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„Manchmal ist es notwendig, schnell hinterherzulaufen“

Wie gelingt es Unter­nehmen, in einem sich schnell wandelnden Umfeld zu bestehen – und wann ist der richtige Zeitpunkt, Veränderungen anzu­stoßen? Einblicke gibt Innovations­forscherin Prof. Dr. Katharina Hölzle im Interview.

Grafisches Portrait von Prof. Dr. Katharina Hölzle
Prof. Dr. Katharina Hölzle (48) leitet das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart.

Frau Prof. Dr. Hölzle, die wirtschaft­liche Lage macht es einigen Unter­nehmen derzeit nicht leicht, aktiv neue Themen voran­zutreiben. Wo sehen Sie die Hinder­nisse?

Die größte Heraus­forderung ist aktuell, dass multiple Krisen zusammen­kommen. Es gab immer schon Krisen und grund­sätzlich sind die Unter­nehmen durch­aus gut darauf vor­bereitet, mit Krisen umzu­gehen. Doch aktuell kommen mehrere solcher Umstände zusammen. Es fehlen Ressourcen, Energie ist ein wichtiges Thema, wir haben einen Fachkräfte­mangel, fehlende Digitalisierung, eine Viel­zahl rechtlicher Verordnungen – die Liste ist lang. Die wesentlichen Fragen, die Unter­nehmen beschäftigen, sind daher: a) Wo fangen wir an? b) Gibt es den besten Weg? Und c) Wie kann ich diesen umsetzen? Ich kenne einige Unter­nehmen, die diese Heraus­forderungen gut oder sogar sehr gut lösen. Bei vielen Unter­nehmen sehe ich allerdings mehr Frage­zeichen als Antworten.

Wie können Unter­nehmen trotz­dem dafür Sorge tragen, dass wichtige Themen angegangen werden?

Dabei spielen Priorisierung und strategische Planung eine ent­scheidende Rolle. Unter­nehmerinnen und Untern­ehmen müssen eine Antwort auf die Frage finden: Wie kann ich wichtige Initiativen – trotz Ressourcen­knappheit – so umsetzen, dass ich auf der einen Seite mein kurz­fristiges Geschäft sichere und vielleicht sogar ausbaue und mich gleich­zeitig zukunfts­sicher im Hinblick auf die nächsten 3, 5, 7, 10 Jahre aufstelle. Neben der Priorisierung ist auch die Unternehmens­kultur sehr wichtig. Es braucht eine Kultur, die Mitarbeitende innovativ sein lässt, aber eben auch klar­macht, das Management, die Leitung setzt das als großes Thema und jeder, jede ist gefragt, mit eigenen Ideen etwas beizu­tragen. So etwas setzt auch unglaubliche Potenziale bei den Mit­arbeitenden frei, weil der Mensch an sich gerne kreativ ist und über neue Ideen sinniert. Wenn es eine Kultur gibt, die das ent­sprechend befördert, dann ist der Weg eigentlich schon halb gegangen.

Spielen die Mit­arbeitenden also auch eine ent­scheidende Rolle bei der Frage, was es in Transformations­prozessen besonders zu beachten gilt?

Genau das ist ein wichtiger Punkt – man muss allen Beteiligten in den ver­schiedenen Funktionen und Hierarchie­stufen klar­machen: Transformation ist nicht einfach und es wird wehtun. Aber es geht nur dann, wenn wir es alle gemeinsam machen. Und wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen, dann können wir es schaffen. Das ist für mich der zentrale Punkt, den ich mir auch für unsere Gesellschaft und für unser Land noch viel mehr wünsche. Ich glaube, dass wir alles mitbringen, um auch in Zukunft ein offenes, lebens­wertes, wirtschaftlich solides Land zu sein. Aber wir werden etwas dafür tun müssen. Es wird nicht der Staat sein und es wird auch kein Unter­nehmen sein, die das bewerk­stelligen können, sondern es kommt auf jeden selbst an. Und wenn wir als Hoch­schulen, als Forschungs­institute, als Unter­nehmen, als Journalisten das vermitteln können, dann haben wir schon einen ganz wichtigen Schritt gemacht.

Wie finde ich als Unter­nehmerin oder Unter­nehmer heraus, wann der richtige Zeit­punkt dafür ist, aktiv zu werden?

Ich glaube, dass wir grund­sätzlich eher zu lange warten. Gleich­zeitig wissen wir aus der Historie: Die Zeit muss auch reif sein für Inno­vation. Ich denke, dass Unter­nehmen, die das Ohr an ihren Kunden haben und sich mit Foresights zum Beispiel aus der Forschung beschäftigen, gut für die Zukunft auf­gestellt sind, weil sie Impulse aus ver­schiedenen Ecken bekommen. Diese Impulse können dann die Ausgangs­basis für eine gemeinsame Diskussion sein – disziplin- und hierarchie­übergreifend: Was davon greifen wir jetzt auf? Haben wir schon eine Lösung dafür? Haben wir Kompetenzen dafür? Die Frage nach dem richtigen Zeit­punkt stellt sich so immer neu und muss auch immer neu beantwortet werden. Manchmal ist es not­wendig, schnell hinterher­zulaufen, und manchmal kann man selbst vorweg­gehen und einen Impuls setzen. Es gibt keine Formel oder Kristall­kugel, die sagt: Und jetzt machen!

Zur Person

Prof. Dr. Katharina Hölzle (48) leitet das Institut für Arbeits­wissenschaft und Technologie­management der Universität Stuttgart. Sie ist außerdem Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Arbeits­wirtschaft und Organisation und als Mentorin für deutsche Start-ups tätig. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Ent­wicklung eines zukunfts­fähigen, resilienten und nach­haltigen Innovations­systems und damit verbunden die Forschung, Aus- und Weiter­bildung im Kontext Technologie, Inno­vation und Digitalisierung. Sie ist davon über­zeugt, dass wir die Heraus­forderungen, denen wir heute und morgen gegen­überstehen, nur mit einer Viel­zahl unter­schiedlicher Expertisen, Erfahrungen und Hinter­gründe bewältigen können.

Podcast mit Prof. Dr. Katharina Hölzle

Grafische Portrait von Dr. Ludwin Monz und Prof. Dr. Katharina Hölzle

In unbeständigen Zeiten müssen Unter­nehmen kontinuierlich umdenken und dabei die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Doch wann ist der richtige Zeit­punkt für Veränderungen? Eine Ein­schätzung dazu geben Dr. Ludwin Monz, CEO von Heidel­berger und die Innovations­forscherin Prof. Dr. Katharina Hölzle.

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