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„Es muss in die Prioritätenliste, sonst passiert es nicht“

Dr. Ludwin Monz ist transformations­erfahren. Der CEO der Heidel­berger Druck­maschinen AG – kurz Heidel­berg – erläutert im Gespräch, wie das Unter­nehmen sich wandelt und auf welche Weise es auch in einem dynamischen Umfeld gelingt, lang­fristige Themen nicht aus den Augen zu verlieren.

Grafisches Portrait von Dr. Ludwin Monz
Dr. Ludwin Monz ist seit April 2022 CEO der Heidelberger Druckmaschinen AG. Zuvor war der promovierte Physiker mehr als 27 Jahre im Bereich Medizintechnik tätig – zuletzt als Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss Meditec AG. Der Wechsel zu Heidelberg reizte ihn, weil die Umbruchsituation des Unternehmens viel Gestaltungsspielraum eröffnet.

Herr Dr. Monz, die Neu­ausrichtung von Heidel­berg hat Ihr Vorgänger bereits 2020 beschlossen. War das aus Ihrer Sicht ein guter Zeit­punkt für einen solchen Schritt?

Eigentlich hat die Neu­ausrichtung von Heidel­berg schon viel früher begonnen, denn mit der Digitalisierung musste sich die gesamte Druck­industrie grundlegend wandeln. Heute gehen rund 70 % der Werbe­ausgaben in digitale Werbung, es werden wesentlich weniger Zeitschriften und Bücher gedruckt – dafür sind Ver­packungen deutlich gefragter als zuvor. Durch die Digitalisierung sind außerdem neue Druck­technologien entstanden und die Prozesse haben sich verändert. Damit musste sich Heidel­berg zwingend neu aufstellen. Die wirtschaft­lichen Heraus­forderungen durch die Corona-Krise haben diesem schon begonnenen Wandlungs­prozess nur einen zusätzlichen Schub verliehen.

Auch in jüngster Zeit wurden die Heraus­forderungen für Unter­nehmen eher größer als kleiner. Wie geht Heidel­berg damit um?

Ich glaube, hier muss man unter­scheiden zwischen Dingen, die kurz­fristig und vorüber­gehend sind, und Dingen, die sich lang­fristig verändern und so bleiben. Wenn wir die Corona-Krise betrachten – das Aller­meiste war vorüber­gehend, aber eine lang­fristige Ver­änderung ist zum Beispiel, wie sich die Arbeits­welt verändert hat. Das ist etwas, was bleiben wird und insofern muss man sich damit sehr intensiv befassen. Auch wenn wir etwa an den Ukraine-Krieg denken, sind beide Aspekte vorhanden. Es gibt kurz­fristig das Thema Energie, das möglicher­weise lang­fristig zu einer völligen Neuauf­stellung führen und so die gesamte Energie- und Industrie­landschaft verändern wird. Die unmittelbare Kurz­fristigkeit, der unmittelbare Effekt ist das, was man auf der einen Seite adressieren muss. Auf der anderen Seite muss man berück­sichtigen, welche Aus­wirkungen es lang­fristig geben wird. Wir versuchen, diese beiden Aspekte auseinander­zuhalten. Bei den Kurzfrist­effekten setzt man in der Unternehmens­welt auf eine Taskforce. Damit adressiert man dann ein bestimmtes Thema, bis es irgendwann wieder vorbei ist. Die Langfrist­dinge erfordern hingegen, dass man die Aufstellung des Unter­nehmens, die Art und Weise, wie man über etwas nach­denkt oder wie man etwas adressiert, grund­legend verändert.

Wie schaffen Sie es, dass solche lang­fristigen Themen wie der Klima­schutz nicht durch kurz­fristige Themen verdrängt werden?

Ich denke, das ist eine Frage der Prioritäten. Man muss dafür sorgen, dass diese Themen auf der Prioritäten­liste weit oben stehen, und sich sowohl in der Unternehmens- als auch in der Projekt­steuerung dafür einsetzen, dass die Heraus­forderungen angegangen werden. Das fängt im Vorstand und beim CEO eines Unter­nehmens an. Er muss diese Priorität setzen und deutlich kommunizieren – zum Beispiel: Klima­schutz und Klima­neutralität ist mir wichtig. Klar ist zudem, dass kurz­fristige Einflüsse von diesen großen Themen ablenken können – sei es, weil die Mittel nicht da sind, oder weil andere Dinge akut erledigt werden müssen. Wir haben bei Heidel­berg klare Ziele für Klima­neutralität formuliert. Wir wollen an unseren Standorten – mit Kompensation – bis 2030 klima­neutral sein und ab 2040 dann ganz ohne Kompensation. Das wird kommuniziert, das weiß jeder Mitarbeitende und dazu gibt es viel zu tun. Wir haben konkrete Maßnahmen definiert, die umgesetzt werden. Deshalb bin ich optimistisch, dass es tatsächlich geschieht. Also es muss in die Prioritäten­liste, sonst passiert es nicht.

Der Transformationsprozess, den Sie beschreiben, ist für Unter­nehmen und deren Geschäfts­führung sicher kein leichtes Vorhaben. Was gilt es zu beachten?

In einer Umbruchsituation gibt es zwei Dinge, um die man sich kümmern sollte: Das alte Geschäft, die alten Prozesse, die alten Produkte – diese müssen erfolg­reich weiter­laufen, weil sie das notwendige Geld einbringen, um als Unter­nehmen fortzu­bestehen. Gleichzeitig muss ich etwas Neues aufbauen, neue Produkte, neue Prozesse, ganz neue Ideen. Auf kultureller Ebene vertragen sich diese beiden Ansätze manchmal nicht so gut. Bei den alten Produkten und Prozessen gibt es Dinge, an die man sich gewöhnt hat, die man schon immer so macht und die gar nicht verändert werden müssen. Bei den neuen hingegen muss man neu denken, neue Wege finden. Ich glaube deshalb, dass es helfen kann, diese beiden Aspekte voneinander zu trennen – organisatorisch und räumlich. Also in einem Unter­nehmen das eine an der einen Stelle machen, das andere an einer anderen Stelle. Man muss es schaffen, Altes loszulassen und Neues auszuprobieren. Das ist ein kultureller Prozess und es geht darum, die Menschen mitzunehmen. Das geschieht, indem man kommuniziert: Was ändert sich – und warum? Entscheidend ist, die Veränderung als Chance zu begreifen und nicht als Bedrohung. Die Technologie nimmt uns nichts weg. Im Gegen­teil: Wir können durch sie Neues erfinden, die Welt weiterentwickeln.

Zur Heidelberger Druckmaschinen AG

Das Unternehmen wurde vor mehr als 170 Jahren gegründet und ist der weltweit größte Hersteller von Bogenoffset-Druck­maschinen. Neben dem Kern­geschäft befindet sich die Heidel­berger Druck­maschinen AG, kurz Heidel­berg, seit einigen Jahren in einem umfassenden Transformations­prozess: Sie expandiert in neue Felder wie E-Mobilität und setzt zunehmend auf neue digitale Geschäfts­modelle – etwa Automatisierungs­lösungen für Druckereien.

Podcast mit Dr. Ludwin Monz

Grafische Portrait von Dr. Ludwin Monz und Prof. Dr. Katharina Hölzle

In unbeständigen Zeiten müssen Unter­nehmen kontinuierlich umdenken und dabei die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Doch wann ist der richtige Zeit­punkt für Veränderungen? Eine Ein­schätzung dazu geben Dr. Ludwin Monz, CEO von Heidel­berger und die Innovations­forscherin Prof. Dr. Katharina Hölzle.

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