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Interview mit Prof. Dr. Gerhard Loeschcke zum Thema Altersgerecht Umbauen
Gerhard Loeschcke (Professor der Hochschule Karlsruhe und Obmann des DIN-Ausschusses für den barrierefreien Neubau) hat die KfW bei der Entwicklung des Förderprogramms "Altersgerecht Umbauen" beraten und stand ihr auch bei der Weiterentwicklung des Förderangebots zur Seite.
Warum ist es wichtig, im Wohnungsbestand Barrieren abzubauen? Ist der deutsche Wohnungsbestand "fit" für die Zukunft?
Wegen der prekären Wohnungssituation der Nachkriegsjahre, wurde viel gebaut – vor allem unter dem Gesichtspunkt möglichst schnell den Notstand zu beheben. Im Vordergrund standen daher Sparsamkeit und Funktionsorientierung des Grundrisses und der Ausstattung. Im Wesentlichen gab es einen Einheitstyp von Wohnungsnutzern: die klassische Kleinfamilie, deren Wohnbedürfnisse befriedigt werden musste. Die heutigen Haushaltsstrukturen sind weitaus diversifizierter mit veränderten Wohnbedürfnissen und –vorstellungen – und dies mit steigender Tendenz. Es bedarf also der Anpassung des Wohnungsbestands an diese Entwicklungen, die den Abbau von Barrieren angesichts der Altersstrukturentwicklung notwendig macht.
Es zeigt sich, dass die vorhandenen Strukturen Anpassungen zulassen. Die KfW-Mindeststandards zum Altersgerechten Umbau von Wohnungen geben ein geeignetes Instrument an die Hand, diesen Bestand sukzessive und zielgerichtet zukunftsfähig zu machen.
Gibt es wirklich einen so großen Bedarf an barrierereduzierten Wohnungen in Deutschland?
Prognosen gehen von einem Bedarf von ca. 2,5 – 3 Mio. altersgerechten Wohnungen in naher Zukunft aus. Diesen über den Neubau zu decken, ist wenig realistisch. Es gilt also über den Wohnungsbestand sinnvolle Angebote bereitzustellen.
Ist es sinnvoll, wenn nur einzelne kleinere Umbaumaßnahmen vorgenommen werden? Zum Beispiel könnten Bauherren ein Bad in einer Wohnung im 2.OG schwellenarm sanieren, das Haus hat aber gar keinen Aufzug. Sind Fördermittel in diesem Fall nicht fehlgeleitet eingesetzt?
Es ist sehr sinnvoll, auch ohne Aufzug, Umbaumaßnahmen in der Wohnung vorzunehmen. Während man noch gut Treppen steigen kann, erfordern beispielsweise veränderte ergonomische Ansprüche im Sanitärraum Veränderungen und Anpassungen. So ist vielen älteren Menschen aufgrund der nachlassenden Körperkräfte nicht mehr möglich in die Badewanne ein- und aus dieser auszusteigen. Auch die Flächenverhältnisse, wie man sie standardmäßig im Wohnungsbestand vorfindet, sind derart beengt, dass keine gefahrenfreie Nutzung gewährleistet ist. Kleine Investitionen in den Sanitärraum erlauben es vielen Menschen länger in ihrer eigenen Wohnung zu verbleiben: Ein Haltegriff an der richtigen Stelle montiert, kann schon viel bewirken, ein bodenbündiger Duschplatz gibt Flächen frei, die die Nutzung des ganzen Raumes vereinfachen helfen und sicher machen.
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Loeschcke, Freier Architekt BDA
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Loeschcke hat die KfW bei der Entwicklung des Förderprogramms "Altersgerecht Umbauen" beraten.
Studium | Architektur und Städtebau - TU Berlin |
Promotion | Architektur und Ergonomie - TU Berlin |
Wissenschaftl. Mitarbeit | Institut für Innenraumplanung und Technischen Ausbau - TU Berlin |
Hauptamtliche Professur | Hochschule Karlsruhe Barrierefreies Bauen – Universelles Design Ökologische Bautechnologie |
Büroprofil | Planung, Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Technische Unternehmensberatung |
Kommunikation | Vorträge, Tagungen und Seminare Fachbücher, Fachzeitschriftenbeiträge, Fachinformationsbeiträge |
Gremien | Normungsarbeit: u. a. Obmann DIN 18040, Barrierefreies Bauen Wissenschaftl. Begleitung FuE-Projekte und Indurstrieprojekte |