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Volkswirtschaftliche Wirkungen der KfW

Dr. Velibor Marjanovic (Geschäftsführer KfW IPEX-Bank) erläutert in einem Interview den Sinn einer Förderbank im Allgemeinen und die volkswirtschaftliche Wirkungen der KfW im Besonderen.

Velibor Marjanovic, KfW
Dr. Velibor Marjanovic, Direktor der KfW

Herr Marjanovic, in den Medien wird immer mal wieder darüber diskutiert, ob eine Förderbank wie die KfW noch sinnvoll ist in Deutschland. Wozu braucht man überhaupt Förderbanken?

Eine Förderbank wie die KfW ist letztlich ein politisches, insbesondere ein wirtschafts-, entwicklungs- und klimapolitisches Instrument der Bundesregierung. Der Einsatz von Förderbanken ist überall dort sinnvoll, wo Marktschwächen auftreten, die sich effektiv und effizient mit den spezifischen Instrumenten einer Förderbank mildern lassen. Die KfW bietet je nach Bedarf zinsgünstige Kredite, Garantien, Eigenkapitalbeteiligungen oder Zuschüsse an.

Lassen sich Marktschwächen nicht auch anderweitig beheben? Viele Länder haben gar keine Förderbank…

Alternativ kann eine Regierung auch Gesetze (Gebote und Verbote) oder fiskalpolitische Instrumente steuernd einsetzen, um suboptimale Marktergebnisse zu verbessern. Beides sind allerdings direkte Eingriffe in das Marktgeschehen. Förderbanken setzen dagegen marktschonend Anreize für Verhaltensänderungen und sind daher oftmals das effektivere und flexiblere Instrument. Gerade in jüngster Vergangenheit habenviele Länder eigene Förderbanken gegründet, beispielsweise die British Business Bank oder die portugiesische Instituição Financeira de Desenvolvimento. Der Nutzen von Förderbanken ist international breit anerkannt.

Es wird allerdings bemängelt, dass in Deutschland Marktschwächen oder totales Marktversagen höchstens bei der Finanzierung eines Studiums vorliegt…

Leider stimmt das nicht. Das freie Spiel der Marktkräfte ist wesentlich häufiger suboptimal. Bspw. Gründer, vor allem innovative Start-ups, stoßen immer noch auf große Schwierigkeiten bei der Finanzierung ihrer Vorhaben, etwa weil ihnen die Sicherheiten fehlen. Generell sind kleine und mittlere Unternehmen gegenüber Großkonzernen strukturell benachteiligt, weil ihr Zugang zum Kapitalmarkt erschwert ist. Marktschwächen sind heute zudem zweifellos erkennbar bei der Finanzierung von nationalen und internationalen Umwelt- und Klimaschutzvorhaben oder auch in besonderem Maße in der Entwicklungsfinanzierung. Marktschwächen gibt es also in vielen Bereichen.

Steht die KfW nicht in Konkurrenz zu Geschäftsbanken?

Die KfW und die Geschäftsbanken sind Partner, keine Konkurrenten. Unser Geschäft basiert auf dem Grundprinzip der Subsidiarität. Das bedeutet, dass die KfW sich auf das Beheben von Marktschwächen konzentriert, ohne dabei privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen zu behindern oder zu verdrängen, also kein Crowding-out betreibt.

Wie wird das sichergestellt?

Die KfW tritt im inländischen Fördergeschäft mit ganz wenigen Ausnahmen, beispielsweise in der Kommunalfinanzierung, nicht selbst an Kunden heran, sondern unterstützt Banken – durch günstige Refinanzierung und Risikoübernahme – darin, Finanzierungen anzubieten, die es sonst nicht oder zumindest nicht zu den volkswirtschaftlich erwünschten Konditionen gäbe. Sie agiert nach dem sogenannten Durchleitungsprinzip. KfW-Kredite ergänzen also das Finanzierungsangebot und ermöglichen Vorhaben, die ohne sie zum Teil gar nicht zustande gekommen wären. In Deutschland werden mehr energieeffiziente Häuser gebaut, weil die KfW im Auftrag des Bundes diese Vorhaben fördert, zum Beispiel mit Tilgungszuschüssen.

