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Unter einem breiten Wasserstrahl formen zwei Hände eine Schale, Wasser fließt darüber hinweg.
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„Wasser spielt eine zentrale Rolle im Klimaschutz“

Extremwetterereignisse nehmen mit dem Klimawandel zu. Starkregen führt zu Überschwemmungen, und lang anhaltende Trockenperioden führen zu regionalem Wasserstress. Der natürliche Klimaschutz kann hier Lösungen bieten. Wasser spielt dabei eine wesentliche Rolle. Unsere Fragen dazu beantworten die KfW-Expertinnen Gudrun Gumb und Luise Thomas.

Ein zu trockener Sommer 2022, zuvor ein vielerorts zu nasser Sommer 2021: Der Klimawandel ist mittlerweile auch in Deutschland spürbar und wirkt sich immer mehr auf die Wirtschaft und das Leben der Menschen aus. In einigen Regionen war 2022 sogar die Versorgungssicherheit mit Wasser gefährdet. Was tut die KfW, um Deutschland widerstandsfähiger gegen klimabedingte Wasserschäden zu machen?

Gudrun Gumb: Die Sensibilität für Wasserthemen zu stärken, ist vor allem ein lokales und damit ein kommunales Thema. Die Akteure vor Ort – Kommunen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen – müssen hier gemeinsam aktiv werden. Neben den eigentlichen wasserwirtschaftlichen Themen gibt es dafür vielfältige Ansatzpunkte für Investitionen in Naturkapital. Gerade das sind aber oft Investitionen, die zu kurz kommen, die nach hinten geschoben werden und für die das Geld dann schlicht nicht mehr reicht.

Luise Thomas: Außerdem sind die positiven Effekte solcher Investitionen vielen Akteuren noch zu wenig bekannt. Hier setzt der Gedanke, den natürlichen Klimaschutz zu stärken, an. Finanzielle Anreize für Investitionen in Naturkapital sind wichtig, aber auch die Sensibilisierung der Akteure vor Ort für diese Zusammenhänge.

„Die Sensibilität für Wasserthemen zu stärken, ist vor allem ein kommunales Thema. Die Akteure vor Ort müssen hier gemeinsam aktiv werden.“

Gudrun Gumb, Produktmanagerin bei der KfW Bankengruppe

Den Beitrag der Natur zum Klimaschutz stärken – Klimaschutz durch Naturschutz. Welche Rolle spielt Wasser dabei?

Gumb: Intakte Ökosysteme wie Moore, Wälder und Grünflächen regulieren den Wasserhaushalt, sie ermöglichen das Speichern und Versickern von Wasser, spenden Schatten und kühlen durch Verdunstung an heißen Sommertagen. Gleichzeitig ist der Zugang zu Wasser zentraler Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems. Alles hängt mit allem zusammen, und Wasser spielt dabei eine zentrale Rolle für funktionierende Ökosysteme. Diese wiederum sind ein wichtiger Baustein zur Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre.

Thomas: Einen konkreten Beitrag hierzu leisten das Entsiegeln und Schaffen naturnaher Grünflächen und Parks, das Pflanzen von Bäumen, das Errichten von Mulden, Zisternen, Rigolen, aber auch Dachbegrünung. Maßnahmen wie diese verbessern die Wasserrückhaltefunktion auf besiedelten Flächen und sorgen dafür, dass mehr Wasser versickern kann. Das ermöglicht die Neubildung von Grundwasser und vermeidet, dass Wasser in die Kanalisation abgeleitet werden muss.

Das heißt, eine KfW-Förderung in diesem Kontext hätte nicht zum Ziel, den Klimawandel an sich zu stoppen, sondern sich auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einzustellen?

Gumb: Nein, ganz so kann man das nicht sehen. Die Möglichkeiten, durch Investitionen in natürlichen Klimaschutz langfristige Kohlenstoffspeicher zu schaffen, sind beträchtlich. Moore, Wälder und Biotope aller Art sind relevante Kohlenstoffsenken und tragen aktiv zum Klimaschutz bei. Gleichzeitig haben diese Flächen die schon erwähnte Pufferfunktion und ermöglichen so eine effektive Anpassung an den Klimawandel. Investitionen in die Natur rentieren sich also in zweifacher Hinsicht. Gerade auf dicht besiedelten und versiegelten Flächen kann man davon nicht genug haben.

