Innovativ, wirtschaftlich, klimaneutral – mit diesen drei Schlagworten lässt sich die Energieversorgungsstrategie des Flughafens Memmingen beschreiben. Mit der Kombination von unterschiedlichen Technologien sollen der CO2-Austoß reduziert und größere Unabhängigkeit in der Energieversorgung sichergestellt werden.
Klimaneutral bis 2030 – dieses ehrgeizige Ziel hat sich der Flughafen Memmingen im Unterallgäu für den Betrieb der eigenen Infrastruktur gesetzt. „Wir sind ein Flughafen aus der Region für die Region“, sagt der Geschäftsführer Ralf Schmid. „Deshalb verfolgen wir die Vision des Green Airport Memmingen – auch wenn deren Umsetzung nicht ganz einfach ist. “
„Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, sowohl die Energieeffizienz als auch die Versorgungssicherheit zu steigern und gleichzeitig die Abhängigkeit von externen Energiequellen zu senken“, ergänzt Andreas Müller, Geschäftsführer der Airport Energie Management GmbH, die für die Energieversorgung am Flughafen zuständig ist. Als Tochter des Flughafens Memmingen sowie der auf Energiekonzeption spezialisierten e-con AG wurde das Unternehmen eigens zum Zweck der nachhaltigen Energieversorgung gegründet.
Der erste Schritt zur Umsetzung der Vision – die Entwicklung eines innovativen Energiekonzepts – ist bereits abgeschlossen. Dieses zeigt die Nutzungspotenziale von Power-to-Gas- und Power-to-Liquid-Technologien für den Flughafen auf. Ausgangspunkt für die Konzeption waren fünf regionale Biogasanlagen, in denen aus Gülle und Mist Biogas gewonnen wird. „Bei der Suche nach erneuerbaren Energiequellen für den Betrieb des Flughafens war uns schnell klar, dass das Biogas eine essenzielle Rolle spielen kann“, so Müller.
Als Basis für die nachhaltige Energieversorgung wurde daher der Bau eines Blockheizkraftwerks am Flughafen sowie einer fünf Kilometer langen Leitung zum Transport des Biogases realisiert. Im Blockheizkraftwerk wird das Biogas nun direkt am Flughafen in Strom umgewandelt. Die bei diesem Prozess entstehende Abwärme kann direkt vor Ort genutzt oder in das örtliche Fernwärmenetz eingespeist werden. „Das Blockheizkraftwerk wird den CO2-Ausstoß des Flughafens um rund 1.600 Tonnen pro Jahr reduzieren“, erklärt Peter Waizenegger, Vorstand der e-con AG.
Auf diese neue Infrastruktur gilt es in den kommenden Jahren aufzusetzen. Als Nächstes steht die Gewinnung von Wasserstoff aus Biogas im Fokus. Bis 2030 sollen viele der am Flughafen eingesetzten Fahrzeuge umgerüstet sein und mit Wasserstoff betrieben werden können. Außerhalb des Flughafens ist außerdem eine öffentliche Tankstelle für grünen Wasserstoff geplant. Um deren Kraftstoffbedarf perspektivisch decken zu können, sind zusätzliche Photovoltaik-Anlagen im Konzept vorgesehen. Bis Projektende soll es so auch möglich sein, für die in Memmingen startenden und landenden Flugzeuge nachhaltigen Kraftstoff anzubieten.
„Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir viele einzelne Technologien kombinieren und diese zu einem innovativen Gesamtkonzept zusammenführen“, so Müller von der Airport Energie Management GmbH. Möglich war die Konzeption dieses Vorhabens durch ein größeres Finanzierungspaket der Sparkasse Schwaben-Bodensee, in das auch KfW-Mittel einflossen. Auf lange Sicht ist geplant, den innovativen Ansatz deutschlandweit zu skalieren, um so einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion im Flugverkehr leisten zu können.
Bis die Vision des „Green Airport Memmingen“ Realität wird, sind jedoch noch einige Herausforderungen zu überwinden. Dennoch gibt sich der CEO des Flughafens optimistisch: „Der Bau des Blockheizkraftwerks hat uns darin bestärkt, dass wir mit dem Projekt auf dem richtigen Weg sind. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Flughafen bis 2030 klimaneutral sein wird.“
Gleichzeitig ermutigt er auch andere mittelständische Unternehmen dazu, Vorhaben zur CO2-Einsparung und zum Klimaschutz aktiv anzugehen. Nachhaltig zu sein sei mittlerweile die Voraussetzung, um als Betrieb überlebensfähig zu bleiben. Wer das ignoriere, laufe Gefahr, Kundschaft und Märkte zu verlieren. „Meine Empfehlung ist: Nicht warten. Es wird nicht besser, es wird nicht günstiger, es wird nicht einfacher. Und wir brauchen genau jetzt mutige nachhaltige Projekte“, so Schmid.
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