Was unterscheidet die KfW-Kredite von den anderen?

Die Förderung der KfW ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Das bedeutet, dass wir höchste ökologische, soziale und Standards der Unternehmensführung berücksichtigen – und damit auch Impulse auf dem Markt setzen. Sustainable Finance wird insgesamt immer wichtiger. Beispielsweise hat die KfW im Bereich Umwelt- und Klimaschutz in den vergangenen zehn Jahren weltweit 250 Milliarden Euro zugesagt – ein bemerkenswertes Ergebnis.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die KfW sei zu groß?

Gemessen an der absoluten Bilanzsumme ist die KfW im Vergleich zu den übrigen deutschen Geschäftsbanken tatsächlich groß. Sie rangiert nach der Deutschen Bank und der DZ Bank auf Rang drei. Der Vergleich der Bilanzsummen von Geschäfts- und Förderbanken ist allerdings der falsche Maßstab.

Warum?

Zunächst einmal ist die KfW keine Geschäftsbank, sondern eine Institution, die im staatlichen Auftrag Fördermaßnahmen, insbesondere Finanzierungen, anbietet. Zudem ist der deutsche Bankenmarkt einer der kompetitivsten weltweit. Es gibt hier rund 1.900 Geschäftsbanken. Gleichzeitig sind diese vergleichsweise klein, sodass die KfW naturgemäß groß wirkt. Beispielsweise haben die fünf größten Geschäftsbanken in Deutschland zusammen einen Marktanteil von nur 33 Prozent. In den Niederlanden sind es dagegen 82 Prozent.

Woran kann man die Größe dann festmachen?

Statt die KfW mit Geschäftsbanken zu vergleichen, ist es beispielsweise sinnvoller, die Bilanzsumme von Förderbanken in Relation zur Größe ihrer jeweiligen Volkswirtschaft zu setzen, also zum Bruttoinlandsprodukt. Bei einer solchen Betrachtung bewegt sich die KfW international im normalen Rahmen. Diese Relation lag 2016 für die KfW bei zirka 16 Prozent, in Italien oder Südkorea beträgt das Verhältnis etwa 25 Prozent.

Große Volkswirtschaften dürfen also größere Förderbanken haben?

Sie sollten große Förderbanken haben. Ansonsten können sie keine volkswirtschaftlich relevante Wirkung erzeugen. Gemessen am Finanzierungsvolumen des gesamten deutschen Bankenmarkts liegt das Finanzierungsvolumen der KfW übrigens aktuell bei etwa sechs Prozent. Ordnungspolitisch kommt es nicht auf die Größe einer Förderbank an. Entscheidend ist, dass Förderbanken subsidiär agieren.

Wie sieht das Wachstum der KfW in der Zukunft aus?

Wachstum ist kein Ziel der KfW. International betrachtet wachsen andere Förderbanken sehr viel stärker, etwa in Italien, Frankreich oder Südkorea, aber auch die EIB-Gruppe wächst stärker. Die KfW wächst sehr selektiv und nur dort, wo es den politischen Auftrag gibt. Zum Beispiel wird die Entwicklungsfinanzierung ausgebaut – als Beitrag zu Armuts- und Fluchtursachenbekämpfung sowie zur Erreichung internationaler Klimaziele. Auch der Bereich der Venture-Capital-Finanzierung wird wachsen. Die weiteren KfW-Geschäftsbereiche entwickeln sich analog dem Wirtschaftswachstum, wobei wir uns auf Förderfelder mit hoher politischer Priorität fokussieren. Dazu gehören Umwelt- und Klimaschutz, Infrastruktur, Bildung, Innovation und Digitalisierung.

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