Was wären mögliche Beispiele, mit denen eine Förderung in diesem Bereich die Natur in Deutschland widerstandsfähiger gegen klimawandelbedingtes Extremwetter – Trockenheit ebenso wie Überflutungen – machen könnte?

Thomas: Hier gibt es verschiedene Ansatzpunkte für eine Förderung. Da sind zum einen die Unternehmen. Gerade im gewerblichen Bereich, auf Betriebsgeländen, gibt es viele versiegelte Flächen. Durch Investitionen im Bereich des natürlichen Klimaschutzes kann man hier sehr viel erreichen. Dazu zählen unter anderem naturnahe Grün- und Außenanlagen, die Renaturierung von Brachen, das Offenlegen versiegelter Flächen etc. Auch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern, das Sammeln und Nutzen von Niederschlagswasser, ein dezentrales Niederschlags- und Wassermanagement oder die Begrünung von Gebäuden und Dachflächen sind Maßnahmen, die fast jedes Unternehmen leisten kann.

Ein schmaler Fluss fließt diagonal durchs Bild. Hier ist er Teil einer winterlichen Moorlandschaft mit einem kahlen Birkenwald im Hintergrund.
Moore sind ein natürlicher Kohlenstoffspeicher. Wenn sie renaturiert werden, können sie bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen.

„Das Pflanzen von Bäumen, das Sammeln von Niederschlagswasser, ein dezentrales Wassermanagement oder die Begrünung von Dachflächen sind Maßnahmen, die fast jedes Unternehmen leisten kann.“

Luise Thomas, Produktmanagerin bei der KfW Bankengruppe

Gumb: Hinzu kommen natürlich die kommunalen Siedlungsgebiete mit ihren Straßen, Freiflächen und Parks. Zur naturnahen Gestaltung von Außenanlagen oder Parks gehört auf jeden Fall immer die fachgerechte Planung und Pflege der Flächen. Auch die Schulung von Personal und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit sind wichtige Punkte, um hier etwas nachhaltig verändern zu können. Im Rahmen des Programms „Energetische Stadtsanierung“ vergeben wir bereits jetzt Kredite für Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel durch grüne Infrastruktur. Gerne würden wir hier zusammen mit den zuständigen Ressorts über die bestehenden Angebote hinaus weitere gezielte Anreize setzen.

Porträt von Gudrun Gumb
Gudrun Gumb ist seit 2022 Produktmanagerin kommunale Infrastruktur. Ein Fokus ihrer Tätigkeit in der Abteilung Individualfinanzierung und Öffentliche Kunden (IK) ist der natürliche Klimaschutz.
Porträt von Luise Thomas
Luise Thomas ist seit 2015 Produktmanagerin für gewerbliche Umwelt- und Energieprogramme in der KfW Bankengruppe.

KfW-Förderprogramme rund ums Wasser*

Programm-Nr. 201/202 Energetische Stadtsanierung (Kredite):

Modul D: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel durch grüne Infrastruktur, u. a.:

  • Schaffen/Aufwerten von Grün- und Freiflächen
  • Begrünen von Straßen und Plätzen
  • Vernetzen von Grün- und Freiflächen
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Programm-Nr. 230 BMUV-Umweltinnovations­programm (Kredite, Zuschüsse)

Innovative großtechnische Pilotvorhaben in den folgenden Bereichen:

  • Abwasserbehandlung, Wasserbau
  • Bodenschutz
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Programm-Nr. 240/241 KfW-Umweltprogramm (Kredite)

  • Abwasser reinigen, vermindern oder vermeiden
  • Boden und Grundwasser schützen
  • natürliche Klimaschutzmaßnahmen, u. a. im Bereich Niederschlagsmanagement
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* Beschrieben sind nur die wasserbezogenen Komponenten der jeweiligen Förderprogramme. Antragsteller sind Unternehmen, Freiberuflerinnen und Freiberufler und Kommunen über ihre Hausbanken. Ausführliche Förderkriterien und Antragsformulare finden sich jeweils hinter den Links.