicklungsbank

Fünf Jahre Blue Action Fund

Südafrika, Peru, Ecuador, Costa Rica – das sind die vier größten von 16 Ländern, deren Küsten derzeit von der Arbeit des Blue Action Fund profitieren. Der Meeresschutzfonds feierte 2022 sein fünfjähriges Bestehen. Der als Stiftung organisierte Fonds zielt auf den Schutz der maritimen Artenvielfalt. Dabei arbeitet er bewusst mit Nichtregierungsorganisationen in diesen Ländern zusammen, die sich vor Ort auskennen und die Projekte managen. Mit Hilfe des Fonds werden Meeresschutzgebiete eingerichtet und gepflegt.

Lesen Sie mehr über den Blue Action Fund auf seiner Website (nur englisch) oder in unserer KfW-Story vom Juni 2020 (deutsch).

Mit Projekten wie der Clean Oceans Initiative, dem Caribbean Biodiversity Fund, dem Blue Action Fund und vielen weiteren Instrumenten hat die KfW in den vergangenen Jahren die Mittel für den Meeresschutz erheblich aufgestockt. So leisten wir einen immer größeren Beitrag, um das UN-Ziel SDG 14 zu erreichen. An zahlreichen Projekten sind europäische Partnerorganisationen beteiligt und erhöhen damit die Schlagkraft.